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Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]
Jahrbuch ... / Heidelberger Akademie der Wissenschaften: Jahrbuch 2019 — 2020

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B. Die Mitglieder
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I. Antrittsreden
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Ingo Krossing
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https://doi.org/10.11588/diglit.55176#0183
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Antrittsrede von Ingo Krossing

wir das aktivste und zugleich auch selektivste System für diesen Prozess in der
Hand. Aber ich habe ganz grundlegend nicht verstanden, warum dies überhaupt
funktionieren sollte. Die Elementarschritte sollten thermodynamisch gar nicht ab-
laufen. Allerdings gab es eben auch keine saubere quantitative vereinheitlichende
Theorie, die das Maß an in einer Umgebung induzierten Säurestärke in verschie-
denen chemischen Umgebungen vergleichen konnte. Hier kamen wir nach eini-
gen Überlegungen auf die Idee, die Säurestärke an das Proton in der Gasphase zu
koppeln. Die Referenz zur Gasphase ermöglicht den Vergleich über Mediengren-
zen hinweg. Später haben wir dies auch für das Elektron eingeführt und dann beide
Standardzustände in ihrer zweidimensionalen Ausprägung, der Protoelektrischen
Potentialkarte zusammengeführt. Damit kann man Protonen- und Elektronen-
Transfer - gemeinsam oder isoliert - in verschiedenen chemischen Umgebungen
thermodynamisch sauber miteinander vergleichen. Dies ist sicher der fundamen-
talste Beitrag, den wir bisher in unserem Fach geleistet haben. Ohne die Förderung
durch einen ERG Advanced Grant zum Thema wäre dies nicht gelungen.
Katalyse zur Energiekonversion und Speicherung: Last, not least, möch-
te ich noch kurz unsere Anstrengungen zur Speicherung von elektrischer Energie
in chemischen Bindungen berichten. Hier ist unser Ziel, den aus erneuerbarem
Strom gewonnenen Wasserstoff mit CO2 in katalytischen Verfahren zu flüssigen
Energieträgern zu kombinieren. Und dies nach thermodynamisch optimierten
Reaktionen. Auch hier helfen die zuvor erwähnten WCAs wieder, die Katalyse
besonders effizient zu gestalten.
Blick auf die Lehre: In Bezug auf die Lehre möchte ich zunächst eine
Besonderheit des Studienganges Chemie hinweisen: Immer noch fertigen über
80 % aller Studierenden, die einen M. Sc. Chemie erfolgreich abgelegt haben, eine
Dissertation an. Das bedeutet für uns als Lehrende, dass wir unsere eigenen Mit-
arbeiter direkt ausbilden. Und in der Chemie, wie auch in vielen anderen experi-
mentellen Fächern, ist man ohne qualifizierte Mitarbeiter nichts. D. h., durch gute
Lehre qualifizieren wir zum einen die zukünftigen Mitarbeiter und begeistern sie
zum anderen für das eigenen Fach. Dies ist sicher eine seltene Win-Win-Kombi-
nation für Studierende wie Lehrende.
Dekanat, FAST und Kernteam LivMatS: Im Laufe der Jahre ist es not-
wendig, administrative Funktionen für die Universität zu übernehmen. Hier habe
ich acht Jahre als Prodekan der Fakultät, davon drei Jahre als formaler Leiter der
Chemie gedient. Parallel habe ich sechs Jahre die Freiburg Academy of Science
and Technology FAST geleitet, die eine Schnittstelle zwischen Zivilgesellschaft,
Universität und Wirtschaft bildet. Zudem kam dann noch die Mitarbeit im Kern-
team für unseren seit Januar 2019 aktiven Exzellenzcluster L/cMatS. Daher war es
nach Abgabe des Exzellenzantrages im Februar 2018 notwendig, Abstand von der
Administration zu haben und in einem Forschungssemester wieder voll und ganz
auf die Forschung zu fokussieren.

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