III. Veranstaltungen
sie ihn nicht heiraten werde. Die Thematik der Oper um Liebe, Verlust und Tod
wird im Ballett nun in die Orpheus-Thematik gespiegelt.
Die Handlung des Balletts10 entspricht weitgehend dem bekannten Orpheus-
Mythos, wandelt diesen jedoch zu einem Happy-End ab: Orpheus beweint den
Verlust seiner Eurydike und kann die Götter der Unterwelt durch seinen Gesang
erweichen. Er darf seine Geliebte ans Tageslicht führen unter der Bedingung, sich
nicht umzudrehen. Genau dies geschieht aber und Eurydike wird ihm entrissen.
Schließlich erscheint Amor, befreit Eurydike aus der Unterwelt und zum Schluss
sind die beiden Liebenden wieder vereint.
Die Ballettmusik Dellers besteht aus 31 Einzelsätzen,11 in denen Noverres
Forderungen aus seinen Briefen tatsächlich umgesetzt sind:12 So gibt es Passagen,
die Noverres Vorliebe für Hell-Dunkel-Kontraste durch dynamische Abstufungen
umsetzen.13 Auch Fermaten, die auf der Bühne die vom Tanzmeister geforderte
eingefrorene Bewegung und somit ein Bild des Stillstands ermöglichen, kompo-
nierte Deller an einigen Stellen mit ein: Zehn solcher Fermaten sind auszuma-
chen, wobei manche sehr dicht aufeinander folgen.14 15
In der Partitur sind leider keinerlei Hinweise enthalten, welcher Satz zu wel-
chem Handlungsmoment gehört. Für den Versuch, zu rekonstruieren, welche
Szenen des Ballettszenars vermutlich welchen musikalischen Sätzen zuzuordnen
sind, stechen Handlungsmomente wie Orpheus’ Gesang und Spiel auf der Lyra
hervor, die per se eine besondere musikalische Umsetzung verlangen. So erfordert
der singende und spielende Orpheus innerhalb der Komposition eine prominen-
te Berücksichtigung, da es sich dabei - dramentheoretisch betrachtet - um einen
Bestandteil der erzählten Welt, um diegetische Musik handelt, die sich von der
anderen Musik, die die >normale< Handlung darstellt, abheben muss.13
Für diese Unterscheidung lässt sich Deller etwas Besonderes einfallen:16 Die
Ballettmusik ist insgesamt für Streicher, Bassgruppe, zwei Hörner, zwei Oboen
und zwei Flöten komponiert und entspricht dabei der Besetzung, die auch im zu-
vor erklungenen zweiten Akt von Jommellis Oper zum Einsatz kam. Davon grenzt
sich deutlich wahrnehmbar der dritte Satz ab, indem er lediglich mit den Violinen
10 Vgl zur Handlung: ebd. u. Warschauer Manuskript, PL Wu, Bd. 2, S. 50 ff.
11 Vgl. Warschauer Manuskript, PL Wu, Bd. 4, S. 78—146.
12 Vgl. zu Noverres Vorstellungen zur Gestaltung der Ballettmusik allgemein: Dahms: Der kon-
servative Revolutionär, (wie Anm. 3), S. 281 — 291.
13 Z. B. im zweiten Satz, Warschauer Manuskript, PL Wu, Bd. 4, S. 82.
14 Solche Fermaten gibt es v. a. in den Sätzen fünf, sechzehn, achtzehn. Vgl. Warschauer Manu-
skript, PL Wu, Bd. 4, S. 78-146.
15 Vgl. dazu auch Köth-Kley: »Jean Georges Noverre und Florian Dellers Ballett Alceste (1761)«,
(wie Anm. 3), S. 84.
16 Die Analyse stützt sich auf den im Warschauer Manuskript überlieferten Notentext: War-
schauer Manuskript, PL Wu, Bd. 4, S. 77—146.
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sie ihn nicht heiraten werde. Die Thematik der Oper um Liebe, Verlust und Tod
wird im Ballett nun in die Orpheus-Thematik gespiegelt.
Die Handlung des Balletts10 entspricht weitgehend dem bekannten Orpheus-
Mythos, wandelt diesen jedoch zu einem Happy-End ab: Orpheus beweint den
Verlust seiner Eurydike und kann die Götter der Unterwelt durch seinen Gesang
erweichen. Er darf seine Geliebte ans Tageslicht führen unter der Bedingung, sich
nicht umzudrehen. Genau dies geschieht aber und Eurydike wird ihm entrissen.
Schließlich erscheint Amor, befreit Eurydike aus der Unterwelt und zum Schluss
sind die beiden Liebenden wieder vereint.
Die Ballettmusik Dellers besteht aus 31 Einzelsätzen,11 in denen Noverres
Forderungen aus seinen Briefen tatsächlich umgesetzt sind:12 So gibt es Passagen,
die Noverres Vorliebe für Hell-Dunkel-Kontraste durch dynamische Abstufungen
umsetzen.13 Auch Fermaten, die auf der Bühne die vom Tanzmeister geforderte
eingefrorene Bewegung und somit ein Bild des Stillstands ermöglichen, kompo-
nierte Deller an einigen Stellen mit ein: Zehn solcher Fermaten sind auszuma-
chen, wobei manche sehr dicht aufeinander folgen.14 15
In der Partitur sind leider keinerlei Hinweise enthalten, welcher Satz zu wel-
chem Handlungsmoment gehört. Für den Versuch, zu rekonstruieren, welche
Szenen des Ballettszenars vermutlich welchen musikalischen Sätzen zuzuordnen
sind, stechen Handlungsmomente wie Orpheus’ Gesang und Spiel auf der Lyra
hervor, die per se eine besondere musikalische Umsetzung verlangen. So erfordert
der singende und spielende Orpheus innerhalb der Komposition eine prominen-
te Berücksichtigung, da es sich dabei - dramentheoretisch betrachtet - um einen
Bestandteil der erzählten Welt, um diegetische Musik handelt, die sich von der
anderen Musik, die die >normale< Handlung darstellt, abheben muss.13
Für diese Unterscheidung lässt sich Deller etwas Besonderes einfallen:16 Die
Ballettmusik ist insgesamt für Streicher, Bassgruppe, zwei Hörner, zwei Oboen
und zwei Flöten komponiert und entspricht dabei der Besetzung, die auch im zu-
vor erklungenen zweiten Akt von Jommellis Oper zum Einsatz kam. Davon grenzt
sich deutlich wahrnehmbar der dritte Satz ab, indem er lediglich mit den Violinen
10 Vgl zur Handlung: ebd. u. Warschauer Manuskript, PL Wu, Bd. 2, S. 50 ff.
11 Vgl. Warschauer Manuskript, PL Wu, Bd. 4, S. 78—146.
12 Vgl. zu Noverres Vorstellungen zur Gestaltung der Ballettmusik allgemein: Dahms: Der kon-
servative Revolutionär, (wie Anm. 3), S. 281 — 291.
13 Z. B. im zweiten Satz, Warschauer Manuskript, PL Wu, Bd. 4, S. 82.
14 Solche Fermaten gibt es v. a. in den Sätzen fünf, sechzehn, achtzehn. Vgl. Warschauer Manu-
skript, PL Wu, Bd. 4, S. 78-146.
15 Vgl. dazu auch Köth-Kley: »Jean Georges Noverre und Florian Dellers Ballett Alceste (1761)«,
(wie Anm. 3), S. 84.
16 Die Analyse stützt sich auf den im Warschauer Manuskript überlieferten Notentext: War-
schauer Manuskript, PL Wu, Bd. 4, S. 77—146.
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