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Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]
Jahrbuch ... / Heidelberger Akademie der Wissenschaften: Jahrbuch 2018 — 2019

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C. Die Forschungsvorhaben
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6. Altfranzösisches etymologisches Wörterbuch (DEAF)
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6. Altfranzösisches etymologisches Wörterbuch (DEAF)

metaphorische Wendung ardre en flame „ein heftiges Gefühl empfinden“; - chat de
foier m. „Hauskatze“; - frankoitalienisch desfondir v.tr. „zerbrechen, zerstören“; -
enflamer „(jemanden) zu etwas anstacheln“; -enflami „ausgetrocknet“; - enfochir v.tr.
„traurig stimmen“; - esflaistriseüre f. „Vertrocknetheit“; - die Wendung esprendre en
flame „durch Feuer vernichten“; -fere f. Wochentag“; -flagel m. „Fächer“; - die
metonymische Verwendung des Verbs flaistrier „seine natürliche Form, seine Le-
bendigkeit verlieren“; -flaoniere f. „Fladenbäckerin“; -flat m. „Atem“ und „Wind“;
-flaütier m. „Flötenbauer“; -flaveler v.tr. „wie mit einer Ratsche schnarren lassen“;
- frankoitalienischj?e m. „Ausdünstung“; -flebotomier v.tr. „einen Aderlass vorneh-
men“; - die WendungJ?e/iz7z/r legenou „einen Kniefall machen“; - frankoitalienisch
fletir v.pron. „sich beugen“; -fleume f. und m. „Phlegma“; -flique s. „Dekorations-
element am Fuße eines Bechers“; -flocheter v.intr. „im Wind wehen“, -floquer v.intr.
„rudern“; -flöt de l‘eve ,jWelle“; -flöt de mer „Meeresarm“; -flotoiement m. Wellen-
bewegung“; -flöte f. „Kampfgetümmel“ und, daraus resultierend, die Adverbial-
wendungen en une flöte und de flöte en flöte „zuhauf“; -fluctuant m., substantiviertes
Partizip Präsens zu fluctuer, „Zauderer, Zögerer“; -flui de ventre m. „von Durchfall
begleitete Magenerkrankung“; -fluvraine f. „kleiner Fluss“; -fluvian adj. „flussar-
tig“; -foace f. „Art Brot“ in der Verwendung als Minimalwert; -foier m. „Feuerstatt“
in der Verwendung als Minimalwert; —foir v.tr. „in Schutz bringen“; —foirier v.intr.
„Durchfall haben“; -foisne f „Dreizack“, in einem Vergleich auf die menschliche
Zunge bezogen; -folenie f „Walke“; -fomenterv.tr. „mit Wärme behandeln“ in abso-
luter Verwendung; -fonder v.tr. „(jemanden) in eine Funktion einsetzen“; - letrefe-
riale als Fachterminus „Buchstabe (a-g), der einen der siebenWochentage bezeich-
net“; - reflenchir v.intr. „sich um sich selbst drehen“; - resflenchir v.tr. „beugen“.
An einem Beispiel soll hier einmal exemplarisch die Vorgehensweise in der
lexikographischen Praxis veranschaulicht werden. Bei der Redaktion des Artikels
zum Wortflajol, das im Altfranzösischen sowohl eine Art Flöte als auch den Fächer
bezeichnet, stieß Sabine Tittel auf folgenden Eintrag im Anglo-Norman Dictionary:
flavel subst., definiert „fan (for keeping away flies?), winnowing fan”. Darunter fin-
det sichflael, das in einer ArtWörterbuch vom Ende des 12. Jahrhunderts (Jean de
Garlande, Dictionarius') das lateinische Wortflabellum „Fächer“ glossiert. Flael gehört
nicht zum Lemmaflavel m., sondern stellt wohl eher eine graphische Variante des
afr. flagel m. dar (s. unter FLAJOL m., DEAF F 572,46). Aber abgesehen davon
wäre der Beleg nicht weiter auffällig, würde man nicht - gemäß dem Prinzip des
DEAF: adfontes! - zur Quelle (bzw. der Edition) gehen und anhand des Kontextes
überprüfen, welche Bedeutung das Wort an dieser Stelle besitzt. Und dort kann
man lesen: Pulmo estflabellum <:flael> qui cordis calor refrigeratur, die Lunge sei also
ein Fächer, durch den die Hitze des Herzens abgekühlt wird. Jetzt wird der Beleg
spannend, denn ganz offensichtlich istflael (so wie auch 1t. flabellum) als Metapher
für die Lunge verwendet. Aber warum? Die Begründung für das Funktionieren
der Metapher ist eingebettet in die antike Spirituslehre, die in den mittelalterli-

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