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Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]
Jahrbuch ... / Heidelberger Akademie der Wissenschaften: Jahrbuch 2018 — 2019

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A. Das akademische Jahr 2018
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II. Wissenschaftliche Vorträge
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Markschies, Christoph Johannes: Jüdisch? Christlich? Pagan?: alte Sackgassen und neue Wege bei der religionswissenschaftlichen Kategorisierung der antiken Gnosis
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Kirchhof, Paul: Der Dialog unter den Wissenschaften als Bedingung der Forschung
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https://doi.org/10.11588/diglit.55650#0047
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Paul Kirchhof

Wenn Judentum und Christentum, aber auch die übrige religiöse Landschaft
nicht mehr in traditioneller Weise Karten kartographiert wird, sondern wahrge-
nommen wird, dass „the ways never parted“, dann kann die antike Bewegung
der Gnosis wesentlich besser, wesentlich sachgerechter und präziser beschrieben
werden. Es müssen nicht mehr bestimmte Züge der Systembildungen als die „ei-
gentlichen“ von anderen als vermeintlich religionsgeschichtliche Restbestände ge-
schieden werden.
Der Vortrag ist ein Vorausblick auf einige grundlegende theoretische Wei-
chenstellungen einer zusammenfassenden Monographie über die Gnosis, die im
Jahre 2019 erscheinen wird.
Paul Kirchhof
„Der Dialog unter den Wissenschaften als Bedingung der Forschung"
Mitgliedervortrag für den Förderverein am 13. Juni 2018
Die Akademie hat den Auftrag, den Dialog unter den verschiedenen Wissenschaf-
ten zu vermitteln, erfahrene und junge Wissenschaftler in einen ständigen Gedan-
kenaustausch zu führen. Traditionell beantworten Naturwissenschaftler die Frage,
was der Mensch kann; sie erwarten, dass der Mensch das, was er kann, auch tut.
Die Geisteswissenschaftler suchen den Menschen in der Welt zu verstehen und zu
ergründen, sagen sodann, was der Mensch darf. Der Naturwissenschaft gelingt die
Atomspaltung, die Geisteswissenschaft bemüht sich um einen Atomwaffensperr-
vertrag. Die Naturwissenschaft beherrscht den Eingriff in die Keimbahn, die Geis-
teswissenschaft fragt, ob der Mensch einen Menschen wissenschaftlich-technisch
schaffen darf.
Doch die moderne Forschung hat diese Enge einer vermeintlich rein na-
turwissenschaftlichen Kausalität und einer rein geisteswissenschaftlichen Ideali-
tät längst überwunden, begegnet sich in gemeinsamem Fragen und Antworten.
Der Genforscher kann die menschlichen Gene totalsequenzieren, sucht aber zu-
gleich Maßstäbe, um die Identität des Menschen zu schützen. Die Entwicklung
der Drohne erschließt einerseits Wege, um die Menschen in entlegenen Gebie-
ten aus existenzieller Not zu retten, bemüht sich andererseits um Maßstäbe, die
der Gefahr eines kriegstauglichen Vernichtungsinstruments fast ohne Eigenrisiko
begegnen. Wer den Schadstoffgehalt und damit das Umweltrisiko moderner Pro-
duktions- und Verkehrsmittel erforscht, könnte den sofortigen Stopp aller Indus-
trieproduktion und Fahrzeuge fordern. Doch er weiß, dass er einen schonenden
Übergang der technischen Erneuerung organisieren muss.
Natur und Kultur unterscheiden sich als Sichtweisen des Menschen auf die
Wirklichkeit. Je mehr der Mensch die Natur erkennt und versteht, desto mehr

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