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Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]
Jahrbuch ... / Heidelberger Akademie der Wissenschaften: Jahrbuch 2007 — 2007

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I. Das Geschäftsjahr 2007
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Putlitz, Gisbert zu: Peter Brix (20.10.1918-21.1.2007)
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Peter Brix | 169

sind, ist besonders eine Arbeit zum doppelt-magischen Kern 16O hervorzuheben, da
mit ihr eine sehr wichtige theoretische Vorhersage im Rahmen des Kernschalenmo-
dells bestätigt werden konnte. Bald aber erreichte ihn eine Berufung an die TH
Darmstadt, die er 1956 annahm.
In seiner Darmstädter Zeit von 1957 bis 1972 hat Brix em modernes Ordina-
riat für Technische Kernphysik aufgebaut, die Lehre in diesem neuen Fach begrün-
det und mit seinen Schülern die Kernphysik in Deutschland maßgeblich beeinflußt.
Während der Errichtung des Instituts gründete Brix eine Besuchergruppe am
CERN in Genf, die erste aus Deutschland. Dort wurden myonische Röntgenspek-
tren vermessen, um daraus Kernradien zu bestimmen, die zum ersten Mal eine Syste-
matik der Größe und Gestalt vieler Kerne gestatteten. Um auch in Darmstadt über
ein interessantes Großgerät zu verfügen, mußte eine Wahl zwischen einem For-
schungsreaktor, einem Van-de-Graaff-Tandembeschleuniger oder einem Linearbe-
schleuniger für Elektronen getroffen werden. Es gelang Brix, sich gegen den
ursprünglich favorisierten Reaktor und für den Elektronenbeschleuniger durchzu-
setzen. Der DALINAC (Darmstadt Electron Linear Accelerator) nahm 1964 seinen
Betrieb auf und bescherte dem Institut eine weltweit führende und konkurrenzlose
Stellung in der hochpräzisen Messung von Kernanregungen. Hierzu gehörten auch
die beiden niedrigsten angeregten Zustände des Kerns 12C, die für die Elementsyn-
these in Sternen wichtig sind. Und schließlich ist das in den Worten von Peter Brix
„kernphysikalisch aufregendste Erlebnis meiner Darmstädter Zeit“, die Entdeckung
einer Formschwingung der Atomkerne, die elektrische Quadrupol-Riesenresonanz,
zu erwähnen.
Forschungspolitisch war Peter Brix gegen Ende seiner Darmstädter Zeit maß-
geblich an einer wichtigen Entscheidung beteiligt: Dem Bau des 1960 von Chri-
stoph Schmelzer in Heidelberg entwickelten Schwerionenbeschleunigers UNILAC
(Universal Ion Linear Accelerator) in einem Waldgebiet nördlich von Darmstadt.
Durch die Bildung der seinerzeitigen „Arbeitsgemeinschaft Hessischer Kernphysi-
ker“ und durch geschickte Verhandlungen mit dem Bund und dem Land Hessen
konnte er dieses Forschungsprojekt wesentlich befördern. Es hat in seiner weiterent-
wickelten Form bis heute der Kernphysik mit schweren Ionen im internationalen
Vergleich eine herausragende Stellung verschafft.
Zu Beginn des Jahres 1972 folgte Brix einem Ruf als Direktor des Max-
Planck-Instituts für Kernphysik in Heidelberg. Bald danach erhielt er ein persönli-
ches Ordinariat an der Heidelberger Ruprecht-Karls-Universität.
Die „zweite“ Heidelberger Zeit von Peter Brix ist durch die Entwicklung und
den Bau des Nachbeschleunigers am Tandem-Beschleuniger des MPI (zusammen
mit Eberhard Jaeschke) geprägt. Dieser wichtige Schritt in der Energieerhöhung für
die Beschleunigung von schweren Ionen ermöglichte den Bau eines Speicherrings
für schwere Ionen, der in seinen Fähigkeiten bis heute einmalig ist und reiche Früch-
te getragen hat. - Brix’ wissenschaftliches Interesse galt aber nach wie vor der Größe
und Gestalt der Atomkerne. Zu dieser Fragestellung hat er mindestens zwanzig den
jeweiligen Stand der Forschung widerspiegelnde Artikel in populären und Fachzeit-
schriften verfaßt, die durch die Exzellenz der Darstellung bestechend waren.
 
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