II. Wissenschaftliche Vorträge
1. Partizipation und Inklusion:
Wieviel tragen die Teilnehmenden jeweils zum Diskurs bei? Wie elaboriert sind
ihre Beiträge? Haben sie gleiche Chancen? Sprechen die Beteiligten alle für den
Konflikt wichtigen Gegenstände an?
2. Gesprächsatmosphäre und Respekt:
Verhalten sich die Teilnehmer höflich? Gehen sie aufeinander ein? Überwiegen
negative Emotionen?
3. Argumentation und Rechtfertigung:
Wie und wie oft argumentieren welche Teilnehmende? Begründen Teilneh-
mende ihre Positionen oder geben sie lediglich Information?
4. Entgegenkommen und Überzeugung:
Wie groß ist das Maß an Uneinigkeit oder Übereinstimmung zwischen den
Teilnehmenden? Gibt es sprachlich feststellbare Einigungsbestrebungen?
Messkonzept und Visualisierung
Für jede dieser Dimensionen lassen sich Maße finden, die meist auf sprachlichen
Indikatoren beruhen. Unser Messinstrument beruht auf über 50 einzelnen Ma-
ßen (Gold et al. 2015). So wird die Partizipation gemessen mit der „expected pro-
bability to speak“, ein statistisches Maß, das Umfang, Häufigkeit und Verteilung
der einzelnen Äußerungen der Sprecher über den Dialog hinweg ins Verhältnis
zur normativ erwünschten „gleichen Beteiligung“ setzt. Andere Maße arbeiten
mit Wortsemantik und basieren auf der Häufigkeit des Vorkommens, etwa wenn
Sprechaktverben gezählt werden, die „übereinstimmen“ ausdrücken, oder Wor-
te, die positive oder negative Emotionalität transportieren. Bedeutender sind aber
Strukturwörter, wie etwa Diskurskonnektoren, mit denen sich kausale („weil“),
konditionale („wenn-dann“) oder adversative („dagegen“) Argumente nicht nur
zählen, sondern in ihrem Skopus erfassen und Unterkategorien zuordnen lassen.
Dies ist keine triviale Aufgabe für die Linguistik, da zunächst Regeln gefunden
werden müssen, um der Mehrdeutigkeit etwa von Worten wie „da“ („weil“ oder
„dort“?) gerecht zu werden. Jedes Maß ist einer der vier Dimensionen zugeordnet.
Die einzelnen Maße können, müssen aber nicht zu einem Gesamtmaß für den
Grad der Deliberativität einer Äußerung, eines Sprechers, einer Gruppe oder eines
Dialogs aggregiert werden.
Abbildung 1 zeigt die zentrale visuelle Darstellung, die alle Maße in einem
sogenannten Glyph zusammenfasst. Der Glyph ermöglicht einen Zugriff auf alle
Maße über verschiedene Aggregationsebenen. So kann jede Äußerung in einem
solchen Glyph repräsentiert werden, die Äußerungen können aber auch zusam-
mengefasst werden zu Themen, über die Zeit, für Sprecher und Teilnehmergrup-
pen oder für Positionen. Die vier Quadranten entsprechen den vier deliberativen
Dimensionen. Jede Zeile beinhaltet verschiedene Maße, die thematisch zusam-
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1. Partizipation und Inklusion:
Wieviel tragen die Teilnehmenden jeweils zum Diskurs bei? Wie elaboriert sind
ihre Beiträge? Haben sie gleiche Chancen? Sprechen die Beteiligten alle für den
Konflikt wichtigen Gegenstände an?
2. Gesprächsatmosphäre und Respekt:
Verhalten sich die Teilnehmer höflich? Gehen sie aufeinander ein? Überwiegen
negative Emotionen?
3. Argumentation und Rechtfertigung:
Wie und wie oft argumentieren welche Teilnehmende? Begründen Teilneh-
mende ihre Positionen oder geben sie lediglich Information?
4. Entgegenkommen und Überzeugung:
Wie groß ist das Maß an Uneinigkeit oder Übereinstimmung zwischen den
Teilnehmenden? Gibt es sprachlich feststellbare Einigungsbestrebungen?
Messkonzept und Visualisierung
Für jede dieser Dimensionen lassen sich Maße finden, die meist auf sprachlichen
Indikatoren beruhen. Unser Messinstrument beruht auf über 50 einzelnen Ma-
ßen (Gold et al. 2015). So wird die Partizipation gemessen mit der „expected pro-
bability to speak“, ein statistisches Maß, das Umfang, Häufigkeit und Verteilung
der einzelnen Äußerungen der Sprecher über den Dialog hinweg ins Verhältnis
zur normativ erwünschten „gleichen Beteiligung“ setzt. Andere Maße arbeiten
mit Wortsemantik und basieren auf der Häufigkeit des Vorkommens, etwa wenn
Sprechaktverben gezählt werden, die „übereinstimmen“ ausdrücken, oder Wor-
te, die positive oder negative Emotionalität transportieren. Bedeutender sind aber
Strukturwörter, wie etwa Diskurskonnektoren, mit denen sich kausale („weil“),
konditionale („wenn-dann“) oder adversative („dagegen“) Argumente nicht nur
zählen, sondern in ihrem Skopus erfassen und Unterkategorien zuordnen lassen.
Dies ist keine triviale Aufgabe für die Linguistik, da zunächst Regeln gefunden
werden müssen, um der Mehrdeutigkeit etwa von Worten wie „da“ („weil“ oder
„dort“?) gerecht zu werden. Jedes Maß ist einer der vier Dimensionen zugeordnet.
Die einzelnen Maße können, müssen aber nicht zu einem Gesamtmaß für den
Grad der Deliberativität einer Äußerung, eines Sprechers, einer Gruppe oder eines
Dialogs aggregiert werden.
Abbildung 1 zeigt die zentrale visuelle Darstellung, die alle Maße in einem
sogenannten Glyph zusammenfasst. Der Glyph ermöglicht einen Zugriff auf alle
Maße über verschiedene Aggregationsebenen. So kann jede Äußerung in einem
solchen Glyph repräsentiert werden, die Äußerungen können aber auch zusam-
mengefasst werden zu Themen, über die Zeit, für Sprecher und Teilnehmergrup-
pen oder für Positionen. Die vier Quadranten entsprechen den vier deliberativen
Dimensionen. Jede Zeile beinhaltet verschiedene Maße, die thematisch zusam-
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