210
TÄTIGKEITSBERICHTE
Reservoiralters sowie die Entwicklung eines neuen Verfahrens (Edelgas-Thermome-
trie von Einschlüssen). An diesen Arbeiten nehmen eine Arbeitsgruppe des Instituts
für Umweltphysik, eine Gruppe der Universität Bochum, sowie S. Frisia, Trento,
C. Spötl, Innsbruck, und M. Mudelsee, Bremerhaven, teil.
Zentralprojekt TPO (Dr. D. Scholz, Dr. A. Schroeder-Ritzrau)
Im Rahmen des Zentralprojektes der Forschergruppe wurden zahlreiche Stalagmi-
ten präzise mit der Th/U-Methode datiert. Wir arbeiten an Stalagmiten aus der
Grotta di Ernesto in Norditalien und der Bunkerhöhle bei Iserlohn im Sauerland.
Ziel dieser Untersuchungen ist es, die zeitliche und räumliche Klimaentwicklung
während des Holozän zu rekonstruieren.
Stalagmit ER76 aus der Grotta di Ernesto wurde schon in einer früheren Stu-
die mit der Th/U-Datierungsmethode untersucht (McDermott et al., 1999). Die
jetzt vorgenommene Datierung bestätigt, dass ER76 in den letzten 8200 Jahren vor
heute gewachsen ist, doch das frühere Altersmodell konnte deutlich verbessert wer-
den. So wurde z.B. ein etwa 2000 Jahre langer Wachstumsstopp im oberen Bereich
des Stalagmiten entdeckt. Des Weiteren wurden in Zusammenarbeit mit Christoph
Spötl, Universität Innsbruck, hochaufgelöste Profile stabiler Sauerstoff- und Kohlen-
stoffisotope an ER76 gemessen. Außerdem wurden einige 14C-Alter bestimmt (Jens
Fohlmeister, Teilprojekt 4). Die Interpretation der stabilen Isotope, der 14C-Alter
sowie der Wachstumsraten von Stalagmit ER76 wurde auf Basis des umfangreichen
Monitoringprogramms, das schon seit mehreren Jahren in der Grotta di Ernesto
durchgeführt wird, vorgenommen. Der Vergleich mit Stalagmiten nördlich (COM-
NISPA, Zillertaler Alpen, Vollweiler et al., 2006) und südlich der Höhle (Corchia
cave, Zanchetta et al., 2007) zeigt, dass das Klima Norditaliens während des Holo-
zäns abwechselnd nordeuropäisch und mediterran geprägt war. Diese Oszillationen
könnten einen Zusammenhang mit der Bildung des nordatlantischen Tiefenwassers
haben, da die Phasen mediterranen Klimas in Norditalien einhergehen mit Phasen
von erhöhtem Eintrag von Material im Nordatlantik, das von Eisbergen transportiert
wurde (Bond et al., 2001).
Weiterhin wurden insgesamt fünf Stalagmiten aus der Bunkerhöhle datiert.
Während BU-1 während der letzten 8000 Jahre vor heute wuchs, ist BU-2 zwischen
ca. 12000 und 8000 Jahren entstanden. An beiden Stalagmiten wurden auch hoch-
aufgelöst stabile Isotope und Spurenelemente gemessen. An BU-1 wurden außerdem
einige 14C-Alter bestimmt. Zwei weitere Stalagmiten aus der Bunkerhöhle, BU-4
und BU-5, sind ebenfalls während des Holozäns gewachsen. Ziel ist es, aus allen Sta-
lagmiten einen gemeinsamen Datensatz für das gesamte Holozän zu erstellen und
diesen hinsichtlich der Klimaschwankungen in der Vergangenheit zu interpretieren.
Die Interpretation wird durch ein umfangreiches Monitoringprogramm, das im
Rahmen der Forschergruppe DAPHNE durchgeführt wird, gestützt. Ein weiterer
Stalagmit aus der Bunkerhöhle (BU-3) ist während des Marinen Isotopen Stadiums
(MIS) 3 ca. 75.000-85.000 Jahren vor heute entstanden.
