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Thomas; Burkhardt, Julia [Hrsg.]
Von Bienen lernen: das "Bonum universale de apibus" des Thomas von Cantimpré als Gemeinschaftsentwurf : Analyse, Edition, Übersetzung, Kommentar (Teilband 2): Analyse, Edition, Übersetzung und Kommentar — Regensburg: Schnell + Steiner, 2020

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https://doi.org/10.11588/diglit.53742#0108
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BUA 1,13

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13. Wenn irgendeine Biene, „während sie neben dem König
vorbeifliegt, einen seiner Flügel zerstört, wird sie dem Schwarm nicht
entfliehen“, ergänze: ohne dass der Schwarm sie bestraft.
[1] Ich verstehe den Flügel als Kontemplation oder geistliches Leben. Wenn
irgendeiner von den Untergebenen diesen beim Vorsteher durch eine nicht 5
notwendige oder unbesonnene Anstrengung stört, muss er eine
außerordentlich schwerwiegende Empörung seitens der anderen erfahren.
Daher ermahnt der Heilige Geist folgerichtig im Hohelied: „Ich beschwöre
euch, ihr Töchter Jerusalems, bei den Rehen oder bei den Hirschen auf dem
Feld, dass ihr die Liebe nicht aufscheucht und nicht aufweckt, bis sie selbst 10
es will.“ Und der Herr Christus selbst hat den Vorstehern der ersten Kirche
zum Trost gesagt: „In der Welt werdet ihr Angst haben, in mir aber
Frieden“. Du sollst das auch bei dem Vorsteher fördern, du sollst dies
wünschen, „weil in seinem Frieden auch dein Frieden sein wird“. Wem das
Haupt schwach ist, schmerzen auch die übrigen Glieder. 15
[2] Wir haben einen von den Vorstehern gesehen, von dem wir wissen, dass
er zu seinem Verderben von seinen Untergebenen aus dem kontemplativen
Leben gerissen wurde. Der Abt des Klosters Sankt Matthias in Trier, ein
edler Mann und von königlichem Geschlecht, hatte einen Vater und Bruder,
die berühmte Herzöge waren.1 Von seiner Jugend an war er in der 20
vollkommenen Reinheit eines unschuldigen und kontemplativen Lebens
erzogen worden. Also war er von all seinen Leuten zum Abt gewählt
worden und über viele Jahre so sehr den geistlichen Ämtern und
monastischen Angelegenheiten des Ordens ergeben, dass er abgesehen von
größeren und dringlichen Fällen nur mit übermäßiger Schwierigkeit aus dem 25
Kreuzgang des Klosters herausgerufen werden konnte. Jedenfalls sah und
beneidete dies der Teufel, und er trieb seine Diener feindselig an, gleichsam
durch lästige Störungen den Abt aus der Abgeschiedenheit seines
ausgezeichneten Lebens zu vertreiben. Dies ertrug jener freilich zu Beginn
schwer, aber nach und nach von den Ergötzlichkeiten des Lebens draußen 30
verführt, gab er schließlich seine Hände irdischen Dingen hin. Dennoch

1 Jakob von Lothringen (gest. 1287), Sohn Herzog Friedrichs I. von Lothringen, Bruder Herzog
Friedrichs II. von Lothringen, Abt der Benediktinerabtei St. Eucharius-St. Matthias in Trier seit
1212. S. BECKER, Die Benediktinerabtei, S. 598-602 sowie zur Abtei Thom. Cantimpr. BUA
11,1,2.
 
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