C. Die Forschungsvorhaben
Denkens. Es schlägt sich bei Jaspers bereits in der Dialektik von Einsamkeit und
Kommunikation, Ausnahme und Autorität an verschiedenen Stellen systematisch
nieder, bis die Kampagne gegen Arendts Reportage über den Eichmann-Prozess
zum Anlass eines eigenen Buchprojekts wird: „Vom unabhängigen Denken. Han-
nah Arendt und ihre Kritiker“. Für die Bearbeitung, hier besonders: für die Re-
konstruktion des sogenannten „Hannah-Buchs“ hat die Thyssen Stiftung 2018
einen Antrag bewilligt, als Herausgeberin konnte Bettina Stangneth gewonnen
werden, die durch ihre umfassende Studie Eichmann vor Jerusalem international
ausgewiesen ist.
Wie man Nachlässe gewichtet, ist für jede Ausgabe eine zentrale Frage: die
nicht-autorisierte Textmasse, gewissermaßen die ungeschriebene, zumindest un-
publizierte Lehre. Der Purismus, es zähle allein das veröffentlichte Wort, wäre in
Sachen Jaspers verfehlt. Nicht nur, weil es Grenzen der Mitteilbarkeit auch (und
gerade) im Schriftlichen gibt, sondern weil selbst das geschriebene Wort nie isoliert
steht. Hinzu kommt eine Fülle unpublizierter Materialien, die Jaspers’ Werke zu-
sätzlich kontextualisieren: vor allem die Grundsätze des Philosophierens3 - das „Ana-
logon eines Glaubensbekenntnisses“: „Einmal kurz zu sagen, was man eigentlich
meint und will“ - und der zweite Band der Verlagskorrespondenzen, der Jaspers
im Austausch mit seinem wichtigsten Verleger, Klaus Piper, zeigt4.
Kontextualisierung im umfassenden Sinne wäre ein Argument - auch - in
Richtung Digitalisierung (für die im Rahmen der Edition mit der Schuldfrage ein
Pilotband erstellt wird). Der synchrone Zugriff, im technischen Optimalfall: auf
„alles“, kann effiziente Möglichkeiten der Vergegenwärtigung bieten, solange man
nicht vergisst, dass die Vernetzung der Daten nur die elektronische Simulation von
Gesprächen ist: zumindest bei Jaspers.
Veranstaltungen
„KJG 1/17: Nietzsche“, interakademischer Workshop, Heidelberg, 10. April 2018
„Karl Jaspers: Grundsätze des Philosophierens“, interakademischer Workshop, Göttin-
gen, 18. Oktober 2018
Vorträge
Dirk Fonfara: ,„De Gruyter hat sich ungemein vorsichtig verhalten/ Karl Jaspers
und sein Verlag vor und nach 1945“, Oldenburg, 7. Februar 2018
3 Grundsätze des Philosophierens. KJG II/l, hg. von Bernd Weidmann. - Einleitung und Stellen-
kommentar sind abgeschlossen, der Text wird für den Druck vorbereitet.
4 Ausgewählte Korrespondenzen mit dem Piper-Verlag und Klaus Piper. KJG III/8.2, hg. von Dirk Fon-
fara. - Die Auswahl der Briefe wurde überprüft, Kommentierung und Einleitung sind erstellt,
der Band erscheint 2019.
296
Denkens. Es schlägt sich bei Jaspers bereits in der Dialektik von Einsamkeit und
Kommunikation, Ausnahme und Autorität an verschiedenen Stellen systematisch
nieder, bis die Kampagne gegen Arendts Reportage über den Eichmann-Prozess
zum Anlass eines eigenen Buchprojekts wird: „Vom unabhängigen Denken. Han-
nah Arendt und ihre Kritiker“. Für die Bearbeitung, hier besonders: für die Re-
konstruktion des sogenannten „Hannah-Buchs“ hat die Thyssen Stiftung 2018
einen Antrag bewilligt, als Herausgeberin konnte Bettina Stangneth gewonnen
werden, die durch ihre umfassende Studie Eichmann vor Jerusalem international
ausgewiesen ist.
Wie man Nachlässe gewichtet, ist für jede Ausgabe eine zentrale Frage: die
nicht-autorisierte Textmasse, gewissermaßen die ungeschriebene, zumindest un-
publizierte Lehre. Der Purismus, es zähle allein das veröffentlichte Wort, wäre in
Sachen Jaspers verfehlt. Nicht nur, weil es Grenzen der Mitteilbarkeit auch (und
gerade) im Schriftlichen gibt, sondern weil selbst das geschriebene Wort nie isoliert
steht. Hinzu kommt eine Fülle unpublizierter Materialien, die Jaspers’ Werke zu-
sätzlich kontextualisieren: vor allem die Grundsätze des Philosophierens3 - das „Ana-
logon eines Glaubensbekenntnisses“: „Einmal kurz zu sagen, was man eigentlich
meint und will“ - und der zweite Band der Verlagskorrespondenzen, der Jaspers
im Austausch mit seinem wichtigsten Verleger, Klaus Piper, zeigt4.
Kontextualisierung im umfassenden Sinne wäre ein Argument - auch - in
Richtung Digitalisierung (für die im Rahmen der Edition mit der Schuldfrage ein
Pilotband erstellt wird). Der synchrone Zugriff, im technischen Optimalfall: auf
„alles“, kann effiziente Möglichkeiten der Vergegenwärtigung bieten, solange man
nicht vergisst, dass die Vernetzung der Daten nur die elektronische Simulation von
Gesprächen ist: zumindest bei Jaspers.
Veranstaltungen
„KJG 1/17: Nietzsche“, interakademischer Workshop, Heidelberg, 10. April 2018
„Karl Jaspers: Grundsätze des Philosophierens“, interakademischer Workshop, Göttin-
gen, 18. Oktober 2018
Vorträge
Dirk Fonfara: ,„De Gruyter hat sich ungemein vorsichtig verhalten/ Karl Jaspers
und sein Verlag vor und nach 1945“, Oldenburg, 7. Februar 2018
3 Grundsätze des Philosophierens. KJG II/l, hg. von Bernd Weidmann. - Einleitung und Stellen-
kommentar sind abgeschlossen, der Text wird für den Druck vorbereitet.
4 Ausgewählte Korrespondenzen mit dem Piper-Verlag und Klaus Piper. KJG III/8.2, hg. von Dirk Fon-
fara. - Die Auswahl der Briefe wurde überprüft, Kommentierung und Einleitung sind erstellt,
der Band erscheint 2019.
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