Christoph Markschies
für Geheimagenten verwendet, der sich von der ursprünglichen Bedeutung des
Wortes spook, nämlich „Geist oder Gespenst“, ableitet. In der Serie riskieren Agen-
ten und Agentinnen des britischen Inlandsgeheimdienstes MI5 immer wieder Leib
und Leben in spektakulär inszenierten Szenen, die die Möglichkeit heroischen
Handelns umissverständlich affirmieren. Genretypischer sind jedoch Momente,
die die moralische Ambivalenz geheimdienstlichen Handelns exponieren und im
Extremfall heroisierte Figuren ins Antiheroische oder gar ins Schurken- und Ver-
brechertum kippen lassen. Spooks steht so paradigmatisch für die Komplexität, mit
der sich Fernsehserien heute mit dem Heroischen auseinandersetzen. Im Dialog,
mit bildlichen und tonalen Codes und in expliziter Reflexion vermitteln diese Se-
rien die Notwendigkeit, sich mit Helden und Heldentum kritisch auseinanderzu-
setzen, ohne aber die Möglichkeit heroischen Handelns grundsätzlich zu leugnen
oder zu diskreditieren.
Christoph Markschies
„Jüdisch? Christlich? Pagan? Alte Sackgassen und neue Wege bei der
religionswissenschaftlichen Kategorisierung der antiken Gnosis"
Gesamtsitzung am 28. April 2018
Der Vortrag bot einen Versuch, an einem lange umstrittenen Detail antiker Reli-
gionsgeschichte vorzuführen, wie sich die traditionelle Landkarte dieser Phase der
allgemeinen Religionsgeschichte verändert, wenn man klassische, lange dominie-
rende Modelle hinter sich lässt. Er nahm seinen Ausgang von der traditionellen
Verhältnisbestimmung von Judentum und Christentum, in deren Rahmen auch
die antike Gnosis charakterisiert wurde: Lange schien klar, dass sich spätestens
im ersten nachchristlichen Jahrhundert aus dem Judentum, einer im römischen
Reich offiziell zugelassenen Minderheitsreligion, eine neue Religion entwickelt
hat, nämlich das Christentum. Klassische These war, dass durch das Bekenntnis
der Anhängerschar Jesu von Nazareth zu dessen Messianität eine mehr oder we-
niger schroffe Trennlinie zwischen den „Christianern“ (so die früheste Fremd-
bezeichnung der Gruppe) und dem Mehrheitsjudentum gezogen worden sei. In
den letzten Jahren ist allerdings immer deutlicher geworden, dass das klassische
Bild einer Trennung von Judentum und Christentum noch im ersten Jahrhundert
kaum die Wirklichkeit trifft. An die Stelle des Konzepts einer radikalen Trennung
trat vor rund dreißig Jahren ein neues Konzept längerer Trennungsprozesse, das
im angelsächsischen Sprachraum gern als allmähliche „Teilung der Wege“ („par-
ting of the ways“) beschrieben wird. Die unter diesem Stichwort vorgenommene
neue Kartographierung antiker Religionsgeschichte beschrieb auch das Verhältnis
von Judentum und Christentum insgesamt neu; während zuvor das Christentum
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für Geheimagenten verwendet, der sich von der ursprünglichen Bedeutung des
Wortes spook, nämlich „Geist oder Gespenst“, ableitet. In der Serie riskieren Agen-
ten und Agentinnen des britischen Inlandsgeheimdienstes MI5 immer wieder Leib
und Leben in spektakulär inszenierten Szenen, die die Möglichkeit heroischen
Handelns umissverständlich affirmieren. Genretypischer sind jedoch Momente,
die die moralische Ambivalenz geheimdienstlichen Handelns exponieren und im
Extremfall heroisierte Figuren ins Antiheroische oder gar ins Schurken- und Ver-
brechertum kippen lassen. Spooks steht so paradigmatisch für die Komplexität, mit
der sich Fernsehserien heute mit dem Heroischen auseinandersetzen. Im Dialog,
mit bildlichen und tonalen Codes und in expliziter Reflexion vermitteln diese Se-
rien die Notwendigkeit, sich mit Helden und Heldentum kritisch auseinanderzu-
setzen, ohne aber die Möglichkeit heroischen Handelns grundsätzlich zu leugnen
oder zu diskreditieren.
Christoph Markschies
„Jüdisch? Christlich? Pagan? Alte Sackgassen und neue Wege bei der
religionswissenschaftlichen Kategorisierung der antiken Gnosis"
Gesamtsitzung am 28. April 2018
Der Vortrag bot einen Versuch, an einem lange umstrittenen Detail antiker Reli-
gionsgeschichte vorzuführen, wie sich die traditionelle Landkarte dieser Phase der
allgemeinen Religionsgeschichte verändert, wenn man klassische, lange dominie-
rende Modelle hinter sich lässt. Er nahm seinen Ausgang von der traditionellen
Verhältnisbestimmung von Judentum und Christentum, in deren Rahmen auch
die antike Gnosis charakterisiert wurde: Lange schien klar, dass sich spätestens
im ersten nachchristlichen Jahrhundert aus dem Judentum, einer im römischen
Reich offiziell zugelassenen Minderheitsreligion, eine neue Religion entwickelt
hat, nämlich das Christentum. Klassische These war, dass durch das Bekenntnis
der Anhängerschar Jesu von Nazareth zu dessen Messianität eine mehr oder we-
niger schroffe Trennlinie zwischen den „Christianern“ (so die früheste Fremd-
bezeichnung der Gruppe) und dem Mehrheitsjudentum gezogen worden sei. In
den letzten Jahren ist allerdings immer deutlicher geworden, dass das klassische
Bild einer Trennung von Judentum und Christentum noch im ersten Jahrhundert
kaum die Wirklichkeit trifft. An die Stelle des Konzepts einer radikalen Trennung
trat vor rund dreißig Jahren ein neues Konzept längerer Trennungsprozesse, das
im angelsächsischen Sprachraum gern als allmähliche „Teilung der Wege“ („par-
ting of the ways“) beschrieben wird. Die unter diesem Stichwort vorgenommene
neue Kartographierung antiker Religionsgeschichte beschrieb auch das Verhältnis
von Judentum und Christentum insgesamt neu; während zuvor das Christentum
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