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Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]
Jahrbuch ... / Heidelberger Akademie der Wissenschaften: Jahrbuch 2007 — 2007

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III. Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses
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B. Das WIN-Kolleg
DOI Kapitel:
2. Forschungsschwerpunkt "Kulturelle Grundlagen der Europäischen Einigung"
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https://doi.org/10.11588/diglit.66959#0292
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Das WIN-Kolleg

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len im umfangreichen “Kanon” den Arzt (nicht Gelehrten) Avicenna in die
Nähe einer chirurgischen Tätigkeit stellen: Bei einer Augenoperation liest man,
er selbst habe sie durchgeführt. Im Zusammenhang mit der Therapie von Nie-
rensteinen rät Avicenna von Operationen ab, um sich anschließend invasiven
Heilmethoden jeder Art gegenüber grundsätzlich skeptisch zu äußern. Das
macht deutlich, daß für Avicenna eine eventuelle eigene (chirurgische und
pharmazeutische) Praxis als Erkenntnisquelle keine ernstzunehmende Rolle
spielt, sondern vielmehr überwiegend oder ausschließlich in ihrer literalisierten
Gestalt in den Blick kommt, d.h. insofern sie bereits in theoretische Erörterun-
gen Eingang gefunden hat.
Damit erweist sich auch für die Medizin im islamischen Zusammenhang (wie
im christlich-lateinischen), daß die Theorie das Primat über die Praxis erhält.
Darüber hinaus läßt sich festhalten, daß bei Avicenna die philosophische Theo-
riebildung klaren Vorrang vor den medizinischen Inhalten beanspruchen kann.
 
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