Altfranzösisches etymologisches Wörterbuch
227
„ein Gesetz verabschieden“, a jugier que „obgleich“, jugulare „Schlüsselbein“, junior
„ziemlich neu“, jure „vereidigte Gefolgschaft“, jure „Verschwörer“, jureiz „Akt des
Schwörens“, der substantivierte Infinitiv jurer „das Fluchen“, anglonormannisch
jurnable „täglich“, anglonormannisch jurnois „Tages verlauf', justiciere „Rechtsbezirk“,
kaf „zweiundzwanzigster Buchstabe des arabischen Alphabets“, rajovenement „Verjün-
gung“, rejugier „einem erneuten Urteil unterwerfen“, renjovenissement „Verjüngung“.
Mehrere Phantomwörter konnten als solche identifiziert und aus der Lexiko-
graphie aussortiert werden, etwa josner, judeain,jus, juseus, juvablete und juveor. Josner ist
ein falsch rekonstruierter Infinitiv, ausgehend von der Form josne, die eine bekann-
te Variante zu juene „jung“ ist; judeain „jüdisch“ ist indeain „indisch“ zu lesen und zu
interpretieren; jus wird vom lat. ins „Recht“ abgeleitet, ist jedoch Variante zu jeu
„Spiel“; juseus ist viseus zu lesen und ist Variante zu voisos „gewandt“; juvablete „Hilfe,
Beistand“ ist muablete „Unbeständigkeit“ zu lesen; juveor „derjenige, der hilft“ ist die
Erfindung eines Herausgebers, die einzige Handschrift des Textes gibt mireor, welches
zu verstehen ist als „derjenige, der Wiedergutmachung bietet“.
Die Bibliographie des DEAF, eine der Daueraufgaben der Redaktion, erfuhr
im Berichtszeitraum eine gründliche Neubearbeitung und Erweiterung. Der erheb-
liche Zuwachs resultiert weniger aus zusätzlichen Einträgen als aus einer Vermehrung
der erhältlichen Informationen. Uber 5000 Einträge betreffen Primär-, Sekundär-
und Tertiärwerke. 900 altfranzösischen Autoren stehen 4600 Forscher gegenüber.
2500 Texte sind datiert und lokalisiert, 5600 Mal werden die datierten und lokali-
sierten Handschriften genannt. Register erschließen die Materialien: Mit einem
Blick erfasst man etwa die 527 der Pikardie zugeordneten Texte, auch in einem chro-
nologischen Ausschnitt, etwa die 127 pikardischenTexte aus der ersten Hälfte des 13.
Jahrhunderts. Die wissenschaftlich-kritische Bibliographie ist mittlerweile em Stan-
dardwerk der gesamten französischen Lexikographie. Im Herbst des Berichtsjahres
erschien eine rund 580 Seiten umfassende Neuauflage.
Am 17. Januar verstarb Prof. Dr. Dr. h.c.mult. Kurt Baidinger, der Gründer und
langjährige Leiter des DEAF, in seinem 88. Lebensjahr. Für die Würdigung seiner
Person und seines wissenschaftlichen Schaffens sei an dieser Stelle auf den Nachruf
von Wolfgang Raible in diesem Jahrbuch (S. 165ff) verwiesen.
Zum 1. August trat Frankwalt Möhren in den Ruhestand. Seit den Anfängen
des DEAF in den sechziger Jahren des zurückliegenden Jahrhunderts war sein beruf-
liches Wirken mit dem Wörterbuch verbunden, und vornehmlich er prägte den
wissenschaftlichen Stil des DEAF. Im Mai erhielt er den Prix Honore Chavee der
Academie des Inscriptions et Belles-Lettres des Institut de France in Paris in Anerken-
nung seines wissenschaftlichen CEuvres und insbesondere seiner Arbeit am DEAF.
Thomas Städtler übernahm die Leitung des Projekts. Die frei gewordene
Redaktorenstelle wird mit einem am 14. August einstimmig von wissenschaftlicher
Kommission und Redaktion ausgewählten Kandidaten besetzt; dies konnte bis zum
Jahresende noch nicht umgesetzt werden.
