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Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]
Jahrbuch ... / Heidelberger Akademie der Wissenschaften: Jahrbuch 2019 — 2020

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B. Die Mitglieder
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II. Nachrufe
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Grebel, Eva K.: Gustav Tammann-Jundt
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https://doi.org/10.11588/diglit.55176#0214
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B. Die Mitglieder

Cepheiden und setzte sie gemeinsam mit Kollegen zur Bestimmung der Hubble-
Konstanten ein, wobei nicht zuletzt auch die Nutzung des Hubble Weltraumte-
leskops eine wichtige Rolle spielte. Tammann erforschte zudem die Häufigkeit
von Supernovaexplosionen in Abhängigkeit von den Eigenschaften der Galaxien,
in denen sie sich befinden. Mit seinen Mitarbeitern leistete Tammann wichtige
Vorarbeiten zur späteren Entdeckung der beschleunigten Expansion des Univer-
sums.
Über den Wert der Hubble-Konstante gab es eine mehrere Jahrzehnte andau-
ernde Kontroverse. Sandage und Tammann fanden Werte im Bereich von 50 bis
60 km/s/Mpc, während die Gruppe um den Astronomen Gerard de Vaucouleurs
Werte von 80 bis 100 km/s/Mpc favorisierte. In seiner letzten Publikation zu dem
Thema im Jahr 2013 zitierte Tammann einen Wert von (64,3 ± 1,3) km/s/Mpc, der
nahe an dem Wert liegt, der einige Jahre später durch eine unabhängige Methode
vom Planck-Satelliten anhand des kosmischen Mikrowellenhintergrunds gemes-
sen wurde ((67,4 ± 0,5) km/s/Mpc). Auch heute dauert die Kontroverse um den
Wert der Hubble-Konstante an, doch die gegenwärtig diskutierten Werte bewegen
sich im Bereich von 67 bis 74 km/s/Mpc.
Tammanns wichtige Beiträge zur Extragalaktik und Kosmologie führten zu
namhaften Ehrungen wie der Albert-Einstein-Medaille der schweizerischen Al-
bert-Einstein-Gesellschaft im Jahr 2000, dem Tomalla-Preis für Forschungen im
Bereich der Gravitation und Allgemeinen Relativitätstheorie der Tomalla-Stiftung
(2000) sowie der höchsten Auszeichnung der Astronomischen Gesellschaft, der
Karl-Schwarzschild-Medaille (2005). Im Jahr 2001 wurde ein Asteroid nach Tam-
mann benannt. Seit 1991 war Tammann ordentliches Mitglied der Academia Eu-
ropaea und seit 1993 korrespondierendes Mitglied der Heidelberger Akademie der
Wissenschaften. 1995 wurde er zum korrespondierenden Mitglied der Societä Na-
zionale di Scienze, Lettere e Arti in Napoli gewählt und 1998 zum korrespondie-
renden Mitglied der Österreichischen Akademie der Wissenschaften.
Sein Wissen brachte er unter anderem ein als Präsident der Astronomischen
Gesellschaft (1980—1983), als Präsident der Kommission für Galaxien der Inter-
nationalen Astronomischen Union (1988—1991), als Mitglied im Space Telescope
Advisory Team der Europäischen Raumfahrtorganisation ESA, im Rat der Euro-
päischen Südsternwarte (ESO), als Präsident der Internationalen Stiftung für die
Hochalpinen Forschungsstationenjungfraujoch und Gornergrat, als Präsident des
Beirats der Bernoulli-Edition und als Mitglied der Euler-Kommission der Aka-
demie der Naturwissenschaften Schweiz (SCNAT). Zudem leistete er wichtige
Beiträge zur Gründung des International Space Science Institut in Bern.
Tammann wurde durch seine populärwissenschaftlichen Vorträge und seine
Auftritte in Film und Fernsehen auch einem allgemeinen Publikum bekannt. Er
verstand es, komplexe astronomische Konzepte auf verständliche und anschau-
liche Weise zu visualisieren. Besonders eingängig war sein Vergleich des in alle

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