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Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]
Jahrbuch ... / Heidelberger Akademie der Wissenschaften: Jahrbuch 2019 — 2020

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D. Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses
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II. Das WIN-Kolleg
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Sechster Forschungsschwerpunkt „Messen und Verstehen der Welt durch die Wissenschaft“
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6. „Working Numbers“: Science and Contemporary Politics
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https://doi.org/10.11588/diglit.55176#0374
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6. „Working Numbers“ (WIN-Programm)

schungsergebnisse zu verstehen sind. Vielmehr müssen sie auch als Instrumente
verstanden werden, mit denen (europa-)politische und gesellschaftliche Realitäten
beeinflusst oder geformt werden können. So konnten bzw. können beispielsweise
quantitative Daten über die EU genutzt werden, um Interventionen der EG/EU
in Politikbereichen mit bislang nationalstaatlichem Kompetenzanspruch argumen-
tativ zu legitimieren.
3. Workshop „Science, Numbers and Politics: ,Scientific Evidence1 and ,Expert Knowledge‘
in Contemporary Policy-Making“ (Brüssel, 20. —21.5.2019)
Der Hauptzweck dieses Workshops im Europäischen Parlament bestand darin, For-
scher aus dem akademischen Umfeld mit Praktikern des politischen Betriebs bzw.
der wissenschaftlichen Politikberatung zusammenzubringen und gemeinsam zu dis-
kutieren, was wissenschaftliche Erkenntnisse für die Politik leisten und wie solche
Erkenntnisse in effektiver und zugleich verantwortungsbewusster Weise politischen
Entscheidungsträgern kommuniziert werden können. Zu den Teilnehmern aus der
politischen Praxis zählten neben zahlreichen Vertretern des Europäischen Parla-
ments unter anderem auch Repräsentanten der Europäischen Kommission und des
Statistischen Amts der Europäischen Union (Eurostat).
Als impulsgebende Grundlage der Diskussionen dienten die Schlussfolge-
rungen mit praktischen Handlungsempfehlungen, die im Laufe der bisherigen
WIN-Projektarbeit formuliert worden waren. Die Teilnehmer tauschten sich un-
ter anderem über die zentrale Botschaft aus, dass Zahlen nicht als „harte Fakten“
(miss-)verstanden werden dürften, sondern stets kontextualisiert und kritisch
hinterfragt werden müssten. In diesem Zusammenhang diskutierte der Workshop
auch die Notwendigkeit, Zahlen - seien es Prozentsätze, Rankingplatzierungen
oder Benchmarks - stets in ihrem jeweiligen Entstehungs-, Verarbeitungs- und
Verwendungskontext zu verorten. Es gilt, Quantifizierungen als ein wichtiges In-
strument des „Transfers“ und der „Übersetzung“ von Wissen zu verstehen und
sich der Notwendigkeit ihrer Interpretation bewusst zu werden. Ein besonderes
Augenmerk der Teilnehmer galt den Konsequenzen, die sich aus der fehlenden in-
trinsischen „Objektivität“ von Zahlen und Quantifizierungen ergeben: Da letztere
meist „relativer“ oder gar „subjektiver“ Natur sind, können ihre spezifischen Aus-
wirkungen auf die politische Praxis - sei es auf nationaler oder europäischer Ebe-
ne - dementsprechend nur schwer prognostiziert werden, und unvorhersehbare
Nebenwirkungen sind eher die Regel denn die Ausnahme. Ferner wurde über die
Risiken einer Politisierung von wissenschaftlichen Erkenntnissen im Allgemeinen
und Quantifizierungen im Besonderen gesprochen. Angesichts dieses weitverbrei-
teten und sich nicht zuletzt in wachsender „Expertenskepsis“ äußernden Phäno-
mens, so die Quintessenz des Workshops, ist die Erhöhung von Transparenz im
Umgang mit Zahlen von zentraler Bedeutung - insbesondere, indem ihre Entste-

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