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Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]
Jahrbuch ... / Heidelberger Akademie der Wissenschaften: Jahrbuch 2007 — 2007

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I. Das Geschäftsjahr 2007
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Antrittsreden
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Keimer, Bernhard: Antrittsrede vom 27. Januar 2007
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https://doi.org/10.11588/diglit.66959#0123
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136 | ANTRITTSREDEN

Antrittsrede von Herrn BERNHARD KEIMER
an der Heidelberger Akademie der Wissenschaften vom 27. Januar 2007.

Sehr geehrter Herr Präsident, sehr geehrte Mitglieder
der Akademie, sehr geehrte Gäste,
zunächst einmal möchte ich mich sehr herzlich dafür
bedanken, dass Sie mich in Ihren Kreis aufgenommen
haben.
Ich wurde im Jahre 1964 geboren und verbrachte
meine frühe Kindheit am Rande von Meschede, einer
Kleinstadt im Sauerland. Aufgrund der beruflichen
Laufbahn meines Vaters zog ich dann aber mehrmals
um und legte mein Abitur 1983 in Ratingen bei Düs-
seldorf ab. In diesen häufigen Ortswechseln als Kind
liegt wohl auch der Grund für meinen zumindest räumlich recht unsteten Lebens-
wandel im Erwachsenenalter. So hatte ich ursprünglich die Absicht, sofort nach dem
Abitur em Auslandsstudium zu beginnen. Da sich das nicht schnell genug organisie-
ren ließ, beschloss ich, mich zunächst an einer deutschen Universität, der Techni-
schen Universität München, einzuschreiben
Die Physik war für mich damals als Studienfach nur die zweite Wahl, denn ich
hatte mich bis zu dem Zeitpunkt hauptsächlich für Philosophie interessiert. Ich war
jedoch Realist genug, die düsteren Berufsaussichten in diesem Metier bei der
Studienwahl nicht völlig außer Acht zu lassen. So entschloss ich mich für die Physik
hauptsächlich wegen der Nähe vieler physikalischer Fragestellungen zur Philosophie,
etwa bei der Interpretation der Quantenmechanik. Mein Interesse an der Philoso-
phie wurde aber schon kurz nach Studienbeginn von der Physik fast vollständig
überlagert, denn ich hatte an der TU München sehr gute akademische Lehrer, die
auch hohe Leistungsanforderungen stellten — allen voran Rudolf Mössbauer, der ein-
zige damals in Deutschland aktive Physik-Nobelpreisträger. Herr Mössbauer, eine
sehr beeindruckende Persönlichkeit, las damals meine Anfängervorlesung in Experi-
mentalphysik. Er war es auch, der mir schließlich dazu verhalf, meinen Traum vom
Auslandsstudium verwirklichen zu können. Denn in den ersten beiden Studienjah-
ren war ich aus mir bis heute unerfindlichen Gründen an mehreren Auswahlkom-
missionen für deutsche Auslandsstipendien gescheitert. Nun hatte ich erfahren, dass
man sich auch direkt bei amerikanischen Universitäten um Stipendien bewerben
konnte, brauchte dafür aber mehrere Empfehlungsschreiben. Ich bat um einen Ter-
min bei Herrn Mössbauer, der mir nach kurzer Unterredung ein entsprechendes
Schreiben zusagte, obwohl ich für ihn bis zu dem Zeitpunkt nur eines unter 350
Gesichtern in seiner Vorlesung gewesen war.
Herr Mössbauer hat diese großzügige Geste wohl schon nach ein paar Tagen
vergessen, für mich aber stellte sie einen entscheidenden Wendepunkt in meinem
Werdegang dar.
 
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