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Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]
Jahrbuch ... / Heidelberger Akademie der Wissenschaften: Jahrbuch 2007 — 2007

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I. Das Geschäftsjahr 2007
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Wissenschaftliche Sitzungen
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Öffentliche Gesamtsitzung in Stuttgart am 15. Dezember 2007
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Eröffnung der Sitzung durch den amtierenden Präsidenten Hermann Hahn
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Franke, Werner: Molekulare Tumordiagnostik: Wichtige und ungebliebte Wahrheiten
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https://doi.org/10.11588/diglit.66959#0100
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15. Dezember 2007

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Magnifizenz Ressel, Sie sehen, wir kommen mit Freude und mit Hochachtung zu
Ihnen, wie man eben zu einem bewunderten Gastgeber kommt. - Genug der ein-
führenden Worte. Und damit ist die auswärtige Sitzung 2007 der HAW in Stuttgart
eröffnet.
Unser erster Tagesordnungspunkt ist die Vorstellung der Mitglieder unseres
dritten Forschungskomplexes des WIN Programms (des Wissenschaftlichen Nach-
wuchsprogramms). Sie repräsentieren in gewissem Sinn diejenigen, die die For-
schung morgen tragen werden, im Sinne der HAW, interdisziplinär, und in einer
Arbeitsweise, die den verschiedenen Dimensionen der Fragestellung gerecht wird.
Unser Akademiemitglied, Herr Jäger, der sich zusammen mit dem Akademiemitglied
Reinhard sehr um diesen wissenschaftlichen Nachwuchs bemüht hat, wird die For-
scherinnen und Forscher vorstellen.
Und bevor ich mich nachher noch einmal zum Podium begebe, möchte ich
schon jetzt den Vortragenden dieser auswärtigen Sitzung, das Akademiemitglied
Franke, einführen. Es mag genügen, ihn mit seiner jüngsten Auszeichnung, „Hoch-
schullehrer des Jahres 2007“ vorzustellen. Diese wohlverdiente hohe Auszeichnung
sagt mehr über ihn aus als viele andere lobende Worte.

WERNER FRANKE: „MOLEKULARE TUMORDIAGNOSTIK:
WICHTIGE UND UNGELIEBTE WAHRHEITEN"
Die Identifizierung des Typus und der Herkunft von Tumorzellen ist entscheidender
Bestandteil der Diagnose eines Tumors, sogar einzelner Tumorzellen. Vor allem auch
der Grad der Erhaltung der zelltyp-spezifischen Erscheinung und der Funktionser-
haltung („Differenzierung“) sowie der Zellteilungshäufigkeit („Proliferation“)
gehören zur diagnostischen Charakterisierung und dienen zur Abschätzung des wei-
teren Tumorverhaltens („Prognose“) und zur Auswahl der therapeutischen Maßnah-
men. Während bis vor wenigen Jahrzehnten der Pathologe das Vorliegen und die Art
eines Tumors ausschließlich im mikroskopischen Bild nach morphologischen Krite-
rien beurteilte, ist in jüngerer Zeit eine Fülle von molekularen Kriterien und Rea-
genzien erarbeitet worden, die zunehmend mehr zur Ansprache des Zelltyps, der
Herkunft und des wahrscheinlichen Wachstumsverhaltens des bestimmten Tumors
eingesetzt werden. Der oft verblüffend große diagnostische Wert der Molekularbio-
logie erweist sich vor allem dann, wenn die Tumorzellen selbst morphologisch kaum
ansprechbar sind („gering differenziert“) bzw. an einem vom Ursprungsort weit ent-
fernten Ort des Körpers angetroffen werden („Fern-Metastasen“). So ist z.B. in der
diagnostischen Mikroskopie vor allem der Einsatz von Antikörpern gegen bestimm-
te zelltyp-spezifische Proteine („Immunhistochemie“, IHC) oder auch schon von
sequenz-spezifischen Nukleinsäure-Reagenzien Routine geworden, ebenso wie der
Einsatz immunologischer oder molekularbiologischer Nachweise in Körperflüssig-
keiten.
Nach einer Reihe von kontrollierten Studien, in denen die diagnostische
Richtigkeit ohne und mit Einsatz solcher Methoden im Ausland, vor allem den
 
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