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Thomas; Burkhardt, Julia [Editor]
Von Bienen lernen: das "Bonum universale de apibus" des Thomas von Cantimpré als Gemeinschaftsentwurf : Analyse, Edition, Übersetzung, Kommentar (Teilband 2): Analyse, Edition, Übersetzung und Kommentar — Regensburg: Schnell + Steiner, 2020

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https://doi.org/10.11588/diglit.53742#0156
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BUA 1,19

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auszudrücken vermochte. Nach seinem Tod dachte einer von uns allzu
erstaunt darüber nach, warum ein solcher Mensch und ein solcher Kleriker,
wenn es doch ein tödliches Vergehen war, mehrere Pfründen zu behalten, in
einem solchen Zustand verstorben war. Bald darauf erschien der Tote einem
gleichsam halb Wachenden und sprach: „Allein der Pfründen wegen bin ich 5
Unglücklicher auf ewig verdammt worden.“
[8] Zu dieser Frage befragte Jakob von Vitry heiligen Andenkens, damals
Bischof von Akkon, später aber römischer Kurienkardinal,15 den einst
höchst angesehenen Magister der Theologie, Robert von Courson, einen
Kardinal der römischen Kirche,16 der vor der ersten Belagerung der Stadt 10
Damiette starb,17 und dieser antwortete: „Ich sage: Derjenige wird sofort aus
dem Leben scheiden, weil es sündhaft und verdammenswert ist, mehrere
Pfründen zu haben, solange eine zu haben angemessen ist.“ Dasselbe hat
Magister Petrus heiligen Andenkens, der Cantor von Paris,18 geschrieben
und gesagt. Und ebenfalls hat dies Magister Guiard, der Bischof von 15
Cambrai,19 mit folgenden Worten bestätigt: „Ich würde nicht für das Gold
von ganz Arabien auch nur in einer Nacht zwei Pfründen halten wollen und
selbst wenn, würde ich sicherstellen, dass morgens eine von jenen Pfründen
einem geeigneten Menschen verliehen wird, und zwar wegen der Gefahr
eines ungewissen Lebens.“ Davon erzählt auch Bruder Bernhard, || der 20
einstige Poenitentiar des Herrn Papstes und Bruder || vom Predigerorden,20 dass
Papst Gregor IX.21 heiligsten Andenkens, als er gefragt wurde, ob er wegen
seiner Vollmacht den Besitzern vieler Pfründen einen Dispens erteilen

15Jakob von Vitry (1160/70-1240), Regularkanoniker und Kreuzzugsprediger, seit 1216 Bischof
von Akkon, seit 1228 Kardinalbischof von Tusculum. S. für weitere Informationen Thom.
Cantimpr. BUA prolog. | ^'Robert von Courson Courcon (um 1155-1219), Magister der
Theologie in Paris, Kanzler der Universität Paris, Kurienkardinal seit 1213. S. HÄUPTLI, Art.
„Robert von Courson" sowie GLORIEUX, Repertoire I, Nr. 103, S. 235-237. | ^Gemeint ist hier
wohl nicht die seit 1218 anhaltende Belagerung der Stadt Damiette im Zuge des Fünften
Kreuzzugs, sondern deren Eroberung im November 1219. Robert von Courson erlebte diese
nicht mehr, er war vorher an einer Erkrankung verstorben. | ^Petrus Cantor (gest. 1197),
Magister und Kanoniker, seit 1183 Kantor von Notre Dame (Paris). S. BALDWIN, Masters,
Princes and Merchands, S. 3-16. | i9Guiard de Taon (1170/80-1248), Bischof von Cambrai
seit 1238. S. für weitere Informationen Thom. Cantimpr. BUA 1,4,4. | 1QBernhard OP, offenbar
der Beichtvater der hl. Lutgard von Aywieres (Tongeren, 1182-1246; Mystikerin, zunächst
Mitglied des Benediktinnerinenklosters von Saint-Trond, später Zisterzienserin in Aywieres). In
ihrer Vita, die Thomas von Cantimpre verfasste, der Lutgard seit 1228 persönlich gekannt hatte,
wird der Dominkaner und Poenitentiar Bernhard mehrfach erwähnt. S. z.B. Thom. Cantimpr.
Vita S. Lutgardis III, 1. Zu Lutgard s. BARTOLOMEI ROMAGNOLI, Lutgarda di Aywieres,
BARTOLOMEI ROMAGNOLI, Agiografia e mistica sowie zu den Verbindungen zwischen Lutgard
und Thomas SMITH, Language. | ^Gregor IX. (Hugo von Segni, ca. 1170-1241), Papst seit
1227. S. für weitere Informationen Thom. Cantimpr. BUA 1,9,7.
 
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