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Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]
Jahrbuch ... / Heidelberger Akademie der Wissenschaften: Jahrbuch 2018 — 2019

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B. Die Mitglieder
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I. Antrittsreden
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Enders, Markus: Antrittsrede vom 21. Juli 2018
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https://doi.org/10.11588/diglit.55650#0151
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Antrittsrede von Markus Enders

seiner Anleitung nicht nur Texte von Xenophon, Platon und Aristoteles, sondern
auch von Homer, Aischylos, Sophokles, Herodot und Thukydides lesen konnte.
Dieser private Unterricht und vor allem die sokratesähnliche Persönlichkeit dieses
Griechisch-Lehrers haben mich nachhaltig geprägt und in mir den schon zuvor
gehegten Wunsch zur Gewissheit werden lassen, Philosophie zu studieren. Das
Zeugnis des Graecums, das ich dann in einem freiwilligen Crash-Kurs an meiner
Schule erwarb, wurde deshalb für mich nur noch zu einer Formsache.
Nach meinem sechszehnmonatigen Zivildienst in einem Behinderten-Zen-
trum der Caritas in Fulda als Betreuer von geistig und körperlich behinderten
Menschen begann ich im Wintersemester 1983/84 mit dem Studium der Philo-
sophie, der Gräzistik, der katholischen Theologie und der Germanistik an der
Universität Freiburg im Breisgau, die mir auf einigen Besuchstouren zu Univer-
sitätsstädten während meiner Zivildienstzeit am besten gefallen hatte. Innerhalb
der Germanistik studierte ich ernsthaft nur die Mediävistik, weil ich vor allem
Meister Eckhart in der mittelhochdeutschen Originalsprache lesen und verstehen
können wollte. Nach einem Semester erfuhr ich jedoch, dass diese Fächerkom-
bination nicht für das Lehramt an Gymnasien geeignet war und wollte deshalb
einen Studiengangwechsel vornehmen. Da ich die altgriechische Sprache ebenso
wie das Mittelhochdeutsche in die Philosophie und Theologie integrieren konnte,
entschied ich mich riskanterweise für ein reines Neigungsstudium, indem ich von
nun an die Philosophie im Magister- und die katholische Theologie im Diplom-
Studiengang studierte. Innerhalb der katholischen Theologie weitete sich der Fä-
cherkanon durch diesen Studiengangwechsel erheblich aus, ich musste jetzt auch
die (alt-) hebräische Sprache lernen, was mir jedoch große Freude bereitete, weil
ich dadurch einen zumindest kleinen Einblick in die semitische Sprachfamilie
und in Verbindung mit der alttestamentlichen Exegese und Literatur in die Welt
des Alten Orients gewann. Die beiden für mich interessantesten Fächer im Laufe
meines Theologie-Studiums an der Universität Freiburgwaren allerdings erstens
die Christliche Religionsphilosophie mit den von Bernhard Casper vertretenen
Schwerpunkten in den Bereichen der jüdischen (bei Buber, Ebner und Rosen-
zweig) und der französischen Religionsphilosophie insbesondere von Emmanuel
Levinas; und zweitens die Religionsgeschichte, die anfangs noch von dem bedeu-
tenden Sufismus-Experten Richard Grämlich und dann vor allem von Bernhard
Uhde an der Theologischen Fakultät vertreten wurde, dessen philosophieaffine
Fachvertretung mich geradezu begeisterte. Uhdes brillante Lehrveranstaltungen
insbesondere zur Typologie der fünf Weltreligionen und zur Topologie der Mys-
tik in den drei monotheistischen Weltreligionen haben mich tief beeindruckt und
meine interreligiösen Interessen nachhaltig geweckt.
In der Philosophie wurden Michael Elsässer und Friedrich A. Uhlein, die
beiden ehemaligen Freiburger Assistenten und Schüler des Giganten der philo-
sophischen Neuplatonismus-Forschung seit den sechziger Jahren des letzten

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