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Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]
Jahrbuch ... / Heidelberger Akademie der Wissenschaften: Jahrbuch 2018 — 2019

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A. Das akademische Jahr 2018
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III. Veranstaltungen
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Mitarbeitervortragsreihe „Wir forschen. Für Sie“
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Päßler, Ulrich: Pflanzengeographie im Blätterwald – Zur Edition biowissenschaftlicher Manuskripte Alexander von Humboldts
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https://doi.org/10.11588/diglit.55650#0086
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III. Veranstaltungen

Gide (1768—1837) und James Edward Smith (1759—1828) über eine völlig um-
gearbeitete Ausgabe der Ideen. Hatte der Band von 1807 nur die Tropen Amerikas
behandelt, sollte die neue Ausgabe nun die Pflanzengeographie der gesamten Erde
umfassen.
Die angekündigte Ncuausgabe der Ideen zu einer Geographie der Pflanzen ist nie
erschienen. Humboldt verließ Paris 1827, ohne dass er und Kunth ein Manuskript
an die Verleger Gide und Smith geliefert hätten; über spätere Arbeiten an diesem
Projekt ist nichts bekannt. Die Geschichte des fehlgeschlagenen Publikationspro-
jektes stellte bislang ein Desiderat der Humboldt-Forschung dar. Unklar war, wie
weit die Arbeiten an diesem Buch bei Abbruch bereits gediehen waren.
Eine erste Spur fand sich im Nachlass Alexander von Humboldts in der
Staatsbibliothek zu Berlin in Form eines Heftes, das Humboldt mit dem Titel
„materiaux pour la nouv[elle] edit[ion] de la Geographie des plantes“ und dem
Untertitel „un peu [de] Geogr[aphie] des animaux“ versehen hat. In diese Samm-
lung trug Humboldt auf neun zumeist beidseitig beschriebenen Blättern und vier-
zehn angeklebten oder eingelegten Zetteln Gedanken zu zwanzig Stichpunkten
(z. B. „Steppe“, „Extremes“ oder „Hybridite“) ein (Abb. 1). Zwar handelt es sich
dabei zum großen Teil um Exzerpte aus Arbeiten anderer Autoren, doch positi-
oniert er sich bereits in der Zusammenstellung gegenüber deren Forschungser-
gebnissen und prüft ihr Urteil über seine eigenen biogeographischen Arbeiten.
Einem Manuskript von Kunths Hand, das ebenfalls in Humboldts Berliner
Nachlass aufbewahrt wird, ist es zu verdanken, dass die von den Autoren für das
Buchprojekt zusammengetragene Dokumentensammlung rekonstruiert werden
konnte. Auf den ersten Blick ist es Humboldts Kladde durchaus ähnlich: Das
aus acht Blatt und 34 durchnummerierten Stichpunkten bestehende Heft enthält
Themen, Thesen, Forschungsfragen und -ergebnisse, die in das Werk eingehen
sollten, ergänzt um Randnotizen und angeklebte Zettel Humboldts (Abb. 2). In
den Stichpunkten 1—3 trug Kunth zunächst Grundsätzliches zur Definition und
Disziplingeschichte der Pflanzengeographie, zur botanischen Arithmetik sowie
zu physischen Wachstumsbedingungen der Pflanzen zusammen. Die mit „Unser
Plan“ überschriebenen Punkte 4 und 5 entfalten auf drei Seiten Ideen zum einlei-
tenden Teil des geplanten Buches. Die folgenden Abschnitte 6 bis 34 bieten keine
solche Gliederung, etwa im Sinne eines vorläufigen Inhaltsverzeichnisses. Sie be-
inhalten im Wesentlichen kurze Notizen zu Floren verschiedener Weltregionen
sowie zu globalen Verbreitungsmustern.
Von besonderem Interesse sind die Verweissiglen, mit denen Kunth die
meisten Punkte seiner Materialsammlung versehen hat. Diese Siglen in Form
von Majuskeln beziehen sich auf mit identischen Buchstaben versehene Doku-
mente, die Humboldt wohl seinem Co-Autor zur Redaktion übergeben hatte.
Kunths Heft dokumentiert also ein arbeitsteiliges Vorgehen, bei dem Manu-
skripte zwischen den Autoren hin- und herwanderten und gemeinsam bzw.

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