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Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]
Jahrbuch ... / Heidelberger Akademie der Wissenschaften: Jahrbuch 2019 — 2020

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B. Die Mitglieder
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I. Antrittsreden
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Manfred Berg
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https://doi.org/10.11588/diglit.55176#0177
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Antrittsrede von Manfred Berg

ausschließlich zum Bürgerkrieg arbeiten. Die Freiheit der Forschung und die
Möglichkeit, sich immer wieder neuen Themenfeldern zuwenden zu dürfen, sind
die größten Privilegien unseres Berufes, von denen ich auch weiterhin ausgiebig
Gebrauch machen möchte.
Gleichwohl ist, zumindest in der Rückschau, doch ein roter Faden erkenn-
bar, der meine wissenschaftliche Arbeit durchzieht, nämlich das Interesse an der
Geschichte der Demokratie und insbesondere ihrer Gefährdungen. Meine Ma-
gisterarbeit behandelte den Zusammenbruch der Weimarer Republik als kausal-
theoretisches Problem, meine Dissertation den Versuch, die Weimarer Republik
mit amerikanischer Hilfe ökonomisch, finanziell und politisch zu stabilisieren.
In meiner Habilitationsschrift ging es um den Kampf einer unterdrückten Min-
derheit um demokratische Rechte und Teilhabe, übrigens ein Thema, das in letz-
ter Zeit wieder in bedenklicher Weise an Aktualität gewonnen hat. Auch meine
Studien zur Fynchjustiz sind in gewisser Hinsicht ein Beitrag zur Geschichte
der Demokratie, denn ich deute diese als Populär Justice und als Rebellion gegen
das staatliche Gewaltmonopol im Namen demokratischer Partizipationsansprü-
che - eine These, mit der ich mir nicht nur Freunde gemacht habe. Und in mei-
nem letzten Buch, einer Biografie des US-Präsidenten Woodrow Wilson, geht
es zentral um den Versuch einer Neuordnung der Welt unter dem Banner der
Demokratie. Im Moment interessiert mich vor allem der Prozess des Vertrau-
ensverlustes in die Autorität politischer Institutionen, den nicht nur die USA seit
Jahrzehnten erleben.
Autorität und Vertrauen in der amerikanischen Kultur lautet das Thema eines
interdisziplinären DFG-Graduiertenkollegs, das seit 2017 am Heidelberg Center
for American Studies angesiedelt ist und dessen Sprecher ich bin. Vielleicht ergibt
sich später einmal die Gelegenheit, vor der Akademie über diese Forschungen zu
berichten. Ich eiwähne das Kolleg auch, um zu unterstreichen, dass ich, bei aller
Liebe zur Geschichtswissenschaft, immer für interdisziplinäre Zusammenarbeit
offen gewesen bin und bleiben werde. Den Rahmen dafür haben die interdiszipli-
nären Institute und Zentren für die Amerikastudien abgegeben, an denen ich tätig
war bzw. bin, aber meine thematischen und theoretischen Interessen gehen weit
über die USA hinaus. Dafür dass Sie mir mit der Wahl in die Heidelberger Akade-
mie der Wissenschaften die Möglichkeit eröffnen, meinen geistigen Horizont noch
einmal zu erweitern und die Forschungen der herausragenden Wissenschaftlerin-
nen und Wissenschaftler unseres Bundeslandes kennenzulernen, bin ich Ihnen
besonders dankbar. Ich kann nur hoffen, dass auch ich etwas zur intellektuellen
Bereicherung dieser Akademie werde beitragen können. Der Vertrauensvorschuss,
den Sie mir gewähren, ehrt mich sehr.

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