Nachruf auf Erich Meuthen
kleinen und kleinsten italienischen Archiven, die Meuthen systematisch durch-
sucht hatte.
Herr Meuthen entschied sich für die Archivlaufbahn und wirkte am Stadtar-
chiv Aachen, zu dessen Direktor er 1966 ernannt wurde. In diesen Jahren entstand
die vielgerühmte Edition des Aachener Urkundenbuchs 1101 — 1250 (mit nahezu
700 Seiten, erschienen 1972). 1967 habilitierte er sich an der RWTH Aachen mit
einer Untersuchung über „Die Aachener Pröpste bis zum Ende der Stauferzeit“.
1971 folgte er einem Ruf nach Bern, lehnte 1973 einen Ruf nach München ab und
kehrte 1976 nach Köln zurück, wo er in der Nachfolge Theodor Schieffers einen
Lehrstuhl für Mittelalterliche und Neuere Geschichte übernahm. Hier lehrte er
bis zu seiner Emeritierung 1994. Er übernahm auch die Leitung des Kölner Uni-
versitätsarchivs, die er bis 2001 innehatte, und legte zum Jubiläum 1988 eine drei-
bändige Universitätsgeschichte vor, deren erster umfangreicher Band über „Die
alte Universität“ (1388—1798) ganz aus seiner Feder stammte. Den zweiten Band
zum 19./20. Jahrhundert überließ er neuzeitlichen Fachkollcgen, betreute aber den
dritten Band: „Die neue Universität. Daten und Fakten.“ Seine Verdienste wurden
1992 mit der Kölner Universitätsmedaille gewürdigt.
An ehrenvollen, aber zugleich arbeitsintensiven Ämtern, die seine Wertschät-
zung in der Zunft bezeugten, hat es Herrn Meuthen nicht gefehlt. 1977 wurde er
zum ordentlichen Mitglied der Historischen Kommission bei der Bayerischen Aka-
demie der Wissenschaften gewählt und übernahm als Nachfolger von Hermann
Heimpel die Leitung der Abteilung Ältere Reihe der Deutschen Reichstagsakten
(bis 2002). Seit 1982 war er ordentliches Mitglied der Nordrhein-Westfälischen
Akademie der Wissenschaften. Viele Jahre gehörte er zum Herausgebergremium
der „Historischen Zeitschrift“ und zum Beirat des Deutschen Historischen Insti-
tuts in Rom. Schüler, Freunde und Kollegen ehrten ihn zum 65. Geburtstag mit ei-
ner zweibändigen Festschrift „Studien zum 15. Jahrhundert“ (München 1994).
Der Heidelberger Akademie der Wissenschaften war Herr Meuthen seit 1977
als korrespondierendes Mitglied der Philosophisch-historischen Klasse verbun-
den; die Wahl erfolgte auf Vorschlag von Hans-Georg Gadamer und Peter Glas-
sern Bereits seit 1972 gehörte er der Cusanus-Kommission an, die 1927 unter der
Leitung von Ernst Hoffmann gebildet worden war, nachdem die Heidelberger
Akademie beschlossen hatte, die „Opera omnia“ des Nicolaus Cusanus in einer
textkritischen Ausgabe zu edieren. Den Editionsplan stellte 1927/28 Hoffmanns
Assistent Raymond Klibansky auf; er legte 1932 auch die beiden ersten Bände vor:
„Apologia doctae ignorantiae“, von Cusanus verfasst, um Angriffe des Heidel-
berger Theologen Johannes Wenck abzuwehren, sowie noch in demselben Jahr
zusammen mit Ernst Hoffmann „De docta ignorantia“. Die rassistische Diskrimi-
nierung zwang Klibansky 1933 ins Exil, er konnte aber noch einige Jahre an der
Ausgabe mitwirken und beteiligte sich nach 1945 erneut an der Edition. Die von
zahlreichen Fachgelehrten getragene Arbeit an den „Nicolai de Cusa Opera Om-
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kleinen und kleinsten italienischen Archiven, die Meuthen systematisch durch-
sucht hatte.
