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4. „Unter den Autoren ist man sich einig, dass“ der König „der Bienen
keinen Stachel hat; er ist nur mit seiner Würde bewaffnet.“
[1] || Der Stachel steht in den Schriften fiir Strenge oder Grausamkeit. Einen solchen
Stachel hatte Christus, der Fürst der Hirten, nicht, der bei der Unterweisung seiner Schüler
Folgendes sprach: „Lernt von mir, weil ich milde und im Herzen demütig bin, und findet 5
fiir eure Seelen Ruhe.“ „Wo nämlich Demut ist, da ist auch Frieden. Walken und Schwerter
liegen auf dem Weg des Hochmütigen.“ Der Vorsteher ist nur mit Würde bewaffnet, ||
wobei seine Erscheinung allein in den Kirchen der guten Untergebenen zur
Furcht ebenso wie zur Liebe gereicht.
[2] Wenn es aber solche Untergebenen nicht gibt, muss gegen seine Natur 10
im Herzen des Vorstehers dennoch ein Stachel der Strenge geschaffen
werden, wie einst gegen den sich widersetzenden Saulus in der Quelle der
Güte selbst ein Stachel entstanden ist, solange bis er ihn, der für das Licht
seiner Würde blind war, mit machtvoller Tugend unterwarf. Aber
„vernichtete er diesen etwa mit einer Wunde über der nächsten“? Nein. 15
Höre, auf welche Weise der Stachel besänftigt wurde: „Erhebe dich und
betritt die Stadt“. Und gleich darunter: „Und es fielen ihm gleichsam
Schuppen von den Augen, und er erhielt das Sehen zurück“. Der Stachel
stach nicht feindlich, sondern barmherzig. Er ist geblendet worden, damit er
angenehmeres Licht erhält; er ist niedergeschlagen worden, damit er durch 20
die standhafte Leidenschaft der Fürsorge unermüdlich gestützt wird. Wegen
dieses Beispiels muss jeder Vorsteher lieber für allzu große Frömmigkeit,
die man Vergebung nennt, als für allzu große Strenge gerichtet werden
wollen. Die Mitte zu halten erklären wir aber für das Beste.
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4. „Unter den Autoren ist man sich einig, dass“ der König „der Bienen
keinen Stachel hat; er ist nur mit seiner Würde bewaffnet.“
[1] || Der Stachel steht in den Schriften fiir Strenge oder Grausamkeit. Einen solchen
Stachel hatte Christus, der Fürst der Hirten, nicht, der bei der Unterweisung seiner Schüler
Folgendes sprach: „Lernt von mir, weil ich milde und im Herzen demütig bin, und findet 5
fiir eure Seelen Ruhe.“ „Wo nämlich Demut ist, da ist auch Frieden. Walken und Schwerter
liegen auf dem Weg des Hochmütigen.“ Der Vorsteher ist nur mit Würde bewaffnet, ||
wobei seine Erscheinung allein in den Kirchen der guten Untergebenen zur
Furcht ebenso wie zur Liebe gereicht.
[2] Wenn es aber solche Untergebenen nicht gibt, muss gegen seine Natur 10
im Herzen des Vorstehers dennoch ein Stachel der Strenge geschaffen
werden, wie einst gegen den sich widersetzenden Saulus in der Quelle der
Güte selbst ein Stachel entstanden ist, solange bis er ihn, der für das Licht
seiner Würde blind war, mit machtvoller Tugend unterwarf. Aber
„vernichtete er diesen etwa mit einer Wunde über der nächsten“? Nein. 15
Höre, auf welche Weise der Stachel besänftigt wurde: „Erhebe dich und
betritt die Stadt“. Und gleich darunter: „Und es fielen ihm gleichsam
Schuppen von den Augen, und er erhielt das Sehen zurück“. Der Stachel
stach nicht feindlich, sondern barmherzig. Er ist geblendet worden, damit er
angenehmeres Licht erhält; er ist niedergeschlagen worden, damit er durch 20
die standhafte Leidenschaft der Fürsorge unermüdlich gestützt wird. Wegen
dieses Beispiels muss jeder Vorsteher lieber für allzu große Frömmigkeit,
die man Vergebung nennt, als für allzu große Strenge gerichtet werden
wollen. Die Mitte zu halten erklären wir aber für das Beste.