Die im Vorjahr beschlossene und begonnene Erarbeitung eines computerun-
terstützten Redaktionssystems machte erhebliche Fortschritte. Die Entwicklung
einer „DocumentType Definition“ für die Artikel des DEAF durch Dr. Heino Speer
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„ein Gesetz verabschieden“, a jugier que „obgleich“, jugulare „Schlüsselbein“, junior
„ziemlich neu“, jure „vereidigte Gefolgschaft“, jure „Verschwörer“, jureiz „Akt des
Schwörens“, der substantivierte Infinitiv jurer „das Fluchen“, anglonormannisch
jurnable „täglich“, anglonormannisch jurnois „Tages verlauf', justiciere „Rechtsbezirk“,
kaf „zweiundzwanzigster Buchstabe des arabischen Alphabets“, rajovenement „Verjün-
gung“, rejugier „einem erneuten Urteil unterwerfen“, renjovenissement „Verjüngung“.
Mehrere Phantomwörter konnten als solche identifiziert und aus der Lexiko-
graphie aussortiert werden, etwa josner, judeain,jus, juseus, juvablete und juveor. Josner ist
ein falsch rekonstruierter Infinitiv, ausgehend von der Form josne, die eine bekann-
te Variante zu juene „jung“ ist; judeain „jüdisch“ ist indeain „indisch“ zu lesen und zu
interpretieren; jus wird vom lat. ins „Recht“ abgeleitet, ist jedoch Variante zu jeu
„Spiel“; juseus ist viseus zu lesen und ist Variante zu voisos „gewandt“; juvablete „Hilfe,
Beistand“ ist muablete „Unbeständigkeit“ zu lesen; juveor „derjenige, der hilft“ ist die
Erfindung eines Herausgebers, die einzige Handschrift des Textes gibt mireor, welches
zu verstehen ist als „derjenige, der Wiedergutmachung bietet“.
Die Bibliographie des DEAF, eine der Daueraufgaben der Redaktion, erfuhr
im Berichtszeitraum eine gründliche Neubearbeitung und Erweiterung. Der erheb-
liche Zuwachs resultiert weniger aus zusätzlichen Einträgen als aus einer Vermehrung
der erhältlichen Informationen. Uber 5000 Einträge betreffen Primär-, Sekundär-
und Tertiärwerke. 900 altfranzösischen Autoren stehen 4600 Forscher gegenüber.
2500 Texte sind datiert und lokalisiert, 5600 Mal werden die datierten und lokali-
sierten Handschriften genannt. Register erschließen die Materialien: Mit einem
Blick erfasst man etwa die 527 der Pikardie zugeordneten Texte, auch in einem chro-
nologischen Ausschnitt, etwa die 127 pikardischenTexte aus der ersten Hälfte des 13.
Jahrhunderts. Die wissenschaftlich-kritische Bibliographie ist mittlerweile em Stan-
dardwerk der gesamten französischen Lexikographie. Im Herbst des Berichtsjahres
erschien eine rund 580 Seiten umfassende Neuauflage.
Am 17. Januar verstarb Prof. Dr. Dr. h.c.mult. Kurt Baidinger, der Gründer und
langjährige Leiter des DEAF, in seinem 88. Lebensjahr. Für die Würdigung seiner
Person und seines wissenschaftlichen Schaffens sei an dieser Stelle auf den Nachruf
von Wolfgang Raible in diesem Jahrbuch (S. 165ff) verwiesen.
Zum 1. August trat Frankwalt Möhren in den Ruhestand. Seit den Anfängen
des DEAF in den sechziger Jahren des zurückliegenden Jahrhunderts war sein beruf-
liches Wirken mit dem Wörterbuch verbunden, und vornehmlich er prägte den
wissenschaftlichen Stil des DEAF. Im Mai erhielt er den Prix Honore Chavee der
Academie des Inscriptions et Belles-Lettres des Institut de France in Paris in Anerken-
nung seines wissenschaftlichen CEuvres und insbesondere seiner Arbeit am DEAF.
Thomas Städtler übernahm die Leitung des Projekts. Die frei gewordene
Redaktorenstelle wird mit einem am 14. August einstimmig von wissenschaftlicher
Kommission und Redaktion ausgewählten Kandidaten besetzt; dies konnte bis zum
Jahresende noch nicht umgesetzt werden.
Die im Vorjahr beschlossene und begonnene Erarbeitung eines computerun-
terstützten Redaktionssystems machte erhebliche Fortschritte. Die Entwicklung
einer „DocumentType Definition“ für die Artikel des DEAF durch Dr. Heino Speer