Klöster im Hochmittelalter
Einen weiteren Aspekt eröffnete Vanina Kopp (Paris) mit ihrer Betrachtung
der politischen Ratgeber am französischen Königshof unter Karl V und Karl VI.
Vertreter verschiedener Disziplinen fanden sich am Hof ein und versuchten, die
Könige durch ihre Autorenschaft zu überzeugen. So waren vor allem unter Karl V
Juristen und Theologen wichtige Impulsgeber, sein Sohn Karl VI. zog auch Astro-
logen hinzu. Besonders Religiöse konkurrierten um die Einflussnahme am Hof, so
etwa universitäre Kleriker oder auch zölestinische Ordensvertreter. In ihrem Vor-
trag wurde zudem deutlich, dass Innovationsimpulse nicht zwangsläufig eine Er-
folgsgeschichte darstellen, sondern eine Umsetzung auch durch äußere Einflüsse
- wie etwa die Geisteskrankheit eines Königs - korrumpiert werden konnte.
Den spätmittelalterlichen Herzogtümern Mecklenburg sowie Pommern
widmete sich Andreas Rüther (Bielefeld) und zeigte in seinem Vortrag auf, wel-
che gesellschaftliche Relevanz die Innovationen der dort ansässigen religiösen
Gemeinschaften hatten. Mit dem Aufkommen sogenannter neuer Orden, Zis-
terzienser, Prämonstratenser, aber auch Bettelorden, entwickelte sich eine starke
Verflechtung mit regionalen Adelseliten sowie eine vermehrte Einbindung in die
agrarisch geprägte Ständegesellschaft. Die Klöster passten ihre Existenzform den
regionalen Gegebenheiten an und standen somit in einer klaren wechselwirken-
den Beziehung zu ihrer Außenwelt.
Die Frage nach Einfluss und Bedeutung prominenter Religiöser auf Inno-
vations- und Transferleistungen behandelte Knut Görich (München) zu Beginn
der vierten Sektion anhand des Verhältnisses Kaiser Ottos III. und des Eremiten
Romuald von Camaldoli. Anhand der Anekdote über das Treffen beider im Jahr
1001 in Ravenna, bei dem Otto ein Gelübde zur Weltentsagung abgelegt haben
soll, demonstrierte er die von Romualds Biographen unterschiedlich interpretierte
Innovationskraft seiner mönchisch-eremitischen Lebensform.
Mit Katharina von Siena als Impulsgeberin für die deutsche Dominikanerob-
servanz des 15. Jahrhunderts befasste sich Claire Taylor Jones (Notre Dame, USA).
Anhand der volkssprachlichen Übersetzung der Vita Katharinas von Raimund von
Capua, der Drittordensregel von „Sant Dominikus Buß“ sowie des liturgischen
Offiziums „Immortali laude“ veranschaulichte sie, dass sich in Süddeutschland
ein Bild Katharinas durch verschiedene Texte verbreitete und innovative Impulse
gab, sie jedoch als historische Person keinen Einfluss auf die Observanzbewegung
ausübte. In der Diskussion wurde erneut betont, dass Katharinas direktes Wirken -
etwa durch eigene Schriften - im Süddeutschland dieser Zeit nicht fassbar sei und
unmittelbare Impulse durch Katharina nicht nachgewiesen werden können.
Über die Wirkkraft von Franziskus von Assisi als Ordensstifter auf die fran-
ziskanische Identität im 13. und 14. Jahrhundert sprach Jens Röhrkasten (Birming-
ham). Hierbei verdeutlichte er die Wahrnehmung Franziskus’ innerhalb des
Ordens, die sich in zwei Narrative spaltete. Einerseits war seine Erhöhung zum
Symbol des alter Christus identitätsstiftend, andererseits wurde der Schwerpunkt
97
Einen weiteren Aspekt eröffnete Vanina Kopp (Paris) mit ihrer Betrachtung
der politischen Ratgeber am französischen Königshof unter Karl V und Karl VI.
Vertreter verschiedener Disziplinen fanden sich am Hof ein und versuchten, die
Könige durch ihre Autorenschaft zu überzeugen. So waren vor allem unter Karl V
Juristen und Theologen wichtige Impulsgeber, sein Sohn Karl VI. zog auch Astro-
logen hinzu. Besonders Religiöse konkurrierten um die Einflussnahme am Hof, so
etwa universitäre Kleriker oder auch zölestinische Ordensvertreter. In ihrem Vor-
trag wurde zudem deutlich, dass Innovationsimpulse nicht zwangsläufig eine Er-
folgsgeschichte darstellen, sondern eine Umsetzung auch durch äußere Einflüsse
- wie etwa die Geisteskrankheit eines Königs - korrumpiert werden konnte.
Den spätmittelalterlichen Herzogtümern Mecklenburg sowie Pommern
widmete sich Andreas Rüther (Bielefeld) und zeigte in seinem Vortrag auf, wel-
che gesellschaftliche Relevanz die Innovationen der dort ansässigen religiösen
Gemeinschaften hatten. Mit dem Aufkommen sogenannter neuer Orden, Zis-
terzienser, Prämonstratenser, aber auch Bettelorden, entwickelte sich eine starke
Verflechtung mit regionalen Adelseliten sowie eine vermehrte Einbindung in die
agrarisch geprägte Ständegesellschaft. Die Klöster passten ihre Existenzform den
regionalen Gegebenheiten an und standen somit in einer klaren wechselwirken-
den Beziehung zu ihrer Außenwelt.
Die Frage nach Einfluss und Bedeutung prominenter Religiöser auf Inno-
vations- und Transferleistungen behandelte Knut Görich (München) zu Beginn
der vierten Sektion anhand des Verhältnisses Kaiser Ottos III. und des Eremiten
Romuald von Camaldoli. Anhand der Anekdote über das Treffen beider im Jahr
1001 in Ravenna, bei dem Otto ein Gelübde zur Weltentsagung abgelegt haben
soll, demonstrierte er die von Romualds Biographen unterschiedlich interpretierte
Innovationskraft seiner mönchisch-eremitischen Lebensform.
Mit Katharina von Siena als Impulsgeberin für die deutsche Dominikanerob-
servanz des 15. Jahrhunderts befasste sich Claire Taylor Jones (Notre Dame, USA).
Anhand der volkssprachlichen Übersetzung der Vita Katharinas von Raimund von
Capua, der Drittordensregel von „Sant Dominikus Buß“ sowie des liturgischen
Offiziums „Immortali laude“ veranschaulichte sie, dass sich in Süddeutschland
ein Bild Katharinas durch verschiedene Texte verbreitete und innovative Impulse
gab, sie jedoch als historische Person keinen Einfluss auf die Observanzbewegung
ausübte. In der Diskussion wurde erneut betont, dass Katharinas direktes Wirken -
etwa durch eigene Schriften - im Süddeutschland dieser Zeit nicht fassbar sei und
unmittelbare Impulse durch Katharina nicht nachgewiesen werden können.
Über die Wirkkraft von Franziskus von Assisi als Ordensstifter auf die fran-
ziskanische Identität im 13. und 14. Jahrhundert sprach Jens Röhrkasten (Birming-
ham). Hierbei verdeutlichte er die Wahrnehmung Franziskus’ innerhalb des
Ordens, die sich in zwei Narrative spaltete. Einerseits war seine Erhöhung zum
Symbol des alter Christus identitätsstiftend, andererseits wurde der Schwerpunkt
97