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wollte, wandte er sich an die Römische Kurie, der der heilige Mann bestens
bekannt war. Als er darauf, gewappnet mit der Autorität des Papstes,
zurückkehrte, bediente er sich - auch weil er diese Leute nicht leicht beugen
konnte - der Strenge des Hirten. Als die Seinigen das sahen und erkannten,
dass sie keineswegs „gegen den Stachel ausschlagen“ konnten, unterwarfen 5
sie ihre Hälse leichtfertig und demütig der Regel. Freigiebiger als vorher
gab er aber allen Kleidung und Speisen und Getränke, aber im Kloster
zwang er sie ruhig zu sitzen und gemäß der Ordnung zu leben. Für ihn gilt,
was man über Augustus3 liest: „Caesar war alles“. Er gestattete nicht, dass
jemand von denen, die nicht Religiose waren, in irgendeinem Amt des 10
Gehorsams diente, wie es die Vorratskammer oder die Beschaffung von
Dingen ist; aber wenn er zuversichtlich war, dass irgendwelche von gutem
Gewissen waren, vertraute er jenen die Ämter an.
Als sie dies sahen, bildeten sich die anderen mit der Zeit zu Menschen
heraus, die religiös und einfach waren und niemals Heuchelei pflegten, und 15
sie verbanden sich dem Abt wie sehr enge Vertraute. Da er als frommer und
guter Mann alles ertrug und alles glaubte, lockerte er ihnen die Zügel für ein
freieres Leben. Dies missbrauchten jene aber in so schändlicher Weise, dass
sich achtundzwanzig von ihnen durch gleiche Bosheit zusammenfanden,
drei äußerst verbrecherische Halunken zusammenbrachten und diese durch 20
Geld zum Mord an dem heiligen Mann bewegten.
An einem Abend traten sie, wie diese es angeordnet hatten, dem Abt,
welcher außerhalb der Stadt zu Geschäften eilte, entgegen; er grüßte sie und
wünschte ihnen eine gute Reise; sie aber zogen ihre kurzen Klingen hervor
und töteten ihn auf grausame Weise. Robert aber, damals sein Gefährte, 25
über den wir bereits berichtet haben,4 entkam und der Körper des
Ermordeten wurde später zum Kloster gebracht und in der Kirche
aufgebahrt.
3Gaius Octavius (Octavian, 63 v. Chr-14. n. Chr), erster römischer Kaiser Er wurde nach
seinem Ehrentitel, den ihm der römische Senat 27. v. Chr verliehen hatte, Augustus genannt. S.
aus der Fülle der Literatur KIENAST, Augustus, LEVICK, Augustus sowie zur
Rezeptionsgeschichte die Beiträge in Afterlives, hg. GOODMAN. | ^Offenbar Rogerius, Abt von
Blois. S. hierzu Thom. Cantimpr. BUA 1,8,2 sowie Gallia Christiana VIII, Sp. 1393.
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wollte, wandte er sich an die Römische Kurie, der der heilige Mann bestens
bekannt war. Als er darauf, gewappnet mit der Autorität des Papstes,
zurückkehrte, bediente er sich - auch weil er diese Leute nicht leicht beugen
konnte - der Strenge des Hirten. Als die Seinigen das sahen und erkannten,
dass sie keineswegs „gegen den Stachel ausschlagen“ konnten, unterwarfen 5
sie ihre Hälse leichtfertig und demütig der Regel. Freigiebiger als vorher
gab er aber allen Kleidung und Speisen und Getränke, aber im Kloster
zwang er sie ruhig zu sitzen und gemäß der Ordnung zu leben. Für ihn gilt,
was man über Augustus3 liest: „Caesar war alles“. Er gestattete nicht, dass
jemand von denen, die nicht Religiose waren, in irgendeinem Amt des 10
Gehorsams diente, wie es die Vorratskammer oder die Beschaffung von
Dingen ist; aber wenn er zuversichtlich war, dass irgendwelche von gutem
Gewissen waren, vertraute er jenen die Ämter an.
Als sie dies sahen, bildeten sich die anderen mit der Zeit zu Menschen
heraus, die religiös und einfach waren und niemals Heuchelei pflegten, und 15
sie verbanden sich dem Abt wie sehr enge Vertraute. Da er als frommer und
guter Mann alles ertrug und alles glaubte, lockerte er ihnen die Zügel für ein
freieres Leben. Dies missbrauchten jene aber in so schändlicher Weise, dass
sich achtundzwanzig von ihnen durch gleiche Bosheit zusammenfanden,
drei äußerst verbrecherische Halunken zusammenbrachten und diese durch 20
Geld zum Mord an dem heiligen Mann bewegten.
An einem Abend traten sie, wie diese es angeordnet hatten, dem Abt,
welcher außerhalb der Stadt zu Geschäften eilte, entgegen; er grüßte sie und
wünschte ihnen eine gute Reise; sie aber zogen ihre kurzen Klingen hervor
und töteten ihn auf grausame Weise. Robert aber, damals sein Gefährte, 25
über den wir bereits berichtet haben,4 entkam und der Körper des
Ermordeten wurde später zum Kloster gebracht und in der Kirche
aufgebahrt.
3Gaius Octavius (Octavian, 63 v. Chr-14. n. Chr), erster römischer Kaiser Er wurde nach
seinem Ehrentitel, den ihm der römische Senat 27. v. Chr verliehen hatte, Augustus genannt. S.
aus der Fülle der Literatur KIENAST, Augustus, LEVICK, Augustus sowie zur
Rezeptionsgeschichte die Beiträge in Afterlives, hg. GOODMAN. | ^Offenbar Rogerius, Abt von
Blois. S. hierzu Thom. Cantimpr. BUA 1,8,2 sowie Gallia Christiana VIII, Sp. 1393.