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Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]
Jahrbuch ... / Heidelberger Akademie der Wissenschaften: Jahrbuch 2007 — 2007

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II. Die Forschungsvorhaben
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Tätigkeitsberichte
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3. Weltkarte der tektonischen Spannungen (Karlsruhe)
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https://doi.org/10.11588/diglit.66959#0204
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Weltkarte der tektonischen Spannungen | 217

Kooperation mit Geologischen Landesämtern
Die systematische Recherche nach neuen Spannungsdaten aus den Geologischen
Landesämtern von Baden-Württemberg, Bayern und Nordrhein-Westfalen konnte
abgeschlossen werden. Nach Sichtung des Datenmaterials in den Archiven vor Ort
konnten über 200 Bohrlochlogs identifiziert werden, die Daten von ausreichender
Qualität und Vollständigkeit ausweisen. Die Daten sind vollständig ausgewertet und
die Ergebnisse dokumentiert. Für die Freigabe der Daten und der anschließenden
Aufnahme in die WSM-Datenbank laufen derzeit die Genehmigungsverfahren. Mit
diesen neuen Daten wird Deutschland im globalen Vergleich eine Spannungskarte
mit einer hohen Datendichte erhalten. Insbesondere im Molassebecken, im Vorland
der Alpen, konnten erstmals wichtige Daten gewonnen werden, um Standortfragen
für neue Geothermieprojekte zu adressieren.
Spannungsinformationen aus ‘kleinen’ Erdbeben
Als weitere Quelle für Spannungsdaten wurde eine Methode zur Momententenso-
rinversion für Erdbeben kleiner Magnitude im Rahmen der Dissertationsschrift von
Andreas Barth erstellt. Dabei werden Herdmechanismen von Erdbeben aus Seismo-
meteraufzeichnungen berechnet, die eine Ableitung der maximalen Horizontalspan-
nung zulässt. Hiermit liegt nun eine Methode vor, die insbesondere in Regionen
angewendet wird in denen bisher keine oder nur wenige Daten vorliegen und auch
von anderen Methoden nicht zu erwarten sind. Im Rahmen der Dissertation wurde
die entwickelte Methode (Frequency Sensitive Moment Tensor Inversion, FS-MTI)
erfolgreich am Fallbeispiel Ostafrika eingesetzt. Hierbei wurden 38 Herdmechanis-
men von Beben der Magnitude Mw 4.4—5.4 bestimmt, die in den Jahren 1995—2002
stattgefunden haben. Die tektonische Interpretation der neu gewonnen Daten wird
aktuell in Zusammenarbeit mit Damien Delvaux (Royal Museum for Central Afri-
ca) im Rahmen einer Publikation zusammengestellt. In Zukunft kann nun die
Anwendung der FS-MTI auf andere Gebiete erfolgen, wobei der Fokus auf jenen
Regionen liegt, die bisher eine nur schwache Überdeckung mit WSM-Spannungs-
daten jeglicher Art aufweisen. Für 2008 ist die Region des Baikalsees (Sibirien) zur
Auswertung vorgesehen.
Als Nebenprodukt wurde die FS-MTI auf den nordkoreanischen Kernwaffen-
test vom 9. Oktober 2006 angewendet. Hier wurde der Herdmechanismus speziell
auf den Anteil der Volumenänderung hin untersucht. Da die gezündete Ladung ver-
hältnismäßig klein war, konnte die FS-MTI (genauso wie andere, etablierte Metho-
den) zwar keine eindeutige Verifikation liefern, aber dennoch als ein weiteres Indiz
dazu beitragen. Die bisherigen Ergebnisse wurden auf dem nationalen Treffen zum
Kernwaffenteststoppvertrag in Hannover vorgestellt und diskutiert.
Projekt ‘Spannungsdaten aus der Region des Kaspisches Meeres’
Von BP liegen von 22 Bohrungen 30 Datensätze zur Auswertung von Spannungs-
orientierungen vor. Diese Daten sind größtenteils (im Oktober hat Johannes Alt-
 
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