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einen Grund gibt für Gott, zu euch zurückzukehren. Indem ihr mehr
gehorcht, erbarmt ihr euch nicht nur um Eurer selbst, sondern auch um
seinetwillen; denn je höher sein Rang unter euch, desto größer die Gefahr,
in der er sich bewegt.“ Siehe, wie gut und wie vollkommen (und trotzdem
kurz) der äußerst besonnene Mensch die gebührende Stellung der Vorsteher 5
beschreibt.
Auch der heilige und ehrwürdige Benedikt10 unterscheidet in seiner Regel,
die er viele Jahre nach der Zeit des Augustinus herausgab, die Stellung des
Vorstehers ausdrücklich: „Der Abt“, sagt er, „der würdig ist einem Kloster
vorzustehen, muss immer bedenken, wie er angesprochen wird, und er soll 10
diese Anrede eines Höherstehenden mit Taten ausfällen. Man glaubt
nämlich, dass er Christus im Kloster vertritt.“ Und weiter heißt es: „Er möge
immer daran denken, dass beim Schreckensgericht Gottes auch über seine
Lehre oder den Gehorsam seiner Schüler gleichermaßen geurteilt wird. Er
wisse deshalb, dass die Schuld dem Schäfer droht, wenn der Vater unter 15
seinen Schafen wenig Ertrag finden wird.“ Und weiter: „Wenn jemand den
Namen des Hirten annimmt, muss er mit seiner Lehre in zweifacher Weise
seinen Schülern vorstehen: Er soll alle guten und heiligen Dinge mehr durch
Taten als durch Worte zeigen, um fähigen Schülern mit Worten die Gebote
des Herrn darzulegen; hartherzigen Schülern aber oder Einfacheren soll er 20
durch seine Taten die göttliche Lehre zeigen. Alles aber, von dem er seine
Schüler lehrt, dass man es nicht tun darf, soll er in seinem Handeln als
verboten anzeigen; damit er nicht anderen predigt und selbst schlecht wird“.
Wer es aber liebt, anders vorzustehen: Da ist die Würde am Ort der Schande
bei einem Unwürdigen. Der Vorsteher nämlich, der dem Untergebenen nicht 25
nützt, nützt auch sich selbst nicht. Ein großer Teil der Gerechtigkeit aber
fällt auf ihn zurück, der dem anderen nützt. „Es ist nämlich jemand nötig, zu
10Hl. Benedikt (geb. um 480), Namensgeber des benediktinischen Mönchtums; nach dem II.
Buch der Dialoge Gregors I. (ca. 540-604, Papst seit 590) war er Gründer und Abt des Klosters
Montecassino sowie Autor einer Klosterregel. Zu Benedikt und der Wirkung der ihm
zugeschriebenen Regel s. die Beiträge in Benedikt, hg. Hoffmann/Skambraks sowie DARTMANN,
Benediktiner, S. 12-94.
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einen Grund gibt für Gott, zu euch zurückzukehren. Indem ihr mehr
gehorcht, erbarmt ihr euch nicht nur um Eurer selbst, sondern auch um
seinetwillen; denn je höher sein Rang unter euch, desto größer die Gefahr,
in der er sich bewegt.“ Siehe, wie gut und wie vollkommen (und trotzdem
kurz) der äußerst besonnene Mensch die gebührende Stellung der Vorsteher 5
beschreibt.
Auch der heilige und ehrwürdige Benedikt10 unterscheidet in seiner Regel,
die er viele Jahre nach der Zeit des Augustinus herausgab, die Stellung des
Vorstehers ausdrücklich: „Der Abt“, sagt er, „der würdig ist einem Kloster
vorzustehen, muss immer bedenken, wie er angesprochen wird, und er soll 10
diese Anrede eines Höherstehenden mit Taten ausfällen. Man glaubt
nämlich, dass er Christus im Kloster vertritt.“ Und weiter heißt es: „Er möge
immer daran denken, dass beim Schreckensgericht Gottes auch über seine
Lehre oder den Gehorsam seiner Schüler gleichermaßen geurteilt wird. Er
wisse deshalb, dass die Schuld dem Schäfer droht, wenn der Vater unter 15
seinen Schafen wenig Ertrag finden wird.“ Und weiter: „Wenn jemand den
Namen des Hirten annimmt, muss er mit seiner Lehre in zweifacher Weise
seinen Schülern vorstehen: Er soll alle guten und heiligen Dinge mehr durch
Taten als durch Worte zeigen, um fähigen Schülern mit Worten die Gebote
des Herrn darzulegen; hartherzigen Schülern aber oder Einfacheren soll er 20
durch seine Taten die göttliche Lehre zeigen. Alles aber, von dem er seine
Schüler lehrt, dass man es nicht tun darf, soll er in seinem Handeln als
verboten anzeigen; damit er nicht anderen predigt und selbst schlecht wird“.
Wer es aber liebt, anders vorzustehen: Da ist die Würde am Ort der Schande
bei einem Unwürdigen. Der Vorsteher nämlich, der dem Untergebenen nicht 25
nützt, nützt auch sich selbst nicht. Ein großer Teil der Gerechtigkeit aber
fällt auf ihn zurück, der dem anderen nützt. „Es ist nämlich jemand nötig, zu
10Hl. Benedikt (geb. um 480), Namensgeber des benediktinischen Mönchtums; nach dem II.
Buch der Dialoge Gregors I. (ca. 540-604, Papst seit 590) war er Gründer und Abt des Klosters
Montecassino sowie Autor einer Klosterregel. Zu Benedikt und der Wirkung der ihm
zugeschriebenen Regel s. die Beiträge in Benedikt, hg. Hoffmann/Skambraks sowie DARTMANN,
Benediktiner, S. 12-94.