B. Die Mitglieder
Jahre, die zunächst sehr schön waren, aber auch einen großen Fehler bewirkten. Ich
blieb viel länger in Köln, als es die innerfachlichen Spielregeln vorsehen.
Werner Ecks Vorschlag war es, im Rahmen meiner Dissertation ein sehr altes,
aber gutes Buch zu erneuern, das einen langweiligen Titel trägt, Otto Hirschfelds
„Die kaiserlichen Verwaltungsbeamten“ (2. Auflage von 1905). Daraus entstand
eine Studie zur Entwicklung der römischen Administration in der Zeit von 50 v.
bis 350 n. Chr. Es ist das einzige Buch, das ich geschrieben habe, das mir gelungen
erscheint, weil ich die Sache mit einem mir heute nicht mehr möglichen Zeit-
aufwand betrieb. Leider wurde inmitten dieses Langzeitvorhabens das Wissen-
schaftszeitvertragsgesetz erlassen, das mit meinen Planungen nicht kompatibel
war. Seither bin ich in Eile.
Der weitere Weg war von glücklichen Zufällen geprägt. Nach zehn Jahren
als akademischer Mitarbeiter in Köln kam der Ruf auf eine neu geschaffene Ju-
niorprofessur in Potsdam 2006/7 zur richtigen Zeit. Die Professur war zwischen
den Fächern angesiedelt; auch deswegen wurde es ein Sprung ins kalte Wasser, bei
dem ich viel über Universitätsalltag gelernt habe. Inhaltlich hatte ich noch zuvor
mit der Grundlegung einer Habilitationsschrift begonnen. Da für Juniorprofes-
soren in Potsdam eine Habilitation nicht vorgesehen war, wurde das Manuskript
später in Köln eingereicht. Ich hatte schon länger eine Studie zu der politischen
Theologie in der späten Spätantike geplant, eine Analyse des Verhältnisses von
himmlischer und irdischer Monarchie. Die Kollegen in Köln legten mir jedoch
nahe, ein griechisches Thema zu bearbeiten. Beide althistorische Großphasen ab-
zudecken, galt noch als gesetzt. Diesen Rat befolgend habe ich ein privates Inte-
resse zu dem Thema des folgenden Buches gemacht und mich der Analyse von
Gottesdarstellungen zugewandt. Anders als fachintern üblich ist dies jedoch nicht
der Versuch, konkrete Bilder zu interpretieren. Mir ging es eher um das grundsätz-
liche Aussagepotential von Bildern. Zwischen 2004 und 2010 entstand eine von
phänomenologischen Studien, Klassikern, aber auch jüngeren Werken inspirierte
Untersuchung zu Wahrnehmungsmustern und Zuschreibungen an Bildern in der
griechischen Antike, die vor allem theoretische Grundlagen erneuern wollte. Also
sozusagen unmittelbar Band II. Möglich wurde dies, weil man mir in Potsdam au-
ßerhalb der Stoßzeiten viele Freiheiten einräumte. Die Potsdamer Jahre waren da-
her glückliche Jahre; dem Institut bin ich über sie hinaus verbunden geblieben.
Dass ich bei meinem ersten Berufungsverfahren nach der Habilitation bei der
Besetzung der zuvor im Fach herausragenden Freiburger althistorischen Professu-
ren einen Listenplatz erreichte, war wiederum ein nicht zu erwartender Glücksfall.
An eine Aktualisierung dieses Listenplatzes war damals nicht zu denken. Dass ich
2010 nach Freiburg wechseln konnte, war erneut ein glücklicher Wendepunkt.
Freiburgbietet in den Geisteswissenschaften andere Möglichkeiten als Potsdam.
Aber neben solchen Vorteilen fand ich dort etwas wieder, was in den hektischeren
Jahren zuvor zu meinem Bedauern verloren gegangen war: Gesprächsmöglichkei-
164
Jahre, die zunächst sehr schön waren, aber auch einen großen Fehler bewirkten. Ich
blieb viel länger in Köln, als es die innerfachlichen Spielregeln vorsehen.
Werner Ecks Vorschlag war es, im Rahmen meiner Dissertation ein sehr altes,
aber gutes Buch zu erneuern, das einen langweiligen Titel trägt, Otto Hirschfelds
„Die kaiserlichen Verwaltungsbeamten“ (2. Auflage von 1905). Daraus entstand
eine Studie zur Entwicklung der römischen Administration in der Zeit von 50 v.
bis 350 n. Chr. Es ist das einzige Buch, das ich geschrieben habe, das mir gelungen
erscheint, weil ich die Sache mit einem mir heute nicht mehr möglichen Zeit-
aufwand betrieb. Leider wurde inmitten dieses Langzeitvorhabens das Wissen-
schaftszeitvertragsgesetz erlassen, das mit meinen Planungen nicht kompatibel
war. Seither bin ich in Eile.
Der weitere Weg war von glücklichen Zufällen geprägt. Nach zehn Jahren
als akademischer Mitarbeiter in Köln kam der Ruf auf eine neu geschaffene Ju-
niorprofessur in Potsdam 2006/7 zur richtigen Zeit. Die Professur war zwischen
den Fächern angesiedelt; auch deswegen wurde es ein Sprung ins kalte Wasser, bei
dem ich viel über Universitätsalltag gelernt habe. Inhaltlich hatte ich noch zuvor
mit der Grundlegung einer Habilitationsschrift begonnen. Da für Juniorprofes-
soren in Potsdam eine Habilitation nicht vorgesehen war, wurde das Manuskript
später in Köln eingereicht. Ich hatte schon länger eine Studie zu der politischen
Theologie in der späten Spätantike geplant, eine Analyse des Verhältnisses von
himmlischer und irdischer Monarchie. Die Kollegen in Köln legten mir jedoch
nahe, ein griechisches Thema zu bearbeiten. Beide althistorische Großphasen ab-
zudecken, galt noch als gesetzt. Diesen Rat befolgend habe ich ein privates Inte-
resse zu dem Thema des folgenden Buches gemacht und mich der Analyse von
Gottesdarstellungen zugewandt. Anders als fachintern üblich ist dies jedoch nicht
der Versuch, konkrete Bilder zu interpretieren. Mir ging es eher um das grundsätz-
liche Aussagepotential von Bildern. Zwischen 2004 und 2010 entstand eine von
phänomenologischen Studien, Klassikern, aber auch jüngeren Werken inspirierte
Untersuchung zu Wahrnehmungsmustern und Zuschreibungen an Bildern in der
griechischen Antike, die vor allem theoretische Grundlagen erneuern wollte. Also
sozusagen unmittelbar Band II. Möglich wurde dies, weil man mir in Potsdam au-
ßerhalb der Stoßzeiten viele Freiheiten einräumte. Die Potsdamer Jahre waren da-
her glückliche Jahre; dem Institut bin ich über sie hinaus verbunden geblieben.
Dass ich bei meinem ersten Berufungsverfahren nach der Habilitation bei der
Besetzung der zuvor im Fach herausragenden Freiburger althistorischen Professu-
ren einen Listenplatz erreichte, war wiederum ein nicht zu erwartender Glücksfall.
An eine Aktualisierung dieses Listenplatzes war damals nicht zu denken. Dass ich
2010 nach Freiburg wechseln konnte, war erneut ein glücklicher Wendepunkt.
Freiburgbietet in den Geisteswissenschaften andere Möglichkeiten als Potsdam.
Aber neben solchen Vorteilen fand ich dort etwas wieder, was in den hektischeren
Jahren zuvor zu meinem Bedauern verloren gegangen war: Gesprächsmöglichkei-
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