10. Thermischer Komfort und Schmerz (WIN-Programm)
10. Thermischer Komfort und Schmerz - Untersuchungen
zur Dynamik der Schmerz- und Komfortwahrnehmung
Kollegiaten: PD Dr. Susanne Becker1, PD Dr. Marcel Schweiker2
Mitarbeiterin: Dr. Karin Schakib-Ekbatan2
1 Institut für Neuropsychologie und Klinische Psychologie, Zentralinstitut für Seelische Ge-
sundheit, Mannheim
2 Fachgebiet Bauphysik und Technischer Ausbau, Karlsruher Institut für Technologie, Karlsruhe
Thermischer Komfort und Schmerz gehen einerseits auf überlappende neurophysio-
logische Mechanismen zurück, andererseits teilen sie viele Phänomene hinsichtlich
Wahrnehmung und deren dynamischen Veränderungen sowie der Verhaltenskon-
sequenzen. Eines der geteilten Phänomene ist die Adaption, ein weiteres die Alli-
ästhesie. Adaption ist die Anpassung der Reaktionen des menschlichen Warn- und
Alarmsystems, um den Effekt von wiederholten Störreizen auf die Funktions- und
Leistungsfähigkeit zu verringern. Alliästhesie hingegen beschreibt das Streben, von
einem durch Störreize gekennzeichneten Zustand in einen störungsfreien Zustand
zurückzukehren, was einhergeht mit dem, oft nur kurz anhaltenden, Gefühl der
Freude oder Erleichterung über das Nachlassen des Störreizes. Die Freude über das
Nachlassen eines Schmerzreizes, z. B. erzeugt durch einen Stoß, ist hier ein typisches
Beispiel. Bekannt ist auch das angenehme Gefühl des heißen Tees nach einem Win-
terspaziergang, welches dazu beiträgt, den durch die Kälte erzeugten Stress zu lösen.
Wichtig ist dabei die Erkenntnis sowohl aus der Komfort- als auch Schmerzforschung,
dass in dem Moment der Erleichterung die Zufriedenheit z. B. mit den thermischen
Bedingungen deutlich höher ist als anhand der rein objektiv physikalischen Bedin-
gungen zu erwarten wäre (Attia, Engel & Hildebrandt, 1980; Cabanac, 1971; Leknes
et al., 2013; Parkinson & de Dear, 2015). Wie jedoch solche dynamischen Prozesse
der Adaption und Alliästhesie ablaufen bzw. welche Prozesse zu Adaption und Alliäs-
thesie beitragen, wie diese miteinander interagieren und ob sich diese durch wieder-
holtes Erleben ändern, ist aktuell in der Literatur nicht beschrieben.
Adaption und Alliästhesie geschehen immer in Folge einer als nicht optimal
betrachteten externalen oder internalen Bedingung. Da sich externale Störreize
experimentell hervorragend manipulieren und damit untersuchen lassen, stehen
sie im Fokus dieses Projekts. Es werden lokale und globale Störreize unterschie-
den, mit Schmerz als Prototyp für lokale Störreize und thermisches Unbehagen als
Prototyp globaler Störreize.
Arbeitsbericht zum Forschungsprojekt
Die Projektphase in 2018 wurde dominiert von Vorbereitungen und Durchfüh-
rungen von weiteren Studien zu den Themenfeldern thermischer Komfort und
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10. Thermischer Komfort und Schmerz - Untersuchungen
zur Dynamik der Schmerz- und Komfortwahrnehmung
Kollegiaten: PD Dr. Susanne Becker1, PD Dr. Marcel Schweiker2
Mitarbeiterin: Dr. Karin Schakib-Ekbatan2
1 Institut für Neuropsychologie und Klinische Psychologie, Zentralinstitut für Seelische Ge-
sundheit, Mannheim
2 Fachgebiet Bauphysik und Technischer Ausbau, Karlsruher Institut für Technologie, Karlsruhe
Thermischer Komfort und Schmerz gehen einerseits auf überlappende neurophysio-
logische Mechanismen zurück, andererseits teilen sie viele Phänomene hinsichtlich
Wahrnehmung und deren dynamischen Veränderungen sowie der Verhaltenskon-
sequenzen. Eines der geteilten Phänomene ist die Adaption, ein weiteres die Alli-
ästhesie. Adaption ist die Anpassung der Reaktionen des menschlichen Warn- und
Alarmsystems, um den Effekt von wiederholten Störreizen auf die Funktions- und
Leistungsfähigkeit zu verringern. Alliästhesie hingegen beschreibt das Streben, von
einem durch Störreize gekennzeichneten Zustand in einen störungsfreien Zustand
zurückzukehren, was einhergeht mit dem, oft nur kurz anhaltenden, Gefühl der
Freude oder Erleichterung über das Nachlassen des Störreizes. Die Freude über das
Nachlassen eines Schmerzreizes, z. B. erzeugt durch einen Stoß, ist hier ein typisches
Beispiel. Bekannt ist auch das angenehme Gefühl des heißen Tees nach einem Win-
terspaziergang, welches dazu beiträgt, den durch die Kälte erzeugten Stress zu lösen.
Wichtig ist dabei die Erkenntnis sowohl aus der Komfort- als auch Schmerzforschung,
dass in dem Moment der Erleichterung die Zufriedenheit z. B. mit den thermischen
Bedingungen deutlich höher ist als anhand der rein objektiv physikalischen Bedin-
gungen zu erwarten wäre (Attia, Engel & Hildebrandt, 1980; Cabanac, 1971; Leknes
et al., 2013; Parkinson & de Dear, 2015). Wie jedoch solche dynamischen Prozesse
der Adaption und Alliästhesie ablaufen bzw. welche Prozesse zu Adaption und Alliäs-
thesie beitragen, wie diese miteinander interagieren und ob sich diese durch wieder-
holtes Erleben ändern, ist aktuell in der Literatur nicht beschrieben.
Adaption und Alliästhesie geschehen immer in Folge einer als nicht optimal
betrachteten externalen oder internalen Bedingung. Da sich externale Störreize
experimentell hervorragend manipulieren und damit untersuchen lassen, stehen
sie im Fokus dieses Projekts. Es werden lokale und globale Störreize unterschie-
den, mit Schmerz als Prototyp für lokale Störreize und thermisches Unbehagen als
Prototyp globaler Störreize.
Arbeitsbericht zum Forschungsprojekt
Die Projektphase in 2018 wurde dominiert von Vorbereitungen und Durchfüh-
rungen von weiteren Studien zu den Themenfeldern thermischer Komfort und
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