Herr Meuthen entschied sich für die Archivlaufbahn und wirkte am Stadtar-
chiv Aachen, zu dessen Direktor er 1966 ernannt wurde. In diesen Jahren entstand
die vielgerühmte Edition des Aachener Urkundenbuchs 1101 — 1250 (mit nahezu
700 Seiten, erschienen 1972). 1967 habilitierte er sich an der RWTH Aachen mit
einer Untersuchung über „Die Aachener Pröpste bis zum Ende der Stauferzeit“.
1971 folgte er einem Ruf nach Bern, lehnte 1973 einen Ruf nach München ab und
kehrte 1976 nach Köln zurück, wo er in der Nachfolge Theodor Schieffers einen
Lehrstuhl für Mittelalterliche und Neuere Geschichte übernahm. Hier lehrte er
bis zu seiner Emeritierung 1994. Er übernahm auch die Leitung des Kölner Uni-
versitätsarchivs, die er bis 2001 innehatte, und legte zum Jubiläum 1988 eine drei-
bändige Universitätsgeschichte vor, deren erster umfangreicher Band über „Die
alte Universität“ (1388—1798) ganz aus seiner Feder stammte. Den zweiten Band
zum 19./20. Jahrhundert überließ er neuzeitlichen Fachkollcgen, betreute aber den
dritten Band: „Die neue Universität. Daten und Fakten.“ Seine Verdienste wurden
1992 mit der Kölner Universitätsmedaille gewürdigt.
An ehrenvollen, aber zugleich arbeitsintensiven Ämtern, die seine Wertschät-
zung in der Zunft bezeugten, hat es Herrn Meuthen nicht gefehlt. 1977 wurde er
zum ordentlichen Mitglied der Historischen Kommission bei der Bayerischen Aka-
demie der Wissenschaften gewählt und übernahm als Nachfolger von Hermann
Heimpel die Leitung der Abteilung Ältere Reihe der Deutschen Reichstagsakten
(bis 2002). Seit 1982 war er ordentliches Mitglied der Nordrhein-Westfälischen
Akademie der Wissenschaften. Viele Jahre gehörte er zum Herausgebergremium
der „Historischen Zeitschrift“ und zum Beirat des Deutschen Historischen Insti-
tuts in Rom. Schüler, Freunde und Kollegen ehrten ihn zum 65. Geburtstag mit ei-
ner zweibändigen Festschrift „Studien zum 15. Jahrhundert“ (München 1994).
Der Heidelberger Akademie der Wissenschaften war Herr Meuthen seit 1977
als korrespondierendes Mitglied der Philosophisch-historischen Klasse verbun-
den; die Wahl erfolgte auf Vorschlag von Hans-Georg Gadamer und Peter Glas-
sern Bereits seit 1972 gehörte er der Cusanus-Kommission an, die 1927 unter der
Leitung von Ernst Hoffmann gebildet worden war, nachdem die Heidelberger
Akademie beschlossen hatte, die „Opera omnia“ des Nicolaus Cusanus in einer
textkritischen Ausgabe zu edieren. Den Editionsplan stellte 1927/28 Hoffmanns
Assistent Raymond Klibansky auf; er legte 1932 auch die beiden ersten Bände vor:
„Apologia doctae ignorantiae“, von Cusanus verfasst, um Angriffe des Heidel-
berger Theologen Johannes Wenck abzuwehren, sowie noch in demselben Jahr
zusammen mit Ernst Hoffmann „De docta ignorantia“. Die rassistische Diskrimi-
nierung zwang Klibansky 1933 ins Exil, er konnte aber noch einige Jahre an der
Ausgabe mitwirken und beteiligte sich nach 1945 erneut an der Edition. Die von
zahlreichen Fachgelehrten getragene Arbeit an den „Nicolai de Cusa Opera Om-
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