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Thomas; Burkhardt, Julia [Hrsg.]
Von Bienen lernen: das "Bonum universale de apibus" des Thomas von Cantimpré als Gemeinschaftsentwurf : Analyse, Edition, Übersetzung, Kommentar (Teilband 2): Analyse, Edition, Übersetzung und Kommentar — Regensburg: Schnell + Steiner, 2020

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https://doi.org/10.11588/diglit.53742#0064
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BUA 1,7

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Täufer mit seinem aus Kamelhaar gefertigten Gürtel? Wo sind das Schaffell
oder das härene Gewand Benedikts?4
[3] Von jenem bereits genannten Abt her, der einen Mantel trug und den
mönchischen Habit verschmähte, können wir als Beispiel erkennen, welch
große Ungeheuerlichkeit und Sünde es für jeden Religiösen ist, den Habit 5
einmal am Tag abzulegen.5 In einem gewissen Kloster des schwarzen
Ordens6 waren drei Mönche in vollkommener Ausgelassenheit aufgelöst.
Als sie sich eines Tages abseits in einem Zimmer zum Essen
zusammengesetzt hatten, erstickte einer plötzlich an einem Stück Brot, das
sich verdreht hatte. Die beiden Verbliebenen, die seinen Tod zugelassen 10
hatten und nicht einmal Schamgefühl besaßen, gingen an einen anderen Ort,
beendeten unmittelbar danach ihr Frühstück und gaben dann ihren
Gefährten im Kloster das Schicksal des Toten bekannt. Nicht lange danach
gingen die beiden erwähnten Gefährten - ohne zu überlegen, was geschehen
war - zum Baden und stiegen, nachdem sie sich ausgezogen hatten, in den 15
Fluss neben dem Kloster; einer ging ins tiefere Wasser, ertrank, wurde
herausgezogen und begraben. Der danach als Dritter Verbliebene ging
abends schlafen und hatte sich gerade seiner Schuhe entledigt, da erschien
ihm der ertrunkene Mönch nackt und sagte: „Siehe, zu welcher Strafe ich
verdammt bin; du aber überlege wenigstens jetzt, was du machst. Ich, der 20
ich gerechterweise als unrein und sündhaft verurteilt wurde, werde
gemartert, aber jenes trägt viel zur Schande meiner Verdammnis bei, weil
ich nackt, ohne Habit, von den Dämonen verspottet werde. Du aber gib mir
irgendetwas, worin ich dir ein Zeichen meiner Verdammnis geben kann.“
Als er dies hörte, geriet der Mönch in Aufregung, und er zog schnell seine 25
Beinkleider aus und gab sie dem Bittenden; so verschwand der Verstorbene
plötzlich.

4//Z. Benedikt (geb. um 480), Namensgeber des benediktinischen Mönchtums. S. für weitere
Informationen Thom. Cantimpr. BUA 1,1,5. Das cilicium war ein härenes Gewand, das in
einigen Gemeinschaften angelegt wurde, um die Buße zu verstärken - in der Regel jedoch als
eine Ausnahme. Die Kleidervorschriften der Benediktsregel indes empfehlen lediglich eine
klimaabhängige Einkleidung, s. dazu HOFFMANN, Heilige List, S. 154-154 sowie Thomas' Zitate
aus der Benediktsregel im folgenden Abschnitt 5. | ^Ausführlich über klösterliche
Kleidervorschriften und die symbolische Bedeutung der Gewandungen informiert SONNTAG,
Klosterleben, S. 94-119. | ^Benediktiner, die Benennung leitet sich von der Farbe des
Ordensgewandes ab.
 
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