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Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]
Jahrbuch ... / Heidelberger Akademie der Wissenschaften: Jahrbuch 2019 — 2020

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B. Die Mitglieder
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Eigenberger, Gerhart: Ernst Dieter Gilles
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B. Die Mitglieder

erstes eigenständiges Forschungsgebiet, die mathematische Modellierung, dyna-
mische Analyse und Regelung chemisch-verfahrenstechnischer Prozesse, das ihn
auch international bekannt machte.
1968 wurde Ernst Dieter Gilles im Alter von 33 Jahren als ordentlicher Pro-
fessor für Mess- und Regelungstechnik an die Universität Stuttgart berufen, wo
er das Institut für Systemdynamik und Regelungstechnik in der Fakultät Maschi-
nenbau aufbaute und bis zu seiner Emeritierung im Jahr 2005 leitete. „Es war die
unruhige Zeit der achtundsechziger Studentenrevolte, die aber auch die Chance
bot, dass sich starre Strukturen lösten“ schrieb er später. Diese Chancen hat Ernst
Dieter Gilles zielstrebig genutzt, um seine Arbeitsgebiete stetig zu erweitern. Ein
entscheidender Schritt dabei war die Einrichtung des völlig neuen Studiengangs
Technische Kybernetik. Der Studiengang vermittelt mit großem Erfolg Methoden,
um das stationäre und dynamische Verhalten von komplexen Prozessen in ganz
unterschiedlichen Anwendungsbereichen zu analysieren sowie gezielt zu gestalten
und zu steuern. Die Entwicklung der elektronischen Rechner boten dazu die er-
forderlichen leistungsfähigen Werkzeuge.
Ernst Dieter Gilles war maßgebend am Aufbau institutsübergreifender Ko-
operationen beteiligt, um das Potential dieser neuen Werkzeuge zu nutzen. So
entstand unter seiner Führung die DFG-Forschergruppe „Methoden zur Model-
lierung und Berechnung der Dynamik verfahrenstechnischer Prozesse“, die 1992
mit dem Landesforschungspreis von Baden-Württemberg ausgezeichnet wurde.
Die Arbeiten dieser Forschergruppe wurden unter seiner Leitung in dem DFG-
Sondcrforschungsbereich „Rechnergestützte Modellierung und Simulation zur
Analyse, Synthese und Führung verfahrenstechnischer Prozesse“ fortgeführt und
erweitert.
Das Interesse von Ernst Dieter Gilles war aber keinesfalls nur auf die Ana-
lyse und die gezielte Steuerung chemisch-verfahrenstechnischer Prozesse fokus-
siert, sondern betraf auch die Interaktion in soziologischen und insbesondere in
biologischen Systemen. Eine hervorragende Möglichkeit zur Vertiefung seiner
Untersuchungen zur Modellierung und gezielten Beeinflussung von bakteriellen
und tierischen Zellkulturen ergab sich durch den von ihm initiierten Aufbau des
zentralen Forschungsschwerpunkts „Bioverfahrenstechnik“ an der Universität
Stuttgart. Als erster Sprecher dieses Schwerpunkts intensivierte er die fachüber-
greifende Zusammenarbeit auf diesem Gebiet und etablierte in seinem Institut ei-
ne interdisziplinäre Arbeitsgruppe aus Biologen und Ingenieuren. Ziel war es - wie
er schrieb - „das vorhandene biologische Wissen mit einer systemwissenschaftlich
orientierten Denkweise zu verbinden, um zu einer System- und signalorientier-
ten Betrachtung des ganzheitlichen Verhaltens biologischer Funktionssysteme
zu kommen“. Den Schlüssel dazu sah er in der mathematischen Modellierung,
Simulation und Analyse des Verhaltens von geeignet strukturierten biologischen
Funktionseinheiten.

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