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19. Und er geht nämlich nicht nach draußen, „es sei denn, er will mit
dem Schwarm wandern.“
[1] Das betrifft dasselbe, was dem bereits Dargelegten voranging. Man sagt
aber, dass der Schwarm wandern wird, wenn es die allgemeine
Notwendigkeit einer Zusammenkunft erfordert, so dass der Vorsteher, 5
nachdem er mit großem Drängen dazu gezwungen wurde, für die
Erledigung von Angelegenheiten hinausgeht.
[2] Ich habe einen gewissen von den größeren Vorstehern gekannt, der
irgendwann einmal zu auswärtigen Angelegenheiten gerufen wurde; vor
seinem Ausgang strebte er die Abgeschiedenheit an, warf sich demütig im 10
Gebet nieder und erflehte unter Tränen von Gott, dieser möge ihn mit seiner
Barmherzigkeit beim Aufbruch und der Rückkehr in allen Dingen
beschützen und in seinen Händen die allen vor Augen gestellten Geschäfte
erfolgreich sein lassen. Und siehe, Leser, was diesem Vorgang folgte: Wir
haben durch einen sicheren und unzweifelhaften Bericht über denselben 15
erfahren, dass er in der ganzen Zeit seines Vorsteheramts kaum irgendein
Unrecht oder eine Anstößigkeit erlitt.
[3] Von wie großer Gefahr aber und welchem Übel es ist, die übernommene
Seelenfürsorge zu vernachlässigen - es sei denn, man hat einen sehr
dringenden Grund -, zeigt sich darin, was ich nun anführe. Bruno war ein 20
guter und enthaltsamer Priester in Deutschland, in einer großen Stadt, die
Obermarsberg genannt wird.1 Er hatte, wie mir der denkwürdige Heinrich
von Köln, ein Bruder des Predigerordens,2 berichtet hat, einen Neffen, der
Priester war und ebenfalls Bruno hieß, einen in der Wissenschaft und den
Sitten bewährten Mann.3 Ihn bat der Priester Bruno, also der Onkel, oftmals 25
demütig darum, die Seelsorge über die genannte Pfarrei anzunehmen, damit
er selbst, der er schon ein Greis war, einem Orden beitreten könne. Jener
stimmte nach zahlreichen Bitten schließlich zu, war aber dennoch
widerwillig, und zwar, weil er die Leitung einer so großen Pfarrei fürchtete.
xEine Identifizierung Brunos d. Ä. ist mit den von Thomas gelieferten Angaben nicht möglich. S.
hierzu BURKHARDT, Predigerbrüder, S. 195. | ^Offenbar Heinrich von Marsberg OP, deutscher
Dominikaner (gest. 1254). Zur Problematik, Heinrich eindeutig zu identifizieren s. BURKHARDT,
Predigerbrüder, S. 195 sowie die Angaben bei Thom. Cantimpr. BUA 1,3,6. | 3Eine
Identifizierung Brunos d. J. ist mit den von Thomas gelieferten Angaben nicht möglich. S. hierzu
BURKHARDT, Predigerbrüder, S. 195.
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19. Und er geht nämlich nicht nach draußen, „es sei denn, er will mit
dem Schwarm wandern.“
[1] Das betrifft dasselbe, was dem bereits Dargelegten voranging. Man sagt
aber, dass der Schwarm wandern wird, wenn es die allgemeine
Notwendigkeit einer Zusammenkunft erfordert, so dass der Vorsteher, 5
nachdem er mit großem Drängen dazu gezwungen wurde, für die
Erledigung von Angelegenheiten hinausgeht.
[2] Ich habe einen gewissen von den größeren Vorstehern gekannt, der
irgendwann einmal zu auswärtigen Angelegenheiten gerufen wurde; vor
seinem Ausgang strebte er die Abgeschiedenheit an, warf sich demütig im 10
Gebet nieder und erflehte unter Tränen von Gott, dieser möge ihn mit seiner
Barmherzigkeit beim Aufbruch und der Rückkehr in allen Dingen
beschützen und in seinen Händen die allen vor Augen gestellten Geschäfte
erfolgreich sein lassen. Und siehe, Leser, was diesem Vorgang folgte: Wir
haben durch einen sicheren und unzweifelhaften Bericht über denselben 15
erfahren, dass er in der ganzen Zeit seines Vorsteheramts kaum irgendein
Unrecht oder eine Anstößigkeit erlitt.
[3] Von wie großer Gefahr aber und welchem Übel es ist, die übernommene
Seelenfürsorge zu vernachlässigen - es sei denn, man hat einen sehr
dringenden Grund -, zeigt sich darin, was ich nun anführe. Bruno war ein 20
guter und enthaltsamer Priester in Deutschland, in einer großen Stadt, die
Obermarsberg genannt wird.1 Er hatte, wie mir der denkwürdige Heinrich
von Köln, ein Bruder des Predigerordens,2 berichtet hat, einen Neffen, der
Priester war und ebenfalls Bruno hieß, einen in der Wissenschaft und den
Sitten bewährten Mann.3 Ihn bat der Priester Bruno, also der Onkel, oftmals 25
demütig darum, die Seelsorge über die genannte Pfarrei anzunehmen, damit
er selbst, der er schon ein Greis war, einem Orden beitreten könne. Jener
stimmte nach zahlreichen Bitten schließlich zu, war aber dennoch
widerwillig, und zwar, weil er die Leitung einer so großen Pfarrei fürchtete.
xEine Identifizierung Brunos d. Ä. ist mit den von Thomas gelieferten Angaben nicht möglich. S.
hierzu BURKHARDT, Predigerbrüder, S. 195. | ^Offenbar Heinrich von Marsberg OP, deutscher
Dominikaner (gest. 1254). Zur Problematik, Heinrich eindeutig zu identifizieren s. BURKHARDT,
Predigerbrüder, S. 195 sowie die Angaben bei Thom. Cantimpr. BUA 1,3,6. | 3Eine
Identifizierung Brunos d. J. ist mit den von Thomas gelieferten Angaben nicht möglich. S. hierzu
BURKHARDT, Predigerbrüder, S. 195.