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2. Öfter werden in einem Bienenstand „viele Könige im Voraus
bestimmt.“
[1] Und gewiss, wenn es zur Zeit der Apostel in der Urkirche gemäß dem,
was Paulus an die Korinther schreibt, heißt: „Nicht viele Weise nach dem
Fleisch, nicht viele Vornehme oder Mächtige“. Dennoch wurden später und 5
am allermeisten heute, wie gegenwärtig gesehen werden kann, viele Weise,
aber, ach, wegen des Fleisches, viele Vornehme im Fleisch, aber nicht im
Geist, viele Vermögende nicht zum Schutz sondern zur Unterdrückung der
Armen durch die Kirchen zu Geistlichen gemacht. Aber solche werden von
ihren Verbündeten gegenüber gehorsamen und geistlichen Männern 10
bevorzugt. Über sie heißt es im Buch Prediger: „Ich sah Knechte auf Rossen
und Fürsten zu Fuß gehen wie Knechte.“
[2] Wenn es also tadelnswerte Menschen gibt, die gelehrte, vermögende und
vornehme, aber sittenlose und sündhafte Menschen den gehorsamen und
geistlichen Männern vorziehen, sind jene ebenso zu verurteilen, die alberne 15
und dumme Menschen ohne jede natürliche Begabung zu Vorstehern
wählen. Denn von ihrer Anlage her gescheite und vorsichtige Menschen
sind stets geeigneter zu jeder guten Tat: solange nur nicht Bosheit über den
Willen herrscht. Auch ohne große Kenntnis der Wissenschaft sind sie
nämlich empfänglich für Vernunft, und werden umso leichter von einer 20
wankelmütigen Lebensart auf den festen Weg der Gnade gebracht.
Diejenigen aber, die dumm und ungebildet sind: Sie werden, roh in ihrem
Verstand und beeinflussbar durch die Albernheit ihres Geistes, kaum jemals
zum Guten gewendet werden, sondern bereitwillig vom Schlechten in das
noch Schlechtere herabsinken. Daher sagt Seneca1: „Einfach ist die Torheit, 25
niedrig, gemein, sklavisch, vielen Leidenschaften und den schlimmsten
Missgeschicken unterworfen“. Wir haben gesehen und sehen immer noch,
dass, ach, viele Menschen dieser Art größere Würden und Ämter bekleiden.
Aber von jenen, die durch natürliche Anlage gescheit waren, haben wir
gesehen, dass auch diejenigen, die aus einem wankelmütigen Lebensstil 30
heraus gewählt wurden, bei der Führung höchst bewährt sind, und sie haben
sich bei der Sorge um die Nächsten in den angenommenen Ämtern umso
hitziger gezeigt, je matter sie sich vor der Übernahme der Leitungsfünktion
von der Sorge für sich selbst zu Eitelkeiten herabsinken ließen.
xLucius Annaeus Seneca der Jüngere (gest. 65 n. Chr), Politiker und Philosoph. S. für weitere
Informationen Thom. Cantimpr. BUA 1,1,1.
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2. Öfter werden in einem Bienenstand „viele Könige im Voraus
bestimmt.“
[1] Und gewiss, wenn es zur Zeit der Apostel in der Urkirche gemäß dem,
was Paulus an die Korinther schreibt, heißt: „Nicht viele Weise nach dem
Fleisch, nicht viele Vornehme oder Mächtige“. Dennoch wurden später und 5
am allermeisten heute, wie gegenwärtig gesehen werden kann, viele Weise,
aber, ach, wegen des Fleisches, viele Vornehme im Fleisch, aber nicht im
Geist, viele Vermögende nicht zum Schutz sondern zur Unterdrückung der
Armen durch die Kirchen zu Geistlichen gemacht. Aber solche werden von
ihren Verbündeten gegenüber gehorsamen und geistlichen Männern 10
bevorzugt. Über sie heißt es im Buch Prediger: „Ich sah Knechte auf Rossen
und Fürsten zu Fuß gehen wie Knechte.“
[2] Wenn es also tadelnswerte Menschen gibt, die gelehrte, vermögende und
vornehme, aber sittenlose und sündhafte Menschen den gehorsamen und
geistlichen Männern vorziehen, sind jene ebenso zu verurteilen, die alberne 15
und dumme Menschen ohne jede natürliche Begabung zu Vorstehern
wählen. Denn von ihrer Anlage her gescheite und vorsichtige Menschen
sind stets geeigneter zu jeder guten Tat: solange nur nicht Bosheit über den
Willen herrscht. Auch ohne große Kenntnis der Wissenschaft sind sie
nämlich empfänglich für Vernunft, und werden umso leichter von einer 20
wankelmütigen Lebensart auf den festen Weg der Gnade gebracht.
Diejenigen aber, die dumm und ungebildet sind: Sie werden, roh in ihrem
Verstand und beeinflussbar durch die Albernheit ihres Geistes, kaum jemals
zum Guten gewendet werden, sondern bereitwillig vom Schlechten in das
noch Schlechtere herabsinken. Daher sagt Seneca1: „Einfach ist die Torheit, 25
niedrig, gemein, sklavisch, vielen Leidenschaften und den schlimmsten
Missgeschicken unterworfen“. Wir haben gesehen und sehen immer noch,
dass, ach, viele Menschen dieser Art größere Würden und Ämter bekleiden.
Aber von jenen, die durch natürliche Anlage gescheit waren, haben wir
gesehen, dass auch diejenigen, die aus einem wankelmütigen Lebensstil 30
heraus gewählt wurden, bei der Führung höchst bewährt sind, und sie haben
sich bei der Sorge um die Nächsten in den angenommenen Ämtern umso
hitziger gezeigt, je matter sie sich vor der Übernahme der Leitungsfünktion
von der Sorge für sich selbst zu Eitelkeiten herabsinken ließen.
xLucius Annaeus Seneca der Jüngere (gest. 65 n. Chr), Politiker und Philosoph. S. für weitere
Informationen Thom. Cantimpr. BUA 1,1,1.