TÄTIGKEITSBERICHTE
Reservoiralters sowie die Entwicklung eines neuen Verfahrens (Edelgas-Thermome-
trie von Einschlüssen). An diesen Arbeiten nehmen eine Arbeitsgruppe des Instituts
für Umweltphysik, eine Gruppe der Universität Bochum, sowie S. Frisia, Trento,
C. Spötl, Innsbruck, und M. Mudelsee, Bremerhaven, teil.
Zentralprojekt TPO (Dr. D. Scholz, Dr. A. Schroeder-Ritzrau)
Im Rahmen des Zentralprojektes der Forschergruppe wurden zahlreiche Stalagmi-
ten präzise mit der Th/U-Methode datiert. Wir arbeiten an Stalagmiten aus der
Grotta di Ernesto in Norditalien und der Bunkerhöhle bei Iserlohn im Sauerland.
Ziel dieser Untersuchungen ist es, die zeitliche und räumliche Klimaentwicklung
während des Holozän zu rekonstruieren.
Stalagmit ER76 aus der Grotta di Ernesto wurde schon in einer früheren Stu-
die mit der Th/U-Datierungsmethode untersucht (McDermott et al., 1999). Die
jetzt vorgenommene Datierung bestätigt, dass ER76 in den letzten 8200 Jahren vor
heute gewachsen ist, doch das frühere Altersmodell konnte deutlich verbessert wer-
den. So wurde z.B. ein etwa 2000 Jahre langer Wachstumsstopp im oberen Bereich
des Stalagmiten entdeckt. Des Weiteren wurden in Zusammenarbeit mit Christoph
Spötl, Universität Innsbruck, hochaufgelöste Profile stabiler Sauerstoff- und Kohlen-
stoffisotope an ER76 gemessen. Außerdem wurden einige 14C-Alter bestimmt (Jens
Fohlmeister, Teilprojekt 4). Die Interpretation der stabilen Isotope, der 14C-Alter
sowie der Wachstumsraten von Stalagmit ER76 wurde auf Basis des umfangreichen
Monitoringprogramms, das schon seit mehreren Jahren in der Grotta di Ernesto
durchgeführt wird, vorgenommen. Der Vergleich mit Stalagmiten nördlich (COM-
NISPA, Zillertaler Alpen, Vollweiler et al., 2006) und südlich der Höhle (Corchia
cave, Zanchetta et al., 2007) zeigt, dass das Klima Norditaliens während des Holo-
zäns abwechselnd nordeuropäisch und mediterran geprägt war. Diese Oszillationen
könnten einen Zusammenhang mit der Bildung des nordatlantischen Tiefenwassers
haben, da die Phasen mediterranen Klimas in Norditalien einhergehen mit Phasen
von erhöhtem Eintrag von Material im Nordatlantik, das von Eisbergen transportiert
wurde (Bond et al., 2001).
Weiterhin wurden insgesamt fünf Stalagmiten aus der Bunkerhöhle datiert.
Während BU-1 während der letzten 8000 Jahre vor heute wuchs, ist BU-2 zwischen
ca. 12000 und 8000 Jahren entstanden. An beiden Stalagmiten wurden auch hoch-
aufgelöst stabile Isotope und Spurenelemente gemessen. An BU-1 wurden außerdem
einige 14C-Alter bestimmt. Zwei weitere Stalagmiten aus der Bunkerhöhle, BU-4
und BU-5, sind ebenfalls während des Holozäns gewachsen. Ziel ist es, aus allen Sta-
lagmiten einen gemeinsamen Datensatz für das gesamte Holozän zu erstellen und
diesen hinsichtlich der Klimaschwankungen in der Vergangenheit zu interpretieren.
Die Interpretation wird durch ein umfangreiches Monitoringprogramm, das im
Rahmen der Forschergruppe DAPHNE durchgeführt wird, gestützt. Ein weiterer
Stalagmit aus der Bunkerhöhle (BU-3) ist während des Marinen Isotopen Stadiums
(MIS) 3 ca. 75.000-85.000 Jahren vor heute entstanden.