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Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]
Jahrbuch ... / Heidelberger Akademie der Wissenschaften: Jahrbuch 2018 — 2019

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C. Die Forschungsvorhaben
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II.Tätigkeitsberichte (chronologisch)
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5. Melanchthon-Briefwechsel
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https://doi.org/10.11588/diglit.55650#0236
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C. Die Forschungsvorhaben

Leiterin der Forschungsstelle: Dr. Christine Mundhenk
Mitarbeiter: Dr. Matthias Dall’Asta, Heidi Hein, Tobias Gilcher (75 %)
Nachdem die Lutherdckade und das Reformationsjubiläum in den vergangenen
Jahren mit zahlreichen Tagungen, Ausstellungen und diversen Publikationen für
vielfältige Nebenbeschäftigungen gesorgt hatten, war es im Jahr 2018 merklich
ruhiger, sodass die Forschungsstelle sich weitgehend auf ihr „Kerngeschäft“, die
Edition von Mclanchthons Briefwechsel (MBW), konzentrieren konnte.
Bis zum Frühjahr konnten die letzten Arbeiten an Band T 18 (1548) erle-
digt werden. Um dessen Umfang nicht allzu sehr ausufern zu lassen, mussten die
Briefe aus den Monaten November und Dezember 1548 in den nächsten Band
verschoben werden. Nach dieser „Verschlankung“ - die enthaltenen 338 Stücke
füllen trotzdem über 600 Seiten - ist der Band im August erschienen.
Zügig haben Matthias Dall’Asta, Heidi Hein und Christine Mundhenk die
Edition mit Band T 19 fortgesetzt. Aufgrund der aus T 18 übernommenen Stücke
musste auch der Umfang dieses Bandes neu kalkuliert werden: Er umfasst nun
die Briefe und Gutachten aus dem Zeitraum November 1548 bis September 1549.
Alle 306 Stücke des Bandes wurden vollständig bearbeitet; die Endredaktion und
die Erstellung der Register konnten im Dezember abgeschlossen werden. Haupt-
thema ist auch in T 19 das von Kaiser Karl V erlassene Interim, das in den evan-
gelischen Territorien weiterhin für erhebliche Unruhe sorgte. Auf dem Landtag
in Leipzig arbeiteten sächsische Theologen und kurfürstliche Räte an einer Kir-
chenordnung, die jedoch nie Gesetzeskraft erlangt hat. Melanchthon zeigte sich zu
Zugeständnissen in den sog. Adiaphora (religiösen Praktiken wie z. B. dem Tragen
von liturgischer Kleidung) bereit, sofern sich dadurch der Kern der Lehre unverän-
dert bewahren und die militärische Bedrohung durch den Kaiser abwenden ließe;
wie ernst die Lage war, wurde Melanchthon durch die aus Straßburg und Schwa-
ben vertriebenen protestantischen Pfarrer vor Augen geführt, von denen einige in
Sachsen Zuflucht suchten. Überall herrschte große Unsicherheit: Wie viele Zu-
geständnisse waren vertretbar, ohne eigene Glaubensüberzeugungen zu verraten?
Von vielen Seiten wurde Melanchthon um Rat gefragt und eindringlich um eine
klare Stellungnahme gebeten. Zusätzlich sah er sich heftigen Anfeindungen durch
bisherige Weggefährten wie Matthias Flacius Illyriens ausgesetzt, die das Interim
rundheraus ablehnten und zu keinerlei Zugeständnissen bereit waren. Die Sorge
um den Bestand und die Einheit der evangelischen Lehre setzte Melanchthon auch
gesundheitlich zu; insbesondere sein Steinleiden bereitete ihm furchtbare Qualen.
In all diesen Widrigkeiten tröstete er sich mit der Gewissheit, dass an der Wittenber-
ger Universität weiterhin die unveränderte evangelische Lehre verbreitet werde.
Um einen Großteil der in Melanchthons Briefwechsel enthaltenen Stücke
in die Briefdatenbank „CorrespSearch“ (https://correspsearch.nefondex.xql?! = de)

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