Hans-Joachim Gehrke
zugesprochen wird. Haftet in diesem Fall der Fahrer, der Halter oder gar der
Hersteller? Schließlich gibt es auch ethische Fragen, die sich aus der möglichen
Fähigkeit der Systeme ergeben, Objekte im Verkehr zu erkennen und möglicher-
weise auch genauere Informationen abzuleiten, wie die Anzahl von Menschen,
ihr Alter, ihr Geschlecht oder ihre Hautfarbe. Welche Informationen sollen für
einen Entscheidungsprozess im Kontext eines unvermeidlichen Unfalls berück-
sichtigt werden und wie integriert man regional unterschiedliche Wertvorstel-
lungen und Normen?
In Deutschland bedarf es großer Anstrengungen, um mit den aktuellen Ent-
wicklungen in den USA und in China mithalten zu können. Gleichzeitig besteht
aber auch die Chance, diese Anstrengungen in die erforderliche Begleitforschung
einzubetten. Gerade in diesem Kontext kann die Heidelberger Akademie der Wis-
senschaften eine wichtige Rolle spielen.
Hans-Joachim Gehrke
„Ein Heiliges Land um Olympia. Erste historische Überlegungen zum
Olympia-Area-Survey 2015-2017"
Sitzung der Philosophisch-historischen Klasse am 26. Oktober 2018
In den Jahren 2015—2017 haben erstmals, mit Unterstützung durch die DFG,
systematische historisch-geoarchäologische Untersuchungen in der näheren Um-
gebung von Olympia stattgefunden. Deren erste Ergebnisse und die sich daraus
zurzeit ergebenden - und vorerst noch hypothetischen - historischen Schlussfol-
gerungen sollen im Folgenden vorgestellt werden. Das Unternehmen, das derzeit
mit einer detaillierten Auswertungsphase fortgesetzt wird, ist dezidiert interdiszip-
linär angelegt, mit den Schwerpunkten in der Archäologie, den Geo- und den Ge-
schichtswissenschaften. Die Arbeiten werden deshalb geleitet von Franziska Lang
(Darmstadt), Erofili Kolia (Olympia), Birgitta Eder (Wien), Andreas Vött (Mainz)
und dem Vortragenden. In diesem Sinne wird der Raum als ein „multidimensi-
onaler Raum“ erforscht. Es geht nicht allein um seine physische Beschaffenheit,
sondern auch um seine Funktion für Verbindung und Kommunikation und ganz
besonders als Lebensraum: Wie haben ihn Menschen gestaltet und gedeutet, als
espace pergi, con^u und vecuV
Die wichtigsten Aktivitäten der letzten Jahre bildeten die archäologischen und
die geomorphologischen Kampagnen (Frühjahr bzw. Spätsommer 2015—2017),
im Wesentlichen ein intensiver Rastersurvey (systematisches Durchkämmen der
geeigneten Zonen und Dokumentation anthropogener Reste) sowie Ziehen und
1 Die Begriffe nach H. Lefebvre, La production de 1‘espace, Paris 1974.
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zugesprochen wird. Haftet in diesem Fall der Fahrer, der Halter oder gar der
Hersteller? Schließlich gibt es auch ethische Fragen, die sich aus der möglichen
Fähigkeit der Systeme ergeben, Objekte im Verkehr zu erkennen und möglicher-
weise auch genauere Informationen abzuleiten, wie die Anzahl von Menschen,
ihr Alter, ihr Geschlecht oder ihre Hautfarbe. Welche Informationen sollen für
einen Entscheidungsprozess im Kontext eines unvermeidlichen Unfalls berück-
sichtigt werden und wie integriert man regional unterschiedliche Wertvorstel-
lungen und Normen?
In Deutschland bedarf es großer Anstrengungen, um mit den aktuellen Ent-
wicklungen in den USA und in China mithalten zu können. Gleichzeitig besteht
aber auch die Chance, diese Anstrengungen in die erforderliche Begleitforschung
einzubetten. Gerade in diesem Kontext kann die Heidelberger Akademie der Wis-
senschaften eine wichtige Rolle spielen.
Hans-Joachim Gehrke
„Ein Heiliges Land um Olympia. Erste historische Überlegungen zum
Olympia-Area-Survey 2015-2017"
Sitzung der Philosophisch-historischen Klasse am 26. Oktober 2018
In den Jahren 2015—2017 haben erstmals, mit Unterstützung durch die DFG,
systematische historisch-geoarchäologische Untersuchungen in der näheren Um-
gebung von Olympia stattgefunden. Deren erste Ergebnisse und die sich daraus
zurzeit ergebenden - und vorerst noch hypothetischen - historischen Schlussfol-
gerungen sollen im Folgenden vorgestellt werden. Das Unternehmen, das derzeit
mit einer detaillierten Auswertungsphase fortgesetzt wird, ist dezidiert interdiszip-
linär angelegt, mit den Schwerpunkten in der Archäologie, den Geo- und den Ge-
schichtswissenschaften. Die Arbeiten werden deshalb geleitet von Franziska Lang
(Darmstadt), Erofili Kolia (Olympia), Birgitta Eder (Wien), Andreas Vött (Mainz)
und dem Vortragenden. In diesem Sinne wird der Raum als ein „multidimensi-
onaler Raum“ erforscht. Es geht nicht allein um seine physische Beschaffenheit,
sondern auch um seine Funktion für Verbindung und Kommunikation und ganz
besonders als Lebensraum: Wie haben ihn Menschen gestaltet und gedeutet, als
espace pergi, con^u und vecuV
Die wichtigsten Aktivitäten der letzten Jahre bildeten die archäologischen und
die geomorphologischen Kampagnen (Frühjahr bzw. Spätsommer 2015—2017),
im Wesentlichen ein intensiver Rastersurvey (systematisches Durchkämmen der
geeigneten Zonen und Dokumentation anthropogener Reste) sowie Ziehen und
1 Die Begriffe nach H. Lefebvre, La production de 1‘espace, Paris 1974.
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