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Jahrbuch ... / Heidelberger Akademie der Wissenschaften: Jahrbuch 2019 — 2020

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D. Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses
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II. Das WIN-Kolleg
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Sechster Forschungsschwerpunkt „Messen und Verstehen der Welt durch die Wissenschaft“
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9. Zählen und Erzählen. Spielräume und Korrelationen quantitativer und qualitativer Welterschließung
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https://doi.org/10.11588/diglit.55176#0383
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D. Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses

baren wissenschaftlichen Methoden, sondern Wahrnehmungsmodalitäten oder
Erschließungskategorien repräsentieren und 2. dass „Quantifizieren“ und „Deu-
ten“ in der Erschließung von Texten aber auch formalen Systemen oder natürli-
chen Prozessen immer schon Zusammenhängen.
Darauf aufbauend wurden zwei Hauptfragen formuliert: 1. Weist nicht bereits
jedes wissenschaftliche Objekt per se sowohl „quantitative“ als auch „qualitative“
Merkmale auf, wodurch jede Wissenschaft auf beide methodischen Zugänge zu-
rückgeworfen ist, will sie zur Erfassung dieses Objekts beitragen? In welchem Ver-
hältnis stehen also Untersuchungsgegenstand, Methode und Erkenntnis? 2. Wenn
die Attribute „quantitativ“ und „qualitativ“ nicht der Bestimmung abgrenzbarer
wissenschaftlicher Methoden dienen können, sondern Erschließungskategorien
repräsentieren, was ist dann eigentlich eine wissenschaftliche Methode? Und wie
klassifizieren wir künftig in Geistes-, Formal- und Naturwissenschaften unsere
Methoden, wenn nicht mit den Begriffen „quantitativ“ und „qualitativ“?
Letztlich ging es auch darum, in- und außerhalb des WIN-Kollegs eine wis-
senschaftstheoretische Diskussion anzustoßen, die einen Beitrag leisten kann zur
Entwicklung einer „gemeinsamen“ inter- sowie transdisziplinären Sprache und
Vorstellung davon, wie die Begriffe und Methoden entstanden sind, welche Be-
deutung sie haben. Daher sollte auch ergänzend zur Untersuchung der Begriffe
„Quantitas“ (Größe/Menge) und „Qualitas“ (Beschaffenheit), wie sie denkhisto-
risch auf Aristoteles’ Kategorien-Schrift zurückgehen, die bislang wenig beachtete
Erschließungskategorie der „Relatio“ (Bezogenheit) in die Methodendiskussion
eingeführt werden. Denn das an die Relation gebundene „ins Verhältnis setzen“,
um Erkenntnis und Wissen zu generieren, ist allen im WIN-Kolleg vertretenen
Disziplinen als der Methode zugrundeliegende Kategorie gemein.
Kategorien wurden als Wirklichkeits- und/oder Erkenntnisformen betrachtet,
die es ermöglichen Wissen über das Sein der Dinge, des Lebens und der Welt zu
erlangen. Die „Relation“ war zunächst als eine der Kategorien, später aber auch mit
anderen Kategorien vermischt oder allen Kategorien übergeordnet beschrieben
worden. Sog. „Relativa“ sind Dinge, deren Sein auf etwas bezogen ist (wie doppelt
auf halb oder hell auf dunkel) und solche, auf die etwas anderes bezogen ist (wie
das Wiss-bare auf das Wissen). Nicht nur bspw Menge, Temperatur oder Kausali-
tät lassen sich allein über den Bezug fassen — „viel—wenig“, „warm —kalt“, „Ursa-
che-Wirkung“, auch andere „Quantitäten“ und „Qualitäten“ müssen in Bezug zu
etwas gesetzt sein, soll Erkenntnis generiert werden. So hat die Zahl 2 allein, ohne
das Wissen um andere Zahlen und den Bezug zu diesen keine Bedeutung für uns.
Auch die Farbe „rot“ erschließt sich nur, wenn man bspw. andere Farben kennt
und ins Verhältnis setzt. Diese Überlegungen sollen nun wissenschaftstheoretisch
nutzbar gemacht werden.
Die Forschungsarbeit erfolgte dabei auf zwei Ebenen: 1. auf der Ebene einer
theoretisch-methodischen Metareflexion und 2. auf der Ebene einer interdiszip-

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