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FÖRDERUNG DES WISSENSCHAFTLICHEN NACHWUCHSES
vermieden beziehungsweise bis zu einem gewissen Grad sogar rückgängig gemacht
werden kann. Daher sind Methoden für eine möglichst frühe Diagnostik von
pathologischen Alterungsprozessen im Sinne einer Demenz in Kombination mit
sekundärpräventiven Trainingsmaßnahmen von zunehmendem gesellschaftlichem
Interesse.
Unser Projekt umfasst drei komplementäre Teilprojekte in Kooperationen der
drei Kollegiatinnen aus den Arbeitsgebieten Neuropsychologie, Analytische Chemie
und klinische Neurologie/Medizin. Ziel des gemeinsamen Projekts ist, die Validität
neuer Biomarker im Blutserum und Liquor zur Frühdiagnostik beginnender
demenzieller Prozesse zu erforschen. Em weiterer Schwerpunkt des Projektes ist die
Untersuchung des Zusammenhangs zwischen Biomarkern im Blutserum und
Liquor und neuroplastischen Veränderungen im Gehirn mittels bildgebender
Verfahren. Zudem soll die Effektivität eines neuroplastizitätsbasierten Trainings zur
Prävention von kognitivem Abbau im Alter bei Personen mit beginnender Alz-
heimer Demenz evaluiert werden. Hierbei kommen immunanalytische Methoden,
massenspektrometrische Methoden und bildgebende Verfahren zur Untersuchung
funktioneller Veränderungen im Gehirn zum Einsatz.
1. Stand der Forschung
In Anbetracht der zunehmenden Alterung unserer Gesellschaft stellt uns der kogni-
tive Abbau im Alter vor neue gesellschaftliche und sozioökonomische Herausforde-
rungen. Altern ist der Hauptrisikofaktor für Demenzerkrankungen. Ungefähr jeder
vierte ältere Mensch erkrankt an leichter kognitiver Beeinträchtigung (engl. mild
cognitive impairment, MCI). Bei MCI sind die kognitiven Funktionen in einer
bestimmten Domäne (z.B. Gedächtnis) beeinträchtigt, während sonst keine Beein-
trächtigungen im täglichen Leben bestehen. MCI wird oft als Ubergangsphase zu
oder als ,,Hochrisiko-Faktor“ für Demenz erachtet, da 80% der MCI-Patienten
innerhalb der folgenden fünf bis acht Jahre eine Demenz entwickeln.
Die häufigste Demenzerkrankung im höheren Lebensalter ist die Alzheimer
Demenz (AD) [4], charakterisiert durch eine Atrophie des Neokortex, Neuronen-
und Synapsenverlust, neuritische Plaques und neurofibrilläre Verklumpungen, be-
stehend aus hyperphosphoryliertem Tau-Protein. Von den neuropathologischen
Veränderungen sind hauptsächlich Hippokampus und Entorhinalkortex betroffen,
später auch frontale, parietale und temporale Assoziationskortizes und zuletzt limbi-
sche Regionen und Neokortex. Klinisch ist AD durch eine sich graduell ent-
wickelnde globale Demenz mit Amnesie und zusätzlichen Defiziten in anderen
kognitiven Bereichen gekennzeichnet (z.B. Sprache, Exekutivfunktionen, Aufmerk-
samkeit, visuell-räumliche Fähigkeiten). Die neuropathologischen Veränderungen bei
AD beginnen deutlich früher als die klinischen Auffälligkeiten. Neben der Suche
nach neuen Behandlungsstrategien sind daher neue Verfahren der Frühdiagnostik
von zentraler Bedeutung, denn je früher die Erkrankung diagnostiziert werden kann,
desto größer ist die verbleibende Adaptationsfähigkeit (Neuroplastizität) des Kortex,
die durch geeignete Maßnahmen, z.B. Trainings, positiv genutzt werden kann.
FÖRDERUNG DES WISSENSCHAFTLICHEN NACHWUCHSES
vermieden beziehungsweise bis zu einem gewissen Grad sogar rückgängig gemacht
werden kann. Daher sind Methoden für eine möglichst frühe Diagnostik von
pathologischen Alterungsprozessen im Sinne einer Demenz in Kombination mit
sekundärpräventiven Trainingsmaßnahmen von zunehmendem gesellschaftlichem
Interesse.
Unser Projekt umfasst drei komplementäre Teilprojekte in Kooperationen der
drei Kollegiatinnen aus den Arbeitsgebieten Neuropsychologie, Analytische Chemie
und klinische Neurologie/Medizin. Ziel des gemeinsamen Projekts ist, die Validität
neuer Biomarker im Blutserum und Liquor zur Frühdiagnostik beginnender
demenzieller Prozesse zu erforschen. Em weiterer Schwerpunkt des Projektes ist die
Untersuchung des Zusammenhangs zwischen Biomarkern im Blutserum und
Liquor und neuroplastischen Veränderungen im Gehirn mittels bildgebender
Verfahren. Zudem soll die Effektivität eines neuroplastizitätsbasierten Trainings zur
Prävention von kognitivem Abbau im Alter bei Personen mit beginnender Alz-
heimer Demenz evaluiert werden. Hierbei kommen immunanalytische Methoden,
massenspektrometrische Methoden und bildgebende Verfahren zur Untersuchung
funktioneller Veränderungen im Gehirn zum Einsatz.
1. Stand der Forschung
In Anbetracht der zunehmenden Alterung unserer Gesellschaft stellt uns der kogni-
tive Abbau im Alter vor neue gesellschaftliche und sozioökonomische Herausforde-
rungen. Altern ist der Hauptrisikofaktor für Demenzerkrankungen. Ungefähr jeder
vierte ältere Mensch erkrankt an leichter kognitiver Beeinträchtigung (engl. mild
cognitive impairment, MCI). Bei MCI sind die kognitiven Funktionen in einer
bestimmten Domäne (z.B. Gedächtnis) beeinträchtigt, während sonst keine Beein-
trächtigungen im täglichen Leben bestehen. MCI wird oft als Ubergangsphase zu
oder als ,,Hochrisiko-Faktor“ für Demenz erachtet, da 80% der MCI-Patienten
innerhalb der folgenden fünf bis acht Jahre eine Demenz entwickeln.
Die häufigste Demenzerkrankung im höheren Lebensalter ist die Alzheimer
Demenz (AD) [4], charakterisiert durch eine Atrophie des Neokortex, Neuronen-
und Synapsenverlust, neuritische Plaques und neurofibrilläre Verklumpungen, be-
stehend aus hyperphosphoryliertem Tau-Protein. Von den neuropathologischen
Veränderungen sind hauptsächlich Hippokampus und Entorhinalkortex betroffen,
später auch frontale, parietale und temporale Assoziationskortizes und zuletzt limbi-
sche Regionen und Neokortex. Klinisch ist AD durch eine sich graduell ent-
wickelnde globale Demenz mit Amnesie und zusätzlichen Defiziten in anderen
kognitiven Bereichen gekennzeichnet (z.B. Sprache, Exekutivfunktionen, Aufmerk-
samkeit, visuell-räumliche Fähigkeiten). Die neuropathologischen Veränderungen bei
AD beginnen deutlich früher als die klinischen Auffälligkeiten. Neben der Suche
nach neuen Behandlungsstrategien sind daher neue Verfahren der Frühdiagnostik
von zentraler Bedeutung, denn je früher die Erkrankung diagnostiziert werden kann,
desto größer ist die verbleibende Adaptationsfähigkeit (Neuroplastizität) des Kortex,
die durch geeignete Maßnahmen, z.B. Trainings, positiv genutzt werden kann.