B. Die Mitglieder
sich weitestgehend selbst angeeignet. Hierfür hat besonders die Arbeit an seiner
Dissertation den Grund gelegt.
Sie war dem spezifischen griechischen Herrscherkult in der Epoche des Hel-
lenismus gewidmet, einem Thema, in dem der Forschungsstand durch manche
religionswissenschaftliche Theoretisierungen beeinträchtigt war. Dem stellte der
junge Habicht eine dezidiert quellengesättigte, auf unvoreingenommenem Studi-
um des Materials beruhende Analyse gegenüber - und diese beruhte im Wesent-
lichen auf der eingehenden Interpretation von Inschriften. Die im besten Sinne
positivistische, sauber beobachtende und souverän argumentierende Arbeit führte
zu einem eindeutigen Ergebnis: Die göttliche Verehrung der Herrscher durch die
griechischen Poleis beruhte im Wesentlichen auf den Leistungen für deren Freiheit;
und auf solche Weise brachten diese Poleis ihre Anerkennung in höchstmöglichem
Maße zum Ausdruck. Die Arbeit, mit der Habicht im Jahre 1952 in Hamburg
promoviert wurde, erschien im Jahre 1956 unter dem Titel „Gottmenschentum
und griechische Städte“ in der renommierten Reihe „Zetemata“ (C. H. Beck).
Die Qualitäten in der epigraphisch basierten historischen Rekonstruktion, die
der junge Gelehrte mit ihr unter Beweis stellte, blieben für seine weitere Tätig-
keit charakteristisch. Vor allem aber hatte er mit diesem Erstling Maßstäbe gesetzt:
Auf einem auch seitdem viel traktierten Felde hatte er ein Standardwerk vorgelegt,
das noch heute das wichtigste Referenzwerk bildet. Bezeichnenderweise erschien
1970 eine zweite überarbeitete Auflage und erst jüngst (2017) eine wiederum revi-
dierte englische Version in der Michigan Classical Press („Divine Honors for Mor-
tal Men in Greek Cities: The Early Gases“). Deshalb verwundert es auch nicht,
dass Habicht für diese Arbeit mit dem Reisestipendium des Deutschen Archäolo-
gischen Instituts ausgezeichnet wurde, das er nach kurzer Tätigkeit als Stipendiat
in einem Programm zur Förderung des Hochschullehrernachwuchses 1954/55
wahrnahm.
Dieses gab ihm nicht nur Gelegenheit, die Hinterlassenschaften des Altertums
vor Ort zu studieren, sondern auch an Traditionen anzuknüpfen, die mit diesem
Stipendium ursprünglich verbunden waren, nämlich konkrete Forschungsaufga-
ben im Rahmen des Instituts zu übernehmen. Dies hing damit zusammen, dass
die große epigraphischc Tradition in Deutschland durch Nazizeit und Krieg weit-
gehend zum Erliegen gekommen war und im Wesentlichen nur noch an der Ber-
liner Akademie mit den großen Vorhaben IG und CIL gepflegt wurde, freilich mit
sehr starken Beschränkungen in den Arbeits- und Reisemöglichkeiten. Der am
Schreibtisch zum Kenner der Epigraphik gereifte Althistoriker war den Ausgräbern
der großen Institutsgrabungen in Olympia, Samos und Pergamon deshalb höchst
willkommen, und sie beauftragten ihn mit der Publikation der zahlreichen, zum
Teil schon seit Jahrzehnten darauf wartenden Neufunde von Inschriften. Habicht
selber erwarb sich durch die ganz praktischen Arbeiten des Entzifferns, Ergänzens
und Edierens von bis dato unbekannten Texten eine bewundernswerte Expertise.
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sich weitestgehend selbst angeeignet. Hierfür hat besonders die Arbeit an seiner
Dissertation den Grund gelegt.
Sie war dem spezifischen griechischen Herrscherkult in der Epoche des Hel-
lenismus gewidmet, einem Thema, in dem der Forschungsstand durch manche
religionswissenschaftliche Theoretisierungen beeinträchtigt war. Dem stellte der
junge Habicht eine dezidiert quellengesättigte, auf unvoreingenommenem Studi-
um des Materials beruhende Analyse gegenüber - und diese beruhte im Wesent-
lichen auf der eingehenden Interpretation von Inschriften. Die im besten Sinne
positivistische, sauber beobachtende und souverän argumentierende Arbeit führte
zu einem eindeutigen Ergebnis: Die göttliche Verehrung der Herrscher durch die
griechischen Poleis beruhte im Wesentlichen auf den Leistungen für deren Freiheit;
und auf solche Weise brachten diese Poleis ihre Anerkennung in höchstmöglichem
Maße zum Ausdruck. Die Arbeit, mit der Habicht im Jahre 1952 in Hamburg
promoviert wurde, erschien im Jahre 1956 unter dem Titel „Gottmenschentum
und griechische Städte“ in der renommierten Reihe „Zetemata“ (C. H. Beck).
Die Qualitäten in der epigraphisch basierten historischen Rekonstruktion, die
der junge Gelehrte mit ihr unter Beweis stellte, blieben für seine weitere Tätig-
keit charakteristisch. Vor allem aber hatte er mit diesem Erstling Maßstäbe gesetzt:
Auf einem auch seitdem viel traktierten Felde hatte er ein Standardwerk vorgelegt,
das noch heute das wichtigste Referenzwerk bildet. Bezeichnenderweise erschien
1970 eine zweite überarbeitete Auflage und erst jüngst (2017) eine wiederum revi-
dierte englische Version in der Michigan Classical Press („Divine Honors for Mor-
tal Men in Greek Cities: The Early Gases“). Deshalb verwundert es auch nicht,
dass Habicht für diese Arbeit mit dem Reisestipendium des Deutschen Archäolo-
gischen Instituts ausgezeichnet wurde, das er nach kurzer Tätigkeit als Stipendiat
in einem Programm zur Förderung des Hochschullehrernachwuchses 1954/55
wahrnahm.
Dieses gab ihm nicht nur Gelegenheit, die Hinterlassenschaften des Altertums
vor Ort zu studieren, sondern auch an Traditionen anzuknüpfen, die mit diesem
Stipendium ursprünglich verbunden waren, nämlich konkrete Forschungsaufga-
ben im Rahmen des Instituts zu übernehmen. Dies hing damit zusammen, dass
die große epigraphischc Tradition in Deutschland durch Nazizeit und Krieg weit-
gehend zum Erliegen gekommen war und im Wesentlichen nur noch an der Ber-
liner Akademie mit den großen Vorhaben IG und CIL gepflegt wurde, freilich mit
sehr starken Beschränkungen in den Arbeits- und Reisemöglichkeiten. Der am
Schreibtisch zum Kenner der Epigraphik gereifte Althistoriker war den Ausgräbern
der großen Institutsgrabungen in Olympia, Samos und Pergamon deshalb höchst
willkommen, und sie beauftragten ihn mit der Publikation der zahlreichen, zum
Teil schon seit Jahrzehnten darauf wartenden Neufunde von Inschriften. Habicht
selber erwarb sich durch die ganz praktischen Arbeiten des Entzifferns, Ergänzens
und Edierens von bis dato unbekannten Texten eine bewundernswerte Expertise.
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