Reuchlin-Briefwechsel | 239
Rede des Kommissionsvorsitzenden Wilhelm Kühlmann beim Festakt der Stadt Pforzheim
(17.12. 2007) anläßlich der Verabschiedung der Herren Dr. Dall’Asta und Dr. Dörner
Sehr geehrte Frau Oberbürgermeisterin, sehr geehrter Herr Theißen, meine sehr
geehrten Damen und Herren, vor allem aber lieber Herr Dall’Asta und lieber Herr
Dörner,
zunächst überbringe ich Ihnen allen die besten Grüße der Heidelberger Akademie
der Wissenschaften, die hier auch durch den Sekretär der Phil.-Hist. Klasse, den Kol-
legen Theißen, vertreten ist. Wir sind hier zusammengekommen mit gemischten
Gefühlen. „Gemischt“ deshalb, weil sich bei der bevorstehenden Auflösung der
Pforzheimer Arbeitsstelle der Reuchlm-Briefedition und damit auch der Verabschie-
dung der Herren Dr. Matthias Dall’Asta und Dr. Gerald Dörner Wehmut nicht ver-
meiden läßt. Wehmut, die aber mit Stolz gepaart sein darf, weil wir auf den Erfolg
des Reuchlinprojektes und auf em besonderes Gelingen der engen Zusammenarbeit
mit der Stadt Pforzheim zurückblicken dürfen. Drei voluminöse Bände des Reuch-
lin-Briefwechsels liegen vor, der vierte und letzte steht vor der Vollendung. Dies
haben wir zunächst und zuerst den beiden Bearbeitern, haben wir also Ihnen, lieber
Herr Dall’Asta und lieber Herr Dörner, zu verdanken, wobei wir in dieser Stunde
auch des früheren Leiters der Reuchlmkommission unserer Akademie, des leider
verstorbenen Konstanzer Professors Dr. Manfred Fuhrmann, in Ehren gedenken
wollen. Seit den Tagen eines Adalbert Horawitz und Karl Hartfelder mit der Brief-
edition des Beatus Rhenanus (1886), seit dem durch Hans Rupprich besorgten
Briefwechsel des Konrad Celtis (1934) und mit dem nun bald abgeschlossenen
Pirckheimer-Briefwechsel, um nur diese zu nennen, gehört die forscherliche
Erschließung der humanistischen Korrespondenzen zu den international herausra-
genden, ja so gut wie konkurrenzlosen Domänen der deutschen Frühneuzeit-Philo-
logie. Die kommentierte Präsentation des Reuchhn-Briefwechsels schließt sich
dieser illustren Reihe als em neues, international vielbeachtetes Glanzstück an.
Was an Akribie, Sachverstand und geistigem wie sprachlichem Rüstzeug dazu nötig
ist, hat sich seit 1994 im Gespann, wenn ich so sagen darf, der beiden Bearbeiter
zusammengefunden. Mit Herrn Dall’Asta konnte die Akademie einen klassischen
Philologen gewinnen, der hier zugleich seine theologischen Kenntnisse und sein
Studium der italienischen Literaturwissenschaft nutzbar machen konnte, mit Herrn
Dörner einen ebenso belesenen wie sorgfältigen Theologen und Kirchenhistori-
ker der Reformationszeit, der wie sein Partner sprachlich-philologische Kompe-
tenz mit histonographischem Weitblick über die deutschen Grenzen hinaus verbin-
det.
