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über das, was mir gesagt worden ist: Lasst uns zum Haus des Herrn gehen.“
Während er das sagte, stieg er in die Höhe. Siehe also, von wie großer
Gefahr es ist, die Aufgabe der Seelsorge anzunehmen und in den Händen
eines Nachlässigen zu lassen. Dies kannst du bei Bruno dem Älteren sehen,
der diese Fürsorge in vernachlässigender Weise aufgegeben hat, und auch 5
bei Bruno dem Jüngeren, der die erhaltene Fürsorge gedankenlos einem
anderen überlassen hat.
[4] Nimm in dieser Erzählung auch gewissenhaft dasjenige wahr, das in den
ersten Versen ähnlich gesagt wird:
„In der dir anvertrauten Herde fährst du schlecht und mit gebrochenem Fuß 10
bist du lahm; sieh dir an, welche Strafe dir bevorsteht und kehre um.“
Dort nämlich hat er deutlich angezeigt, dass sein Fuß der Zuneigung, den er
gegenüber der anvertrauten Herde unversehrt haben musste, gebrochen war;
er zeigte, dass jener lahm war, als er für die Pfründe allein die Kaplansstelle
in der Burg besetzte und die ihm anvertraute Fürsorge über die Pfarrei in 15
höchstem Maße vernachlässigte.
[5] Ich will, dass wer auch immer dies liest, weiß, dass ich im Jahr der
Fleischwerdung des Herrn 1238 in Paris gewesen bin, wo der ehrwürdige
Wilhelm, der Bischof von Paris, der bereits Theologie unterrichtet hatte,4
eine Versammlung aller Magister im Kapitel der Predigerbrüder machte. 20
Nachdem dort die Frage der Pfründenanhäufung aufgeworfen war, wurde es
in einer sehr langen Erörterung für gut befunden, dass man nicht zwei
Pfründen in Einklang mit dem Seelenheil halten könne, solange eine
fünfzehn Pfund Pariser Pfennige wert sei.5 Dies || legte der zuvorgenannte
Bischof fest, dies || legten Bruder Hugo vom Predigerorden, der später in Rom 25
Kurienkardinal war,6 Bruder Guerric7 und Bruder Gaufrid8 desselben
‘'Wilhelm von Auvergne (1180-1249), Magister der Theologie an der Universität Paris, Bischof
von Paris seit 1228. S. GLORIEUX, Repertoire I, Nr. 141, S. 315-320. | ^Bereits beim IV.
Laterankonzil 1215 war festgelegt worden, dass das gleichzeitige Halten von zwei
Seelsorgepfründen unstatthaft war. Bei Zuwiderhandeln gegen dieses Gebot drohte der Verlust
der zuerst verliehenen Pfründe. S. dazu LANDAU, Art. „Cumulatio“. | 6Hugo von Saint-Cher OP
(um 1190-1263), Mitglied des Pariser Dominkanerkonvents St. Jacques, Provinzial der
französischen Ordensprovinz, Magister der Theologie an der Universität Paris, Kurienkardinal
seit 1244, päpstlicher Legat in Deutschland 1251-1253. S. zu seinem Leben und Werk die
Beiträge in Hugues de Saint-Cher, hg. von BATAILLONDahan/Gy sowie GLORIEUX, Repertoire I,
Nr. 2, S. 43-51. | ''Gueric de Saint-Quentin OP (gest. 1243/45), Mitglied des Pariser
Dominikanerkonvents und Magister der Theologie an der Universität Paris. S. BULLIDO DEL
BARRIO, Art. „Guerric of Saint-Quentin“ sowie GLORIEUX, Repertoire I, Nr. 4, S. 54-58.
fiodefroid de Bleneau OP (gest. 1250), Magister der Theologie an der Universität Paris seit
1235. S. GLORIEUX, Repertoire I, Nr. 5, S. 59-61.
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über das, was mir gesagt worden ist: Lasst uns zum Haus des Herrn gehen.“
Während er das sagte, stieg er in die Höhe. Siehe also, von wie großer
Gefahr es ist, die Aufgabe der Seelsorge anzunehmen und in den Händen
eines Nachlässigen zu lassen. Dies kannst du bei Bruno dem Älteren sehen,
der diese Fürsorge in vernachlässigender Weise aufgegeben hat, und auch 5
bei Bruno dem Jüngeren, der die erhaltene Fürsorge gedankenlos einem
anderen überlassen hat.
[4] Nimm in dieser Erzählung auch gewissenhaft dasjenige wahr, das in den
ersten Versen ähnlich gesagt wird:
„In der dir anvertrauten Herde fährst du schlecht und mit gebrochenem Fuß 10
bist du lahm; sieh dir an, welche Strafe dir bevorsteht und kehre um.“
Dort nämlich hat er deutlich angezeigt, dass sein Fuß der Zuneigung, den er
gegenüber der anvertrauten Herde unversehrt haben musste, gebrochen war;
er zeigte, dass jener lahm war, als er für die Pfründe allein die Kaplansstelle
in der Burg besetzte und die ihm anvertraute Fürsorge über die Pfarrei in 15
höchstem Maße vernachlässigte.
[5] Ich will, dass wer auch immer dies liest, weiß, dass ich im Jahr der
Fleischwerdung des Herrn 1238 in Paris gewesen bin, wo der ehrwürdige
Wilhelm, der Bischof von Paris, der bereits Theologie unterrichtet hatte,4
eine Versammlung aller Magister im Kapitel der Predigerbrüder machte. 20
Nachdem dort die Frage der Pfründenanhäufung aufgeworfen war, wurde es
in einer sehr langen Erörterung für gut befunden, dass man nicht zwei
Pfründen in Einklang mit dem Seelenheil halten könne, solange eine
fünfzehn Pfund Pariser Pfennige wert sei.5 Dies || legte der zuvorgenannte
Bischof fest, dies || legten Bruder Hugo vom Predigerorden, der später in Rom 25
Kurienkardinal war,6 Bruder Guerric7 und Bruder Gaufrid8 desselben
‘'Wilhelm von Auvergne (1180-1249), Magister der Theologie an der Universität Paris, Bischof
von Paris seit 1228. S. GLORIEUX, Repertoire I, Nr. 141, S. 315-320. | ^Bereits beim IV.
Laterankonzil 1215 war festgelegt worden, dass das gleichzeitige Halten von zwei
Seelsorgepfründen unstatthaft war. Bei Zuwiderhandeln gegen dieses Gebot drohte der Verlust
der zuerst verliehenen Pfründe. S. dazu LANDAU, Art. „Cumulatio“. | 6Hugo von Saint-Cher OP
(um 1190-1263), Mitglied des Pariser Dominkanerkonvents St. Jacques, Provinzial der
französischen Ordensprovinz, Magister der Theologie an der Universität Paris, Kurienkardinal
seit 1244, päpstlicher Legat in Deutschland 1251-1253. S. zu seinem Leben und Werk die
Beiträge in Hugues de Saint-Cher, hg. von BATAILLONDahan/Gy sowie GLORIEUX, Repertoire I,
Nr. 2, S. 43-51. | ''Gueric de Saint-Quentin OP (gest. 1243/45), Mitglied des Pariser
Dominikanerkonvents und Magister der Theologie an der Universität Paris. S. BULLIDO DEL
BARRIO, Art. „Guerric of Saint-Quentin“ sowie GLORIEUX, Repertoire I, Nr. 4, S. 54-58.
fiodefroid de Bleneau OP (gest. 1250), Magister der Theologie an der Universität Paris seit
1235. S. GLORIEUX, Repertoire I, Nr. 5, S. 59-61.