Nachruf auf Ina Rösing
Prof. Helmut Baitsch, der an der Universität Ulm die Abteilung für Anthropolo-
gie und Wissenschaftsforschung leitete. Ihren Wunsch nach Habilitation über ein
Thema in Wissenschaftssoziologie konnte sie sich dort allerdings nicht unmittel-
bar erfüllen, da es an der Uni Ulm bis heute noch keine Philosophische Fakultät
gibt. Es eröffnete sich aber die Möglichkeit der Habilitation bei dem Buddhismus-
Experten Prof. Detlef Kantowsky an der Universität Konstanz, und die ergriff sie
1975.
Nach ihrer Habilitation wurde Ina Rösing in Ulm schnell befördert: Sie
wurde 1975 die erste Professorin an der neu gegründeten Universität Ulm. Im
Jahr 1988 wurde sie mit dem Wissenschaftspreis der Stadt Ulm ausgezeichnet, danach
1993 mit dem Merckle-Forschungspreis und im selben Jahr mit dem hoch dotierten
Landesforschungspreis Baden-Württemberg. Eine weitere große Anerkennung ihrer
wissenschaftlichen Leistungen erfuhr Ina Rösing im Jahre 2008, als ihr die Uni-
versität Luzern einen Ehrendoktor verlieh.
Während ihrer langen Abwesenheitszeiten von Ulm wurde Ina Rösing im-
mer von ihrer Professur ohne Gehalt beurlaubt. Ihren Lebensunterhalt bestritt sie
dann mit Stipendien von der Deutschen Forschungsgemeinschaft, der Volksmagenstiftung
und von der Robert-Bosch-Stiftung. Auf die Anerkennung, welche die Unterstüt-
zung durch diese kritischen Institutionen bedeutete, war Ina Rösing immer sehr
stolz.
Nach ihrer Pensionierung 2010 gründete sie ihr eigenes Institut, das Institut für
Transkulturelle Forschung. Als dessen Direktorin schrieb sie eine Reihe von Büchern
über Themen der vergleichenden Kulturanthropologie, veranstaltete mehrere viel-
beachtete Ausstellungen in Ulm und Neu-Ulm und veräußerte die wertvollen
Teile ihrer Büchersammlung an das Archiv des Anthropos-Instituts in St. Augustin
bei Bonn. Ihre reiche Materialsammlung von andinen Webarbeiten samt mehr als
30.000 digitalisierten Fotos ging nach vielen Verhandlungen an das Grassi-Museum
in Leipzig.
Am Ende ihrer Antrittsrede kommt Ina Rösing noch einmal auf den Anfang
zurück. Sie schreibt:
So ist zwar der Weg recht krumm, aber doch auf Zurückgelassenem aufbauend eine Art
Spirale. Die Spirale führt zur „Hochebene“ wo ich nun, so meine ich, angekommen bin.
Die Hochebene ist die Kulturanthropologie.
Am 18. Dezember 2018 ist Frau Prof. Dr. Ina Susanne Rösing auf einer anderen
„Hochebene“ angekommen. Ihre Urne wurde in ihrem Wohnort Ulm-Grimmel-
fmgen an Pachamama, die heilige Mutter Erde, übergeben.
Wir verneigen uns vor einer eindrucksvollen Wissenschaftlerin.
Wolfgang P. Schleich
215
Prof. Helmut Baitsch, der an der Universität Ulm die Abteilung für Anthropolo-
gie und Wissenschaftsforschung leitete. Ihren Wunsch nach Habilitation über ein
Thema in Wissenschaftssoziologie konnte sie sich dort allerdings nicht unmittel-
bar erfüllen, da es an der Uni Ulm bis heute noch keine Philosophische Fakultät
gibt. Es eröffnete sich aber die Möglichkeit der Habilitation bei dem Buddhismus-
Experten Prof. Detlef Kantowsky an der Universität Konstanz, und die ergriff sie
1975.
Nach ihrer Habilitation wurde Ina Rösing in Ulm schnell befördert: Sie
wurde 1975 die erste Professorin an der neu gegründeten Universität Ulm. Im
Jahr 1988 wurde sie mit dem Wissenschaftspreis der Stadt Ulm ausgezeichnet, danach
1993 mit dem Merckle-Forschungspreis und im selben Jahr mit dem hoch dotierten
Landesforschungspreis Baden-Württemberg. Eine weitere große Anerkennung ihrer
wissenschaftlichen Leistungen erfuhr Ina Rösing im Jahre 2008, als ihr die Uni-
versität Luzern einen Ehrendoktor verlieh.
Während ihrer langen Abwesenheitszeiten von Ulm wurde Ina Rösing im-
mer von ihrer Professur ohne Gehalt beurlaubt. Ihren Lebensunterhalt bestritt sie
dann mit Stipendien von der Deutschen Forschungsgemeinschaft, der Volksmagenstiftung
und von der Robert-Bosch-Stiftung. Auf die Anerkennung, welche die Unterstüt-
zung durch diese kritischen Institutionen bedeutete, war Ina Rösing immer sehr
stolz.
Nach ihrer Pensionierung 2010 gründete sie ihr eigenes Institut, das Institut für
Transkulturelle Forschung. Als dessen Direktorin schrieb sie eine Reihe von Büchern
über Themen der vergleichenden Kulturanthropologie, veranstaltete mehrere viel-
beachtete Ausstellungen in Ulm und Neu-Ulm und veräußerte die wertvollen
Teile ihrer Büchersammlung an das Archiv des Anthropos-Instituts in St. Augustin
bei Bonn. Ihre reiche Materialsammlung von andinen Webarbeiten samt mehr als
30.000 digitalisierten Fotos ging nach vielen Verhandlungen an das Grassi-Museum
in Leipzig.
Am Ende ihrer Antrittsrede kommt Ina Rösing noch einmal auf den Anfang
zurück. Sie schreibt:
So ist zwar der Weg recht krumm, aber doch auf Zurückgelassenem aufbauend eine Art
Spirale. Die Spirale führt zur „Hochebene“ wo ich nun, so meine ich, angekommen bin.
Die Hochebene ist die Kulturanthropologie.
Am 18. Dezember 2018 ist Frau Prof. Dr. Ina Susanne Rösing auf einer anderen
„Hochebene“ angekommen. Ihre Urne wurde in ihrem Wohnort Ulm-Grimmel-
fmgen an Pachamama, die heilige Mutter Erde, übergeben.
Wir verneigen uns vor einer eindrucksvollen Wissenschaftlerin.
Wolfgang P. Schleich
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