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Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]
Jahrbuch ... / Heidelberger Akademie der Wissenschaften: Jahrbuch 2018 — 2019

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Schneidmüller, Bernd: Stefan Weinfurter (24.6.1945−27.8.2018)
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https://doi.org/10.11588/diglit.55650#0199
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Nachruf auf Stefan Weinfurter


Stefan Weinfurter
(24.6.1945-27.8.2018)

Am 27. August 2018 verstarb Stefan Weinfurter im Alter von 73 Jahren in seinem
Mainzer Wohnhaus. Der Tod am späten Abend kam plötzlich und unerwartet.
Den Arbeitstag hatte Stefan Weinfurter noch in seiner Heidelberger Forschungs-
stelle „Geschichte und Kulturelles Erbe“ verbracht, den Abend bei einer Festver-
anstaltung in der Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz. Er hatte
noch viel vor, vor allem die Realisierung einer großen Ausstellung „Die Kaiser und
die Säulen ihrer Macht. Von Karl dem Großen bis Friedrich Barbarossa“ 2020/21,
die er (in Zusammenarbeit mit den Reiss-Engelhorn-Museen Mannheim) für
das Landesmuseum Mainz vorbereitete. Die Hinweise auf den letzten Lebenstag
machen ein unermüdliches Engagement für die Erforschung der mittelalterlichen
Geschichte und für ihre Vermittlung an ein breites Publikum deutlich.
Stefan Weinfurter wurde am 24. Juni 1945 im südböhmischen Prachatitz ge-
boren; der tschechische Ortsname ist Prachatice. Wenige Wochen vor der Geburt
war sein Vater, ein Lehrer, am letzten Tag des Zweiten Weltkriegs in einem Ge-
fangenenlager umgekommen. Die Vertreibung führte die Mutter, eine geborene
Lumbe Edle von Mallonitz, nach Oberbayern. In ihrem 2009 posthum veröffent-
lichten Roman „Der letzte Herbst. Ein historischer Roman aus Böhmen“ hielt
sie ihre Jugenderinnerungen von 1938 wach, dem Jahr vor der Katastrophe des
Kriegsausbruchs. Das Wissen um die böhmische Herkunft und die Erfahrungen
einer familiären Neuintegration prägten Stefan Weinfurter zeitlebens. Er sprach
darüber nie eifernd, sondern stets in distanzierter Nüchternheit. So ist Geschichte
eben - man kann nichts mehr an ihr ändern.
Nach dem Abitur am Karlsgymnasium München 1966 studierte er für ein Se-
mester Physik an der TH München, um dann sein „richtiges“ Fach, die Geschich-
te (neben der Germanistik), an der Universität München zu finden. 1971 folgte er

199
 
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