2. Die Bedeutung von Kleinkrediten (Akademiekonferenzen)
Darüber hinaus wurde die Rolle organisationalen Schweigens bei der Verde-
ckung sexualisierter Gewalt im Sport und in der Katholischen Kirche durch die
Vorträge von Prof. Ilse Hartmann-Tews (Institut für Soziologie und Geschlechter-
forschung, Deutsche Sporthochschule Köln) und Prof Dieter Dölling (Institut für
Kriminologie, Universität Heidelberg) analysiert. Die sorgfältigen und faktenrei-
chen Analysen klärten einerseits über die organisationalen Ursachen der Verde-
ckungsmechanismen, insbesondere hierarchische Strukturen, auf, und verwiesen
andererseits zugleich auf die Bedeutung gesellschaftlicher Verharmlosung bzw.
Normalisierung, die das Greifen der Mechanismen überhaupt erst ermöglichen.
Insgesamt bot die Konferenz eine Vielzahl unterschiedlicher Ansätze und Per-
spektiven, die einen gewinnbringenden Blick über den nationalen und fachlichen
Tellerrand ermöglichten. Sie zeigte auf, dass es nicht an der Gewinnung von ins-
truktiven Einzelerkenntnissen mangelt, es jedoch an einer interdisziplinären und
theoretischen Integration weiterhin fehlt.
Dr. Sebastian Starystach, Dr. Kristina Höly, Ragna Heyne
2. Wandel und Transformation vormoderner Kreditmärkte:
Die Bedeutung von Kleinkrediten
Akademiekonferenz vom 28. bis 30. Oktober 2019
Veranstalter: Dr. Stephan Köhler1
1 Lehrstuhl für Mittelalterliche Geschichte, Universität Mannheim
Ökonomisches Wachstum und die Entwicklung von Finanzinstitutionen und Kre-
ditmärkten, die Kapital gegen Sicherheiten und durchsetzbare Verträge bereitstel-
len, sind eng miteinander verzahnt. Wir wissen allerdings erstaunlich wenig, wie
diese Kreditmärkte funktioniert haben und wie der Zugang zu Kredit, vor allem
für die ärmeren Schichten, also für den Großteil der historischen Bevölkerung
vormoderner europäischer Gesellschaften, ausgesehen hat. Um diese Fragen zu
beantworten wurde an der Heidelberger Akademie der Wissenschaften eine inter-
disziplinäre Konferenz abgehalten.
Während ökonomische Zugänge bei der Untersuchung der Entstehung neuer
Finanzinstitutionen wie Banken in erster Linie auf Pfadabhängigkeiten (path-de-
pendencies') verweisen, betonen historische Erklärungen zunehmend die Bedeu-
tung informeller Kreditnetzwerke und informeller Finanzdienstleister für diese
Entwicklungen (institutionelle Komplementarität), die möglicherweise die Ent-
stehung von Banken erst durch ihr Vorhandensein ermöglichten. Diese Konferenz
widmete sich daher gleichermaßen der Transformation der Institutionen wie auch
409
Darüber hinaus wurde die Rolle organisationalen Schweigens bei der Verde-
ckung sexualisierter Gewalt im Sport und in der Katholischen Kirche durch die
Vorträge von Prof. Ilse Hartmann-Tews (Institut für Soziologie und Geschlechter-
forschung, Deutsche Sporthochschule Köln) und Prof Dieter Dölling (Institut für
Kriminologie, Universität Heidelberg) analysiert. Die sorgfältigen und faktenrei-
chen Analysen klärten einerseits über die organisationalen Ursachen der Verde-
ckungsmechanismen, insbesondere hierarchische Strukturen, auf, und verwiesen
andererseits zugleich auf die Bedeutung gesellschaftlicher Verharmlosung bzw.
Normalisierung, die das Greifen der Mechanismen überhaupt erst ermöglichen.
Insgesamt bot die Konferenz eine Vielzahl unterschiedlicher Ansätze und Per-
spektiven, die einen gewinnbringenden Blick über den nationalen und fachlichen
Tellerrand ermöglichten. Sie zeigte auf, dass es nicht an der Gewinnung von ins-
truktiven Einzelerkenntnissen mangelt, es jedoch an einer interdisziplinären und
theoretischen Integration weiterhin fehlt.
Dr. Sebastian Starystach, Dr. Kristina Höly, Ragna Heyne
2. Wandel und Transformation vormoderner Kreditmärkte:
Die Bedeutung von Kleinkrediten
Akademiekonferenz vom 28. bis 30. Oktober 2019
Veranstalter: Dr. Stephan Köhler1
1 Lehrstuhl für Mittelalterliche Geschichte, Universität Mannheim
Ökonomisches Wachstum und die Entwicklung von Finanzinstitutionen und Kre-
ditmärkten, die Kapital gegen Sicherheiten und durchsetzbare Verträge bereitstel-
len, sind eng miteinander verzahnt. Wir wissen allerdings erstaunlich wenig, wie
diese Kreditmärkte funktioniert haben und wie der Zugang zu Kredit, vor allem
für die ärmeren Schichten, also für den Großteil der historischen Bevölkerung
vormoderner europäischer Gesellschaften, ausgesehen hat. Um diese Fragen zu
beantworten wurde an der Heidelberger Akademie der Wissenschaften eine inter-
disziplinäre Konferenz abgehalten.
Während ökonomische Zugänge bei der Untersuchung der Entstehung neuer
Finanzinstitutionen wie Banken in erster Linie auf Pfadabhängigkeiten (path-de-
pendencies') verweisen, betonen historische Erklärungen zunehmend die Bedeu-
tung informeller Kreditnetzwerke und informeller Finanzdienstleister für diese
Entwicklungen (institutionelle Komplementarität), die möglicherweise die Ent-
stehung von Banken erst durch ihr Vorhandensein ermöglichten. Diese Konferenz
widmete sich daher gleichermaßen der Transformation der Institutionen wie auch
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