B. Die Mitglieder
häufig waren unerwartete Ereignisse wie beispielweise Einstürze Anlass für ge-
nauere Untersuchungen. Die Arbeiten befassten sich mit den Beanspruchungen
durch fließende oder kohäsive Schüttgüter im Behälterbau, die zu hochdyna-
mischen Vorgängen beim Füllen und Entleeren führten, aber auch unerwartete
Staubexplosionen in Silos. Die Aufgaben gingen weit über das Themenfeld des
Bauingenieurs hinaus. So mussten Stoffgesetze für Schüttgüter entwickelt und die
Interaktion mit dem Tragwerk berücksichtigt werden. In Karlsruhe wurde 1985
ein Sonderforschungsbereich der DFG mit dem Thema „Silobauwerke und ih-
re spezifischen Beanspruchungen“ etabliert; Josef Eibl war die ersten sechs Jahre
Sprecher. Zum Thema seiner Teilprojekte gehörte auch die Ermittlung einer rea-
listischen horizontalen Belastung unter Erdbebenbeanspruchung. Die Isolierung
von Flüssigkeitstanks von der seismischen Erregung durch Gummilager führte zur
Entwicklung von neuen triaxialen Stoffgesetzen für die zyklische Beanspruchung
von Gummi, die durch aufwendige Experimente verifiziert wurden. Ein weiterer
Sonderforschungsbereich „Starkbeben - von geowissenschaftlichen Grundlagen
zu Ingenieurmaßnahmen“ wurde von Eibl in Karlsruhe initiiert.
Ein weiteres wichtiges Grundlagenthema war das Materialverhalten von
Beton und Stahlbeton unter sehr hohen Belastungsgeschwindigkeiten, also Pro-
blemen des Forschungsgebiets „Impakt“. Hier wurde der Frage nachgegangen,
inwieweit die im Versuch gemessenen Steigerungen der Festigkeit auch in die
Bemessung von Tragwerken unter dynamischen Stoßeinwirkungen einbezogen
werden können. Wieder wurden in Ergänzung zu den Versuchen numerische Re-
chenverfahren entwickelt, um die hohen Dehnungsraten im Materialmodell zu
berücksichtigen. Aufgrund dieser Erfahrungen wurde die Expertise von Josef Eibl
für die Reaktorsicherheit im Kernkraftwerksbau abgefragt. Zunächst ging es um
die inneren dynamischen Einwirkungen auf die Einhausung von Druckwasserre-
aktoren für schwerste denkbare Unfälle. Hinzu kamen Untersuchungen zu den
Folgen eines Flugzeugabsturzes auf das Containment eines Reaktors als ein extre-
mer Impakt-Lastfall. Hierzu waren wieder Experimente zu enorm hohen hydro-
statischen Druckbeanspruchungen von Beton an Bauteilen erforderlich, die durch
Sprengstoff erzeugt wurden. Eibl war seit 1981 Mitglied der Reaktorsicherheits-
kommission (RSK), die die einschlägigen Bundesministerien beriet. Die Kommis-
sionsarbeit verlagerte sich nach dem Unglück von Tschernobyl auf die Frage, wie
durch bauliche Maßnahmen eine Katastrophe bei einer Kernschmelze verhindert
werden könnte. Das Thema diskutierte er mit Professor Günther Keßler vom
Kernforschungszentrum, der in seinen Erinnerungen beschreibt, dass Josef Eibl
ihn gedrängt habe, um für diesen Extremfall etwas zu unternehmen. Beide haben
dann gemeinsam mit Hans-Henning Hennies einen sogenannten „Corecatcher“
entwickelt, um das Durchschmelzen des Reaktorkerns aus dem Containment zu
vermeiden. Das Projekt wurde nicht weiterverfolgt, da dieser Extremfall durch die
Konstruktion des Reaktors selbst auszuschließen sei. Der Umgang mit der Reak-
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häufig waren unerwartete Ereignisse wie beispielweise Einstürze Anlass für ge-
nauere Untersuchungen. Die Arbeiten befassten sich mit den Beanspruchungen
durch fließende oder kohäsive Schüttgüter im Behälterbau, die zu hochdyna-
mischen Vorgängen beim Füllen und Entleeren führten, aber auch unerwartete
Staubexplosionen in Silos. Die Aufgaben gingen weit über das Themenfeld des
Bauingenieurs hinaus. So mussten Stoffgesetze für Schüttgüter entwickelt und die
Interaktion mit dem Tragwerk berücksichtigt werden. In Karlsruhe wurde 1985
ein Sonderforschungsbereich der DFG mit dem Thema „Silobauwerke und ih-
re spezifischen Beanspruchungen“ etabliert; Josef Eibl war die ersten sechs Jahre
Sprecher. Zum Thema seiner Teilprojekte gehörte auch die Ermittlung einer rea-
listischen horizontalen Belastung unter Erdbebenbeanspruchung. Die Isolierung
von Flüssigkeitstanks von der seismischen Erregung durch Gummilager führte zur
Entwicklung von neuen triaxialen Stoffgesetzen für die zyklische Beanspruchung
von Gummi, die durch aufwendige Experimente verifiziert wurden. Ein weiterer
Sonderforschungsbereich „Starkbeben - von geowissenschaftlichen Grundlagen
zu Ingenieurmaßnahmen“ wurde von Eibl in Karlsruhe initiiert.
Ein weiteres wichtiges Grundlagenthema war das Materialverhalten von
Beton und Stahlbeton unter sehr hohen Belastungsgeschwindigkeiten, also Pro-
blemen des Forschungsgebiets „Impakt“. Hier wurde der Frage nachgegangen,
inwieweit die im Versuch gemessenen Steigerungen der Festigkeit auch in die
Bemessung von Tragwerken unter dynamischen Stoßeinwirkungen einbezogen
werden können. Wieder wurden in Ergänzung zu den Versuchen numerische Re-
chenverfahren entwickelt, um die hohen Dehnungsraten im Materialmodell zu
berücksichtigen. Aufgrund dieser Erfahrungen wurde die Expertise von Josef Eibl
für die Reaktorsicherheit im Kernkraftwerksbau abgefragt. Zunächst ging es um
die inneren dynamischen Einwirkungen auf die Einhausung von Druckwasserre-
aktoren für schwerste denkbare Unfälle. Hinzu kamen Untersuchungen zu den
Folgen eines Flugzeugabsturzes auf das Containment eines Reaktors als ein extre-
mer Impakt-Lastfall. Hierzu waren wieder Experimente zu enorm hohen hydro-
statischen Druckbeanspruchungen von Beton an Bauteilen erforderlich, die durch
Sprengstoff erzeugt wurden. Eibl war seit 1981 Mitglied der Reaktorsicherheits-
kommission (RSK), die die einschlägigen Bundesministerien beriet. Die Kommis-
sionsarbeit verlagerte sich nach dem Unglück von Tschernobyl auf die Frage, wie
durch bauliche Maßnahmen eine Katastrophe bei einer Kernschmelze verhindert
werden könnte. Das Thema diskutierte er mit Professor Günther Keßler vom
Kernforschungszentrum, der in seinen Erinnerungen beschreibt, dass Josef Eibl
ihn gedrängt habe, um für diesen Extremfall etwas zu unternehmen. Beide haben
dann gemeinsam mit Hans-Henning Hennies einen sogenannten „Corecatcher“
entwickelt, um das Durchschmelzen des Reaktorkerns aus dem Containment zu
vermeiden. Das Projekt wurde nicht weiterverfolgt, da dieser Extremfall durch die
Konstruktion des Reaktors selbst auszuschließen sei. Der Umgang mit der Reak-
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