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Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]
Jahrbuch ... / Heidelberger Akademie der Wissenschaften: Jahrbuch 2018 — 2019

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C. Die Forschungsvorhaben
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II.Tätigkeitsberichte (chronologisch)
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4. Goethe-Wörterbuch (Tübingen)
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https://doi.org/10.11588/diglit.55650#0233
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4. Goethe-Wörterbuch

repräsentativen wortgeschichtlichen Befunden zur Formationsepoche unserer
Gegenwartssprache, ein solides Fundament für jede umfassende Darstellung des
Deutschen in seiner kultursprachlichen Dimension.
Mitglieder der interakademischen Kommission:
die ordentlichen Mitglieder der Heidelberger Akademie der Wissenschaften Achim
Aurnhammer (Vorsitzender), Wolfgang Raible; die ordentlichen Mitglieder der
Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften Prof. Dr. Manfred Bier-
wisch, Prof. Dr. Ernst Osterkamp; die ordentlichen Mitglieder der Akademie der
Wissenschaften zu Göttingen Prof. Dr. Jochen Bär, Prof Dr. Nikolaus Henkel
Leitung der Arbeitsstelle: Dr. Rüdiger Welter
Mitarbeiterinnen: Dr. Martina Eicheldinger, Dr. Beatrice Frank, Sofia Frys, Kor-
nelia Wegenast
Zum Jahresende erschien die zwölfte und damit abschließende Drucklieferung
(„Porträtähnlichkeit - Promenade“) von Band 6. Den Jahresverlauf bestimmten
die Arbeiten an den Tübinger Anteilen von Strecke VI1 („trefflich/2 - unbemerk-
lich“) sowie die - im Tausch mit der turnusgemäß zuständigen Hamburger Ar-
beitsstelle -vorgenommene Endredaktion (R2) der DrucklieferungVII. 1 („Prosa
- Randzeichnung“).
In der ersten Partie des Tübinger Streckenanteils galt es u. A. herauszuarbei-
ten, inwiefern „trefflich“ (neben „tüchtig“) zu Goethes Lieblingswörtern zählt.
Dann war es ein gewisser Sprung vom „Trinitarier“ (als einem Anhänger von Pa-
racelsus4 Dreisubstanzenlehre) zum „Trinker“, dessen zu Zeiten deplorabler Zu-
stand sich entschieden von der verzückten „Trunkenheit“ der Liebenden und der
die Liebe Besingenden unterscheidet. Das „Trinkgeld“ übrigens war damals ein
ungleich wichtigeres Instrument zur obstruktionsreduzierten Erreichung selbst
alltäglicher Ziele, denn es dämmte die vielgestalte „Tücke“ von Dienstleistern und
Bediensteten merkbar ein; ja, es öffnete nicht nur manche „Tür“, sondern bis-
weilen sogar das Stadttor ohne „peinliche“ Kontrollen im Schatten eines eben-
so wachsamen wie wehrhaften „Turmes“ - der ragt hervor mit immerhin dreißig
Wortableitungen und -Zusammensetzungen, wobei „Turm“ und das altfränkische
„Turn“ bunt durcheinandergehen. A propos: Zu den gern recht „teutschtümelnd“
daherkommenden „Turnanstalten“ von Turnvater Jahn ging Goethe eher auf Di-
stanz. - Von ungebrochener Aktualität ist Goethes Frage, ob sich die Tätigkeit
des „Übersetzens“ in anderssprachig-wörtlicher Wiedergabe erschöpfen kann,
oder ob es nicht doch tiefergreifender Anstrengungen bedarf: Sprachschöpfun-
gen anderer Kulturen und anderer Zeiten in die eigene Kultur und Gegenwart
gewissermaßen so zu transponieren, dass weder ihr je eigener, fremdartiger Gehalt
noch ihre formale Eigenart und auch nicht ihre besondere ästhetische Anmutung

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