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Thomas; Burkhardt, Julia [Hrsg.]
Von Bienen lernen: das "Bonum universale de apibus" des Thomas von Cantimpré als Gemeinschaftsentwurf : Analyse, Edition, Übersetzung, Kommentar (Teilband 2): Analyse, Edition, Übersetzung und Kommentar — Regensburg: Schnell + Steiner, 2020

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https://doi.org/10.11588/diglit.53742#0096
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BUA 1,11

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11. „Und es freut ihn, beim Dienst an jenem betrachtet zu werden.“
[1] Was Wunder? Der gute Untergebene und Christus, dem Herrn aller, treu
Ergebene, dient nicht bloß für das Auge, sondern verrichtet das, was gut ist,
umso lieber und gefälliger, wenn er den stets gegenwärtigen Vorsteher
erblickt und sich erinnert, dass dieser sich mit ihm freut. 5
[2] Im Buch Judith haben sowohl die Syrer als auch die Libyer zu
Holofernes gesagt: „Komm zu uns als friedlicher Herr und bediene dich“
unserer Dienste, „wie es dir gefällt“. Es ist nämlich nichts schwieriger als
undankbaren Menschen zu dienen und wenn ein stets grausamer Herr den
Dienenden bedrängt. Einst begann Nimrod, „der gewaltige Jäger“, sich als 10
Tyrann zu üben und unter den ohne Gesetz verlorenen Menschen herrschte
der Wahnsinn. Nun aber, im Gesetz Christi, im Gesetz der Gnade und
Milde, sage ich, musste die Grausamkeit ihr Ende akzeptieren. Und siehe,
unbeugsamer keimt sie als jemals zuvor und zwar umso gefährlicher, desto
mehr sie innerlich geschwächt wird. Eine Verletzung an der Schulter ist 15
grausam, aber die Eingeweide schmerzen unerträglich und sie ertragen
Verletzungen nicht ohne Lebensgefahr.
Bei weltlich Lebenden mag eine harte Verfolgung standhaft ertragen
werden; aber bei klösterlich Lebenden plagt man sich keinesfalls ohne
Verlust des Lebens und ohne das schwere Opfer der Tugend mit der 20
Tyrannei. Und siehe weshalb: Irgendein weltlich Lebender nimmt es von
einem Höheren hin, und wechselt, falls er will, den Ort. Ein klösterlich
Lebender aber, der wegen seines Vorstehers gelitten hat, kann dem Unrecht
auf keinen Fall entfliehen, sondern muss den Rivalen wie ein Hindernis
immer im Auge und gegenwärtig haben, und nichts anderes bleibt ihm 25
übrig, als mit Bitten Gott allein als Retter anzurufen. Aber ach! Dies können
nicht alle, nicht alle haben diese Tugend; es ist dennoch notwendig, dass die
an der Last der Beschwerden Erstickten es versuchen. Den, der die Hand
ausstreckt, wird der fromme Christus nicht im Stich lassen; ihm werden die
Engel helfen und seine Heiligen werden ihn beschützen. 30
 
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