Diese Voraussetzungen, verbunden mit energischer Hingabe an das komplexe
Arbeitsvorhaben, befähigte und befähigt beide Herren dazu, der heutigen Leserschaft
die geschichtlich fernen Denk- und Textwelten Reuchlms nahezubringen und so die
intellektuelle Statur einer Schlüsselfigur der europäischen Geistesgeschichte genauer
als bisher zu profilieren. Dies nicht nur in der Arbeit der Kollation und Textherstel-
lung, die sich souverän in den drei alten Sprachen bewegt, sondern auch und vor
allem in der Königsklasse der Frühneuzeitphilologie, der schwierigen Kommende-
Rede des Kommissionsvorsitzenden Wilhelm Kühlmann beim Festakt der Stadt Pforzheim
(17.12. 2007) anläßlich der Verabschiedung der Herren Dr. Dall’Asta und Dr. Dörner
Sehr geehrte Frau Oberbürgermeisterin, sehr geehrter Herr Theißen, meine sehr
geehrten Damen und Herren, vor allem aber lieber Herr Dall’Asta und lieber Herr
Dörner,
zunächst überbringe ich Ihnen allen die besten Grüße der Heidelberger Akademie
der Wissenschaften, die hier auch durch den Sekretär der Phil.-Hist. Klasse, den Kol-
legen Theißen, vertreten ist. Wir sind hier zusammengekommen mit gemischten
Gefühlen. „Gemischt“ deshalb, weil sich bei der bevorstehenden Auflösung der
Pforzheimer Arbeitsstelle der Reuchlm-Briefedition und damit auch der Verabschie-
dung der Herren Dr. Matthias Dall’Asta und Dr. Gerald Dörner Wehmut nicht ver-
meiden läßt. Wehmut, die aber mit Stolz gepaart sein darf, weil wir auf den Erfolg
des Reuchlinprojektes und auf em besonderes Gelingen der engen Zusammenarbeit
mit der Stadt Pforzheim zurückblicken dürfen. Drei voluminöse Bände des Reuch-
lin-Briefwechsels liegen vor, der vierte und letzte steht vor der Vollendung. Dies
haben wir zunächst und zuerst den beiden Bearbeitern, haben wir also Ihnen, lieber
Herr Dall’Asta und lieber Herr Dörner, zu verdanken, wobei wir in dieser Stunde
auch des früheren Leiters der Reuchlmkommission unserer Akademie, des leider
verstorbenen Konstanzer Professors Dr. Manfred Fuhrmann, in Ehren gedenken
wollen. Seit den Tagen eines Adalbert Horawitz und Karl Hartfelder mit der Brief-
edition des Beatus Rhenanus (1886), seit dem durch Hans Rupprich besorgten
Briefwechsel des Konrad Celtis (1934) und mit dem nun bald abgeschlossenen
Pirckheimer-Briefwechsel, um nur diese zu nennen, gehört die forscherliche
Erschließung der humanistischen Korrespondenzen zu den international herausra-
genden, ja so gut wie konkurrenzlosen Domänen der deutschen Frühneuzeit-Philo-
logie. Die kommentierte Präsentation des Reuchhn-Briefwechsels schließt sich
dieser illustren Reihe als em neues, international vielbeachtetes Glanzstück an.
Was an Akribie, Sachverstand und geistigem wie sprachlichem Rüstzeug dazu nötig
ist, hat sich seit 1994 im Gespann, wenn ich so sagen darf, der beiden Bearbeiter
zusammengefunden. Mit Herrn Dall’Asta konnte die Akademie einen klassischen
Philologen gewinnen, der hier zugleich seine theologischen Kenntnisse und sein
Studium der italienischen Literaturwissenschaft nutzbar machen konnte, mit Herrn
Dörner einen ebenso belesenen wie sorgfältigen Theologen und Kirchenhistori-
ker der Reformationszeit, der wie sein Partner sprachlich-philologische Kompe-
tenz mit histonographischem Weitblick über die deutschen Grenzen hinaus verbin-
det.
Diese Voraussetzungen, verbunden mit energischer Hingabe an das komplexe
Arbeitsvorhaben, befähigte und befähigt beide Herren dazu, der heutigen Leserschaft
die geschichtlich fernen Denk- und Textwelten Reuchlms nahezubringen und so die
intellektuelle Statur einer Schlüsselfigur der europäischen Geistesgeschichte genauer
als bisher zu profilieren. Dies nicht nur in der Arbeit der Kollation und Textherstel-
lung, die sich souverän in den drei alten Sprachen bewegt, sondern auch und vor
allem in der Königsklasse der Frühneuzeitphilologie, der schwierigen Kommende-