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Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]
Jahrbuch ... / Heidelberger Akademie der Wissenschaften: Jahrbuch 2007 — 2007

DOI Kapitel:
I. Das Geschäftsjahr 2007
DOI Kapitel:
Antrittsreden
DOI Artikel:
Keimer, Bernhard: Antrittsrede vom 27. Januar 2007
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.66959#0125
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138 | ANTRITTSREDEN

Kurze Zeit später ereilte mich em Ruf auf eine Direktorenstelle am Max-
Planck-Institut für Festkörperforschung in Stuttgart. Obwohl ich mich in den USA
und besonders in Princeton sehr wohl fühlte, nahm ich den Ruf an. Diese Ent-
scheidung habe ich bis heute nicht bedauert, denn die Max-Planck-Gesellschaft bie-
tet ihren wissenschaftlichen Mitgliedern ein enormes Entfaltungspotential. In Stutt-
gart beschäftige ich mich noch immer mit dem Mechanismus der Hochtemperatur-
Supraleitung, habe aber das Gefühl, dass sich zur Zeit etwas zusammenbraut, und dass
wir das Funktionsprinzip in wenigen Jahren verstehen werden. Wie viele von Ihnen
von Herrn Wölfle gestern Abend gehört haben, findet man in komplexen Materia-
lien aber noch viele andere faszinierende Quantenzustände und Ordnungsphä-
nomene. Meiner Arbeitsgruppe und mir fällt dabei die Rolle zu, theoretische Kolle-
gen wie Herrn Wölfle an der Realität zu orientieren. Denn diese können, dürfen
aber nicht im luftleeren Raum arbeiten. Von besonderem Interesse sind für uns zur
Zeit Grenzflächen zwischen verschiedenen komplexen Materialien. Mein Kollege
Klaus von Klitzing, ebenfalls Mitglied dieser Akademie, hat für seine Entdeckung des
Quanten-Hall-Effektes an der Grenzfläche zwischen zwei einfachen Halbleitern den
Nobelpreis erhalten. Wir hoffen, ähnliche oder vielleicht sogar gänzlich neuartige
Quantenzustände durch geschickte Manipulation weitaus komplexerer Materialien
wie der Hochtemperatur-Supraleiter erzeugen zu können. Fernziel ist dabei die Ent-
deckung von Supraleitung bei Raumtemperatur. Sollte dies jemals gelingen, so wür-
den sich für viele zur Zeit heiß diskutierte Probleme wie z.B. den Klimawandel neue
Perspektiven eröffnen. Beim gegenwärtigen Forschungsstand ist ein gerader Weg zu
diesem Ziel nicht ersichtlich. Doch wenn sich irgendwann herausstellt, dass meine
Arbeiten einen Beitrag zu einem letztendlich zielführenden Umweg leisten konn-
ten, so wäre ich zufrieden.
Meine Damen und Herren, ich hatte bereits erwähnt, dass ich in Stuttgart
arbeite. Da meine Frau jedoch als Medizinerin am Universitätsklinikum Heidelberg
tätig ist, wohne ich mit meiner Familie in Leutershausen an der Bergstraße, nur
wenige Autominuten nördlich von hier. Daher freut es mich ganz besonders, künf-
tig in Ihrem Kreis mitwirken zu dürfen. Ich bedanke mich noch einmal für die
freundliche Aufnahme und für Ihre Aufmerksamkeit.
 
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