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Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]
Jahrbuch ... / Heidelberger Akademie der Wissenschaften: Jahrbuch 2007 — 2007

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II. Die Forschungsvorhaben
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Tätigkeitsberichte
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2. Radiometrische Altersbestimmung von Wasser und Sedimenten
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https://doi.org/10.11588/diglit.66959#0200
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Radiometrische Altersbestimmung von Wasser und Sedimenten | 213

lität mit einer Temperaturamplitude von etwa 3°C während der letzten 9000 Jahre
hinweist. Den Warmphasen vor 7500-6500 Jahren (Holozänes Klimaoptimum), vor
3800-3600 Jahren, vor 2200 Jahren (Römerzeitliches Klimaoptimum) und vor
1200-700 Jahren (Mittelalterliches Klimaoptimum) stehen kühlere Perioden vor
7900—7500 Jahren, vor 5900-5100 Jahren, vor 3500—3000 Jahren und vor 600 bis
150 Jahren (Kieme Eiszeit) gegenüber.
Zahlreiche Vergleiche mit anderen Archiven haben die überregionale Bedeu-
tung der COMNISPA-Kurve belegt. Hohe Korrelationen ergeben sich beispiels-
weise mit Sedimentdaten aus dem Nord-Atlantik (Bond et al. 2001), wodurch
gezeigt werden konnte, dass das europäische Klima vor allem im Winter maßgeb-
lich an das Klimageschehen im nordatlantischen Raum gekoppelt ist (Mangini et
al. 2007). Durch diese Forschungen wird ein wichtiger Beitrag zur aktuellen Dis-
kussion geleistet, da die Stalagmiten hervorragende Archive für natürliche Klima-
schwankungen sind. Momentan arbeiten wir an einer zeitlichen Ausweitung der
COMNISPA-Kurve bis 11.000 Jahre vor heute und an einer Präzision der Tempe-
ratureichungen. Außerdem beschäftigen wir uns mit den Zusammenhängen von
Klima und Kulturen in den vergangenen Jahrtausenden. Erste überaus interessante
Übereinstimmungen konnten an Vergleichen der alpinen Stalagmiten-Kurve mit
den Siedlungsphasen Troias demonstriert werden (Mangini 2007). Auch auf diesem
Gebiet sind weitere Arbeiten in Kooperation mit Archäologen und Historikern
geplant.
Rekonstruktion der Atlantischen Ozeanzirkulation mittels des 231Pa/230Th- Proxy
(J. Lippold, DFG Ma-821/38-1)
Der Einfluss der Atlantischen Ozeanzirkulation auf das gesamte Klimasystem ist
von größter Bedeutung und deren Rekonstruktion im Zeitraum Holozän-Glazial
daher von Interesse [1], Dies ist ein höchst dynamisches Forschungsfeld in dem
jüngst große Fortschritte gemacht wurden, es jedoch noch immer keine etablierte
und allgemein akzeptierte Theorie gibt. Es gibt zwar zahlreiche Methoden zur
Bestimmung der Wassermassenverteilungen [2], um jedoch die Rate dieser Zirkula-
tion zu rekonstruieren, bietet der 231Pa/230Th-Proxy einzigartige Möglichkeiten. All-
gemein wird angenommen, dass 231Pa/230Th-Verhältnisse in den Sedimenten des
Atlantiks, die Verhältnisse unterhalb der Produktionsrate beider Radionuklide auf-
weisen, den Export von 231Pa in den Südlichen Ozean und damit die Ozeanzirkula-
tion widerspiegeln. Das zeitgleiche Auftreten von Veränderungen im 231Pa/230Th
während prominenter Klimaereignisse erhärtet den Verdacht, dass Veränderungen der
ozeanischen Zirkulation diese auslösen könnten. Diese einfache Interpretation des
231Pa/230Th ist jedoch nur für den Idealfall möglich. So ist der Einfluss erhöhter Par-
tikelflüsse und veränderter Partikelkomposition an den Ozeanrändern auf das
231Pa/230Th im glazialen Atlantik noch völlig unklar. Das Atlantische 231Pa/230Th
könnte durch bevorzugte Sedimentation in Gebieten erhöhter biologischer Aktivität
stark beeinflusst sein und dadurch dessen Verwendung als Proxy für den advektiven
Transport im Ozean massiv beeinträchtigen.
 
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