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Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]
Jahrbuch ... / Heidelberger Akademie der Wissenschaften: Jahrbuch 2019 — 2020

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B. Die Mitglieder
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I. Antrittsreden
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Manfred Berg
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B. Die Mitglieder

renden und guten Freunden gefunden. Es erfüllt mich mit Stolz, dass ich zwei
Jahre lang der Philosophischen Fakultät als Dekan vorstehen durfte. Auch wenn
ich gerne zu Forschungs- und Gastaufenthalten in die USA reise, Heidelberg
bleibt für mich der Ort, wo ich mich als Mensch und als Wissenschaftler zu-
hause fühle.
Mein Fachgebiet, die Geschichte der USA, hatte in Europa lange einen
schweren Stand, galt es doch als ausgemacht, dass die Amerikaner weder eine
respektable eigene Geschichte noch überhaupt einen echten Sinn für Geschichte
hätten. Wo sie die Geschichte der alten Welt nicht ganz loswerden könnten, be-
fand der Schweizer Kulturhistoriker Jacob Burckhardt in seinen Weltgeschichtlichen
Betrachtungen, hänge sie ihnen wie Trödel an. Angesichts der unleugbaren Tatsache,
dass die USA spätestens seit Anfang des 20. Jahrhunderts die Geschichte der Welt,
Europas und insbesondere auch Deutschlands maßgeblich beeinflusst haben, hat
sich solch alteuropäischer Dünkel freilich erledigt. Nun will ich aber gar nicht für
mich in Anspruch nehmen, immer schon ein Vorkämpfer für die Amerikanische
Geschichte gewesen zu sein. Als Student interessierten mich zunächst einmal die
europäische und deutsche Geschichte und insbesondere die Weimarer Republik.
Es war meine Dissertation zu den deutsch-amerikanischen Beziehungen in der
Ara Stresemann, die mich an die Geschichte der USA heranführte. Als wissen-
schaftlicher Mitarbeiter am John-F.-Kennedy-Institut für Nordamerikastudien
der FU und am Deutschen Historischen Institut in Washington ging ich diesen
Weg dann konsequent weiter. Das Thema meiner Habilitationsschrift, der Kampf
der afroamerikanischen Minderheit um das Wahlrecht, war ganz wesentlich von
der unmittelbaren Anschauung geprägt, wie komplex und konfliktbeladen die
Rassenbeziehungen in der amerikanischen Gesellschaft auch nach den großen
Bürgerrechtsreformen der Sechzigerjahre geblieben sind. Bis heute gehören die
Geschichte der Rassendiskriminierung und der Bürgerrechtsbewegung zu mei-
nen Interessensschwerpunkten.
Ansonsten jedoch fällt es mir gar nicht leicht, Ihnen meine wissenschaftliche
Arbeit in wenigen Worten darzustellen. Ein Blick auf meine Publikationen könnte
sogar den Eindruck erwecken, ich sei ein veritabler Eklektiker, denn Sie finden
dort Bücher und Aufsätze zur US-Außenpolitik, zur afroamerikanischen Ge-
schichte und zum Rassismus, zur Lynchjustiz und zur Strafjustiz, zur Problematik
historischer Gerechtigkeit, zur Geschichte von Wahlen und Präsidenten, aber auch
zu den Ursprüngen der Sklaverei im 17. Jahrhundert. Für dieses Sammelsurium
gibt es zwei Gründe. Erstens können sich deutsche Amerikahistoriker die in den
USA übliche Spezialisierung gar nicht leisten, weil wir nach meinem Dafürhalten
eine Verpflichtung haben, unseren Studierenden und einer interessierten Öffent-
lichkeit Expertise in der Breite zu bieten. Und zum zweiten habe ich schlicht keine
Lust, mein ganzes Historikerleben mit einem oder zwei Themen zu verbringen,
wie das viele amerikanischen Kolleginnen und Kollegen tun, die beispielsweise

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