314 | FÖRDERUNG DES WISSENSCHAFTLICHEN NACHWUCHSES
Stand der Forschung
Altern ist mit spezifischen kognitiven Beeinträchtigungen insbesondere im Bereich
des Lernens und des Gedächtnisses verbunden. Altersbedingte Veränderungen betref-
fen v. a. das episodische Gedächtnis und die exekutiven Kontrollprozesse, die im
Arbeitsgedächtnis ablaufen. Aus morphologischer Sicht sind Volumenminderungen
sowohl des Hippokampus als auch der frontalen grauen und weißen Substanz mit
Alterungsprozessen verbunden. Neben diesen strukturellen Veränderungen wurden
mittels der funktionellen Magnetresonanztomographie (fMRT) bei der Bearbeitung
gedächtnissensitiver Aufgaben im Alter einerseits Minderaktivierungen des linken
präfrontalen Kortex aber auch zusätzliche (additive) Aktivierungsanstiege in anderen
präfrontalen Regionen gefunden. Derartige Ergebnisse zu regional erhöhten Akti-
vierungsmustern unter Gedächtnisanforderungen relativieren das vorherrschende
Dogma von generell progressiven neuronalen Funktionseinschränkungen im höhe-
ren Lebensalter. Vielmehr scheinen funktionelle Reorganisations- und Kompensa-
tionsprozesse eine zentrale Bedeutung für die Gedächtnisleistung mit ansteigendem
Lebensalter zu haben. Besonders bemerkenswert sind Befunde zur verstärkten bila-
teralen Aktivierung präfrontaler Areale beim Gedächtnisabruf im höheren Lebens-
alter im Vergleich zu einem unilateralen Aktivierungsmuster bei jüngeren Personen.
Jedoch besteht eine sehr uneindeutige Befundlage zu altersabhängigen funktionellen
Veränderungen des Hippokampus. Wenngleich neben frontalen Arealen in der neuro-
psychologischen Literatur gerade der Hippokampus als besonders relevante Ge-
dächtnisstruktur angesehen wird, können bislang altersbedingte Veränderungen in
dieser Region nicht abschließend beurteilt werden. Netzwerkaktivierungen, die den
Hippokampus miteinschließen, konnten bisher nur in einer Studie über den Einsatz
autobiographischen Materials bei älteren im Vergleich zu jungen Erwachsenen
demonstriert werden. Als Hauptbefund wurde ein signifikanter Alterseffekt in der
Form berichtet, dass bei älteren Versuchspersonen während des Abrufs autobiogra-
phischer Information eine bilaterale Aktivierung des Hippokampus vorliegt, wohin-
gegen jüngere Versuchspersonen eine unilaterale Aktivierung des linken Hippo-
kampus zeigten.
Festzuhalten bleibt, dass funktionelle Veränderungen sowohl in präfrontalen
Arealen, insbesondere bei Belastung des Arbeitsgedächtnisses, als auch des
Hippokampus, während des Abrufs autobiographischer Information, bei älteren
Menschen gefunden wurden. Bislang liegt jedoch keine Studie vor, die sowohl
präfrontale (Arbeitsgedächtnis) als auch hippokampale (episodisches Gedächtnis)
Veränderungen parallel untersucht hat, um die neurobiologische Grundlage der
gefundenen Gedächtnisveränderungen im Alter genauer und in ihrer Interaktion
zu verstehen.
Zur Überprüfung der funktionellen Relevanz von neokortikalen Regionen
wird in der neuropsychologischen Forschung die Methode der transkraniellen
Magnetstimulation (TMS) eingesetzt. Bei Anwendungen der TMS werden für kurze
Zeitspannen (von 100 bis 200 Mikrosekunden) durch Magnetfelder von bis zu 2
Tesla Depolarisationen in umschriebenen Hirnarealen bewirkt. Mittels spezifischer
Stand der Forschung
Altern ist mit spezifischen kognitiven Beeinträchtigungen insbesondere im Bereich
des Lernens und des Gedächtnisses verbunden. Altersbedingte Veränderungen betref-
fen v. a. das episodische Gedächtnis und die exekutiven Kontrollprozesse, die im
Arbeitsgedächtnis ablaufen. Aus morphologischer Sicht sind Volumenminderungen
sowohl des Hippokampus als auch der frontalen grauen und weißen Substanz mit
Alterungsprozessen verbunden. Neben diesen strukturellen Veränderungen wurden
mittels der funktionellen Magnetresonanztomographie (fMRT) bei der Bearbeitung
gedächtnissensitiver Aufgaben im Alter einerseits Minderaktivierungen des linken
präfrontalen Kortex aber auch zusätzliche (additive) Aktivierungsanstiege in anderen
präfrontalen Regionen gefunden. Derartige Ergebnisse zu regional erhöhten Akti-
vierungsmustern unter Gedächtnisanforderungen relativieren das vorherrschende
Dogma von generell progressiven neuronalen Funktionseinschränkungen im höhe-
ren Lebensalter. Vielmehr scheinen funktionelle Reorganisations- und Kompensa-
tionsprozesse eine zentrale Bedeutung für die Gedächtnisleistung mit ansteigendem
Lebensalter zu haben. Besonders bemerkenswert sind Befunde zur verstärkten bila-
teralen Aktivierung präfrontaler Areale beim Gedächtnisabruf im höheren Lebens-
alter im Vergleich zu einem unilateralen Aktivierungsmuster bei jüngeren Personen.
Jedoch besteht eine sehr uneindeutige Befundlage zu altersabhängigen funktionellen
Veränderungen des Hippokampus. Wenngleich neben frontalen Arealen in der neuro-
psychologischen Literatur gerade der Hippokampus als besonders relevante Ge-
dächtnisstruktur angesehen wird, können bislang altersbedingte Veränderungen in
dieser Region nicht abschließend beurteilt werden. Netzwerkaktivierungen, die den
Hippokampus miteinschließen, konnten bisher nur in einer Studie über den Einsatz
autobiographischen Materials bei älteren im Vergleich zu jungen Erwachsenen
demonstriert werden. Als Hauptbefund wurde ein signifikanter Alterseffekt in der
Form berichtet, dass bei älteren Versuchspersonen während des Abrufs autobiogra-
phischer Information eine bilaterale Aktivierung des Hippokampus vorliegt, wohin-
gegen jüngere Versuchspersonen eine unilaterale Aktivierung des linken Hippo-
kampus zeigten.
Festzuhalten bleibt, dass funktionelle Veränderungen sowohl in präfrontalen
Arealen, insbesondere bei Belastung des Arbeitsgedächtnisses, als auch des
Hippokampus, während des Abrufs autobiographischer Information, bei älteren
Menschen gefunden wurden. Bislang liegt jedoch keine Studie vor, die sowohl
präfrontale (Arbeitsgedächtnis) als auch hippokampale (episodisches Gedächtnis)
Veränderungen parallel untersucht hat, um die neurobiologische Grundlage der
gefundenen Gedächtnisveränderungen im Alter genauer und in ihrer Interaktion
zu verstehen.
Zur Überprüfung der funktionellen Relevanz von neokortikalen Regionen
wird in der neuropsychologischen Forschung die Methode der transkraniellen
Magnetstimulation (TMS) eingesetzt. Bei Anwendungen der TMS werden für kurze
Zeitspannen (von 100 bis 200 Mikrosekunden) durch Magnetfelder von bis zu 2
Tesla Depolarisationen in umschriebenen Hirnarealen bewirkt. Mittels spezifischer