III. Veranstaltungen
Die erste Sektion war den Möglichkeiten und Grenzen der (Neu-)Edition von
Nietzsches Nachlass gewidmet: Im Eröffnungsvortrag der Konferenz stellte Se-
bastian Kaufmann die Grundzüge des geplanten Projekts zur digitalen genetischen
Edition und Kommentierung vor. Paolo D’Iorio veranschaulichte anschließend
das Potenzial einer solchen Edition anhand der Aufzeichnungen zu Nietzsches
Schrift Der Wanderer und sein Schatten. Einen Blick zurück auf die wechselvolle Edi-
tions- und Forschungsgeschichte zum Nachlass warf Katharina Grätz.
In Sektion II standen umstrittene Verhältnisse zwischen Werk und Nachlass
im Mittelpunkt. Claus Zittel sprach sich dabei in Abgrenzung von einer langen
Tradition philosophischer Nietzscheforschung im 20. Jahrhundert für den Vorrang
der publizierten Schriften gegenüber den nachgelassenen Aufzeichnungen aus, da
er jenen eine größere ästhetische und gedankliche Qualität beimaß. Auf Metho-
denfragen der textnahen Nietzscheforschung ging demgegenüber Jakob Dellinger ein,
der die These von Nietzsches vermeintlichem ,Perspektivismus‘ einer kritischen
Prüfung in Werk und Nachlass unterzog. In einem öffentlichen Abendvortrag be-
schäftigte sich sodann Helmut Heit mit den spezifischen Entstehungsprozessen
von Nietzsches Werk, wie sie sich anhand der nachgelassenen Aufzeichnungen
nachvollziehen lassen.
Den frühen Nachlass aus der Schul-, Studien- und Professorenzeit thema-
tisierten die Präsentationen der dritten Sektion. So betrachtete Armin Thomas
Müller die Jugendgedichte Nietzsches aus den 1850er und -60er Jahren, wobei
er anhand der textgenetischen und historisch kontextualisierenden Beispielana-
lyse eines nachgelassenen Gedichts über Friedrich Barbarossa und der dazuge-
hörigen handschriftlichen Vorarbeiten illustrierte, wie sich der junge Nietzsche
in seiner Schreibwerkstatt sukzessive von Vorbildern wie Friedrich Rückert und
Emanuel Geibel emanzipierte. Wo sich dagegen der Altphilologe Nietzsche Ende
der 1860er, Anfang der 1870er Jahre in der Diskussion um die Homerische Frage
nach der Autorschaft der Ilias und Odyssee positionierte, erörterte Carlotta Santini
mit Blick auf Nietzsches wissenschaftliche Quellen Friedrich August Wolf und
Frederik Nutzhorn. Auch Francisco Arenas-Dolz beleuchtete Nietzsche im Hörsaal,
indem er einen Einblick in seine derzeit entstehende Edition der Mitschriften von
Nietzsches Basler Vorlesungen gab.
Sektion IV konzentrierte sich auf zentrale Motivkomplexe im Nachlass: Die
Metaphysik-Kritik in Nietzsches frühen Aufzeichnungen wurde von Philipp
Schwab untersucht, während sich Robert Krause Nietzsches unveröffentlichten
Äußerungen zum Motiv der Muße widmete. Der Vortrag von Iris Därmann ord-
nete zudem Nietzsches Bezugnahmen auf die Sklaverei in ihre zeitgenössischen
Kontexte ein, bevor Marco Brusotti sich der Rolle widmete, welche die für Nietz-
sches Werk zentrale Figur des ,freien Geistes‘ im Nachlass spielt.
Der Schwerpunkt der fünften Sektion lag auf den verschiedenen Textformen
von Nietzsches nachgelassenen Aufzeichnungen. Mike Rottmann präsentierte
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Die erste Sektion war den Möglichkeiten und Grenzen der (Neu-)Edition von
Nietzsches Nachlass gewidmet: Im Eröffnungsvortrag der Konferenz stellte Se-
bastian Kaufmann die Grundzüge des geplanten Projekts zur digitalen genetischen
Edition und Kommentierung vor. Paolo D’Iorio veranschaulichte anschließend
das Potenzial einer solchen Edition anhand der Aufzeichnungen zu Nietzsches
Schrift Der Wanderer und sein Schatten. Einen Blick zurück auf die wechselvolle Edi-
tions- und Forschungsgeschichte zum Nachlass warf Katharina Grätz.
In Sektion II standen umstrittene Verhältnisse zwischen Werk und Nachlass
im Mittelpunkt. Claus Zittel sprach sich dabei in Abgrenzung von einer langen
Tradition philosophischer Nietzscheforschung im 20. Jahrhundert für den Vorrang
der publizierten Schriften gegenüber den nachgelassenen Aufzeichnungen aus, da
er jenen eine größere ästhetische und gedankliche Qualität beimaß. Auf Metho-
denfragen der textnahen Nietzscheforschung ging demgegenüber Jakob Dellinger ein,
der die These von Nietzsches vermeintlichem ,Perspektivismus‘ einer kritischen
Prüfung in Werk und Nachlass unterzog. In einem öffentlichen Abendvortrag be-
schäftigte sich sodann Helmut Heit mit den spezifischen Entstehungsprozessen
von Nietzsches Werk, wie sie sich anhand der nachgelassenen Aufzeichnungen
nachvollziehen lassen.
Den frühen Nachlass aus der Schul-, Studien- und Professorenzeit thema-
tisierten die Präsentationen der dritten Sektion. So betrachtete Armin Thomas
Müller die Jugendgedichte Nietzsches aus den 1850er und -60er Jahren, wobei
er anhand der textgenetischen und historisch kontextualisierenden Beispielana-
lyse eines nachgelassenen Gedichts über Friedrich Barbarossa und der dazuge-
hörigen handschriftlichen Vorarbeiten illustrierte, wie sich der junge Nietzsche
in seiner Schreibwerkstatt sukzessive von Vorbildern wie Friedrich Rückert und
Emanuel Geibel emanzipierte. Wo sich dagegen der Altphilologe Nietzsche Ende
der 1860er, Anfang der 1870er Jahre in der Diskussion um die Homerische Frage
nach der Autorschaft der Ilias und Odyssee positionierte, erörterte Carlotta Santini
mit Blick auf Nietzsches wissenschaftliche Quellen Friedrich August Wolf und
Frederik Nutzhorn. Auch Francisco Arenas-Dolz beleuchtete Nietzsche im Hörsaal,
indem er einen Einblick in seine derzeit entstehende Edition der Mitschriften von
Nietzsches Basler Vorlesungen gab.
Sektion IV konzentrierte sich auf zentrale Motivkomplexe im Nachlass: Die
Metaphysik-Kritik in Nietzsches frühen Aufzeichnungen wurde von Philipp
Schwab untersucht, während sich Robert Krause Nietzsches unveröffentlichten
Äußerungen zum Motiv der Muße widmete. Der Vortrag von Iris Därmann ord-
nete zudem Nietzsches Bezugnahmen auf die Sklaverei in ihre zeitgenössischen
Kontexte ein, bevor Marco Brusotti sich der Rolle widmete, welche die für Nietz-
sches Werk zentrale Figur des ,freien Geistes‘ im Nachlass spielt.
Der Schwerpunkt der fünften Sektion lag auf den verschiedenen Textformen
von Nietzsches nachgelassenen Aufzeichnungen. Mike Rottmann präsentierte
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